# taz.de -- Corona in Marokko: Neuer Lockdown vor dem Opferfest
       
       > In Marokko erreichen die Corona-Infektionen neue Rekordwerte. Die
       > Regierung riegelt ohne Vorwarnung acht große Städte ab.
       
 (IMG) Bild: Die strikten Reiseregelungen könnten den Schafen auf dem Markt in Rabat das Leben retten
       
       BERLIN taz | Für mehr als eineinhalb Milliarden MuslimInnen beginnt Ende
       dieser Woche das Opferfest, zu dem traditionell Familien zusammenkommen und
       Verwandte und Bekannte besucht werden. Während das höchste Fest des
       islamischen Kalenders auch in Marokko kurz bevorsteht, überschatten neue
       Rekordzahlen an Coronaneuinfektionen und harte Gegenmaßnahmen der Regierung
       die Festtage in dem Land.
       
       Nachdem am Samstag mit mehr als 800 gemeldeten Neuinfektionen in 24 Stunden
       ein neuer Höchstwert registriert wurde, verschärfte die Regierung am
       Sonntagabend die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, die erst Ende Juni
       teilweise gelockert worden waren: Das Innen- und das Gesundheitsministerium
       verkündeten eine Abriegelung großer Städte.
       
       Demnach dürfen seit der Nacht zu Montag acht Städte nicht mehr betreten
       oder verlassen werden, darunter Casablanca, Tanger, Marrakesch, Fes und
       Meknes. Ausnahmen bestehen für Kranke und Berufstätige sowie für den
       Warenverkehr. Marokkos Hauptstadt Rabat ist nicht betroffen.
       
       In marokkanischen Medien sowie in sozialen Netzwerken kursierten am Montag
       Fotos von langen Staus und überfüllten Bus- und Bahnstationen.
       [1][Berichten] zufolge versuchten Tausende, in den wenigen verbleibenden
       Stunden vor Eintritt der Abriegelung um Mitternacht noch ihre Zielorte zu
       erreichen.
       
       ## Maskenpflicht auch im Auto
       
       Regierungsvertreter hatten zuvor an die BürgerInnen appelliert, die
       Coronamaßnahmen zu befolgen. „Das Virus ist immer noch da und wartet nur
       darauf, sich weiter zu verbreiten“, [2][zitierten] marokkanische Medien
       Gesundheitsminister Khalid Ait al-Talib. Er rief alle MarokkanerInnen auf,
       auf unnötige Reisen während der Feiertage zu verzichten und Körperkontakt
       zu vermeiden. Ähnlich äußerte sich Regierungchef Saad al-Din al-Othmani.
       
       Das Innenministerium erinnerte in einer Mitteilung daran, dass das Tragen
       von Atemschutzmasken überall in der Öffentlichkeit weiter Pflicht sei. Wer
       ohne Maske erwischt wird, dem droht demnach eine Geldstrafe von bis zu
       1.300 Dirham (118 Euro) und Freiheitsentzug bis zu drei Monaten. Die
       Maskenpflicht gilt in Marokko auch für Fahrten im eigenen Auto.
       
       Marokko hatte Ende Juni den zuvor verhängten landesweiten Lockdown
       gelockert. Internationale Flüge bleiben aber mit wenigen Ausnahmen weiter
       ausgesetzt. Die Grenzen sind weitgehend dicht. Auch der nationale Notstand,
       der im März ausgerufen wurde, soll bis mindestens 10. August bestehen
       bleiben.
       
       Die [3][Gesamtzahl] der von Marokkos Regierung bestätigten Coronafälle
       betrug am Montagnachmittag 20.278. An den Folgen einer Infektion gestorben
       sind 313 Menschen, 16.438 Infizierte sind genesen. Damit bewegt sich das
       nordafrikanische Land mit seinen mehr als 30 Millionen EinwohnerInnen etwa
       im gleichen Bereich wie Algerien oder Ägypten, wo die Totenzahlen
       allerdings deutlich höher liegen.
       
       27 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://ledesk.ma/2020/07/27/chaos-sur-les-routes-et-dans-les-gares-apres-lannonce-du-lockdown-de-huit-villes/
 (DIR) [2] https://www.moroccoworldnews.com/2020/07/312131/morocco-reports-663-new-covid-19-cases-156-recoveries-in-24-hours/
 (DIR) [3] https://coronavirus.jhu.edu/map.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
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