# taz.de -- Autobahnbau bedroht Wald: Der neue Hambi ist in Hessen
       
       > Die Autobahn 49 soll durch den Dannenröder Wald in Hessen gebaut werden.
       > Das wollen Klimaschützer:innen verhindern.
       
 (IMG) Bild: A 49? Nein, danke
       
       Klimaaktivist:innen von Fridays for Future, Ende Gelände, Sand im Getriebe
       und weiteren Gruppen haben sich zusammengeschlossen, um ein kleines Stück
       Wald in Hessen vor der Rodung zu bewahren. Der Dannenröder Forst soll der
       neuen Autobahn A 49 weichen. Lokale Umweltschützer:innen versuchen seit
       Jahren, das zu verhindern. Im vergangenen Herbst besetzten einige
       Klimaaktivist:innen [1][das Waldstück mit Baumhäusern].
       
       Jetzt kommt der Rest der Klimabewegung zur Unterstützung. Das neue
       Aktionsbündnis nennt sich „Autokorrektur“. Es kündigt „massive Proteste und
       vielfältigen Widerstand“ an. Die A 49 verbindet aktuell Kassel mit Neuental
       im hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Um sie an die A 5 anzuschließen, soll sie
       bis Gemünden im Vogelsbergkreis weitergebaut werden.
       
       Im Juni und Juli hatte das Bundesverwaltungsgericht mehrere Klagen gegen
       das Projekt abgewiesen. Unter anderem hatte der BUND geklagt und
       argumentiert, dass der Wasserschutz nicht genügend beachtet wurde. Das
       Gericht stimmte dem [2][sogar teilweise zu]. Der Planfeststellungsbeschluss
       müsse deshalb aber nicht infrage gestellt werden.
       
       Das beauftragte Unternehmen Deges will das Bauprojekt nun angehen. „Die
       Deges respektiert abweichende Meinungen und friedlichen Protest gegen den
       Bau der A 49“, heißt es bei dem Unternehmen.
       
       ## Demos, Blockaden, Besetzungen
       
       „Sie stützt sich bei den jetzt anstehenden Arbeiten zum Bau der A 49 auf
       einen gesetzlichen Auftrag und bestandskräftige
       Planfeststellungsbeschlüsse, die zuletzt am 23. Juni und 2. Juli 2020 vom
       Bundesverwaltungsgericht bestätigt wurden.“ Damit seien alle Klagen gegen
       das Baurecht rechtskräftig zurückgewiesen worden.
       
       Zu möglichen Protesten lässt die Deges wissen, sie appelliere „an alle
       Gegner der A 49, die vorhaben, weiter gegen den Bau der A 49 und die
       notwendigen und genehmigten Baumfällungen zu protestieren, dies mit
       friedlichen Mitteln zu tun, jedwede Eskalation zu vermeiden und die
       Arbeiten vor Ort nicht zu behindern“. Über „Autokorrektur“ im Speziellen
       wolle sich die Dedes aber aktuell nicht äußern, sagte eine Sprecherin der
       taz.
       
       Das neue Bündnis plant durchaus nicht nur Demonstrationen, sondern auch
       friedliche Blockaden und Besetzungen. Bei Fridays for Future wird fast seit
       Bestehen darüber gestritten, ob und wie sich die Bewegung an solchen
       Aktionen zivilen Ungehorsams beteiligen soll, die über das Bestreiken der
       Schule hinausgehen. Der gemäßigte Teil der Gruppe befürchtet, dass der
       große öffentliche Zuspruch leiden könnte.
       
       „Welche Aktionsformen wir nutzen, ist bei uns ständig in der Diskussion“,
       sagte Leonard Diez von Fridays for Future der taz. „Inwiefern man sich an
       den ungehorsamen Aktionen beteiligt, ist natürlich den Aktivist:innen immer
       selbst überlassen.“
       
       Bei Ende Gelände gehört das Blockieren klimaschädlicher Infrastruktur
       dagegen zum Programm. „Vor zwei Jahren haben wir den Hambi gerettet. Next
       Stop: Dannenröder Wald“, schreibt Ende Gelände auf Twitter. Die Proteste um
       den Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen können vielleicht als Vorbild
       für das aktuelle Unterfangen gelten. Der sollte für die Erweiterung des
       Tagebaus Hambach gerodet werden. Klimaaktivist:innen besetzten ihn
       jahrelang.
       
       Als klar war, dass Deutschland einen Kohleausstieg auf den Weg bringt,
       bekamen sie plötzlich große öffentliche Unterstützung. Dass für einen
       Energieträger, der nicht mehr lange genutzt werden soll, ein Wald verloren
       geht, sahen viele nicht ein. Der beschlossene Kohleausstieg im Jahr 2038
       geht der Klimabewegung zwar nicht weit genug, der Hambacher Forst ist im
       Gesetz festgeschrieben.
       
       „Seit Jahren wissen wir, dass Autobahnen ein Projekt der Vergangenheit sind
       und Interessen einer zerstörerischen Industrie bedienen“, sagte Sprecherin
       Paula Eisner. „Statt Geld für Autos und Asphalt braucht es einen
       tiefgreifenden Wandel unseres Wirtschaftssystems, das den Schutz von
       Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt rückt.“
       
       4 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gegen-die-Rodung-fuer-die-A49-Autobahn/!5628919
 (DIR) [2] https://www.bverwg.de/de/pm/2020/37
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
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