# taz.de -- Vattenfall will Klimakiller abschalten: Moorburg kann weg
       
       > Konzernchef Magnus Hall bietet Abschaltung des Kohlemeilers gegen
       > Millionen-Entschädigung an – weil er nach Klagen des BUND
       > unwirtschaftlich ist.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht bald nicht mehr nötig: Protest gegen das Kraftwerk Moorburg Ende August
       
       HAMBURG taz | Es klingt wie das perfekte Drehbuch: Am Mittwoch urteilt das
       Hamburgische Oberverwaltungsgericht (OVG) – [1][wie schon sieben Jahre
       zuvor] –, dass Vattenfall nicht einfach Elbwasser durch sein Kohlekraftwerk
       Moorburg laufen lassen darf, um es zu kühlen. Und am Freitag kündigt
       Vattenfall-Chef Magnus Hall [2][in der Süddeutschen Zeitung] den Abschied
       von der politisch umkämpften Dreckschleuder an: Überraschend hat der
       Konzern das Kraftwerk bei einer Auktion der Bundesnetzagentur zur
       Stilllegung von Kohlekraftwerken gegen Entschädigung angeboten.
       
       Das Verfahren zielt eigentlich auf ältere Steinkohlekraftwerke ab. Moorburg
       ist dagegen eines der neuesten und effizientesten Kohlekraftwerke der
       Republik – theoretisch. Denn der Meiler, vom CDU-Senat unter Ole von Beust
       auf die doppelte Kapazität aufgepustet, ist nie gelaufen wie geplant.
       
       Erst hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die Fernwärmetrasse
       und damit einen Großteil der eingeplanten [3][Fernwärmeauskopplung
       weggeklagt], die den Betrieb erst so richtig gewinnbringend gemacht hätte.
       Und dann haben die Umweltschützer*innen sich die wasserrechtliche
       Genehmigung vorgeknöpft: Die hatte die Grüne Umweltsenatorin Anja Hajduk
       einst zähneknirschend erteilt – und damit ein zentrales Wahlversprechen
       gebrochen.
       
       Der BUND argumentierte, dabei seien die Folgen für den Fischbestand in der
       Elbe unzureichend geprüft worden, trotz aller Schutzmaßnahmen sauge das
       Kraftwerk viel zu viele Fische an und häcksle sie klein. Das hat das OVG
       nun zum zweiten Mal bestätigt.
       
       Vattenfall muss demnach auch künftig nicht nur im Sommer, sondern
       ganzjährig den Kühlturm betreiben, was weitere Effizienzverluste bedeutet.
       Das Kraftwerk ist damit nicht mehr rentabel. Allein im ersten Halbjahr 2020
       musste der Konzern deswegen 880 Millionen Euro abschreiben.
       
       ## Die Bundesnetzagentur muss noch zustimmen
       
       „Die Abschaltung von Norddeutschlands größtem Klimakiller ist überfällig“,
       frohlockt BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Auch wenn Vattenfall
       Moorburg schon vor dem Gerichtsurteil vom vergangenen Mittwoch zur
       Abschaltung angemeldet hat, ist das vor allem sein Erfolg.
       
       Jetzt muss nur noch die Bundesnetzagentur mitspielen. Neben dem von
       Vattenfall geforderten Preis, der einige hundert Millionen Euro betragen
       könnte, spielen für den Ausgang der Auktion auch Fragen der
       Versorgungssicherheit eine Rolle. Eine Entscheidung soll im Dezember
       fallen. Falls Vattenfall den Zuschlag bekommt, fordert Braasch schon mal:
       „Auf keinen Fall darf es weitere Entschädigungen von Seiten der Stadt
       Hamburg geben, wenn der Standort Moorburg einer anderen Nutzung zugeführt
       werden soll.“
       
       4 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
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