# taz.de -- Die Wahrheit: Bundeswehr bestellt bei Amazon
       
       > Die Bundesverteidigungsministerin AKK von der CDU marschiert voran: Neue
       > Konzepte sollen dem müden Heer auf die Beine helfen.
       
 (IMG) Bild: Im Folterzelt: AKK beim Verhör
       
       Seit gut einem Jahr ist Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Bundesministerin
       der Verteidigung. Mit der Bundeswehr übernahm sie eine marode, moralisch
       geschwächte Second-Hand-Armee, die nur mehr von Gulaschsuppe,
       Kungelaufträgen und nationalsozialistischen Netzwerken zusammengehalten
       wurde. Was hat sich nach einem Jahr „AKK“ verändert? 
       
       ## Nationalsozialismus
       
       Zahlreiche Fälle von Rechtsradikalen im Heer haben den Ruf der Truppe stark
       ramponiert; zuletzt waren private Waffensammlungen bei einem
       KSK-Angehörigen bekannt geworden. Kramp-Karrenbauer möchte deshalb weg von
       der Videospiel-Ästhetik, mit der ihre Vorgängerin um Berufssoldaten
       geworben hat. „Mit der Ballerspiel-Optik haben wir fragwürdige Gestalten
       doch förmlich angelockt!“ Ihr Gegenmittel: die Einführung einer
       Organisation namens „Heimatschutz“, einer Art freiwilligen militärischen
       Jahres für Wehrsportinteressierte, der soeben mit 1.000 Testpersonen
       angelaufen ist (leider kein Witz). Hinweise darauf, dass „Heimatschutz“ ein
       von Neonazis gepflegter Begriff für rassistische Überfälle und zur
       gewaltsamen Einschüchterung von Andersdenkenden sei, wehrt
       Kramp-Karrenbauer ab: „Ich lasse es notfalls gerne auf eine bewaffnete
       Auseinandersetzung mit den Nazis ankommen! Wir werden ja sehen, wer der
       brutalste Heimatschutz am Platz ist.“ Beim jetzigen politischen Klima halte
       sie es jedoch für unproblematisch, irgendwelche diffusen „Freiwilligen“ auf
       Staatskosten an der Waffe auszubilden, um sie dann ohne nähere
       Verpflichtungen wieder auf die Öffentlichkeit loszulassen: „Besser, sie
       lernen bei der Bundeswehr schießen als auf der Straße!“
       
       ## Entschädigungen
       
       Eine große Überraschung: Annegret Kramp-Karrenbauer möchte Schwule in der
       Bundeswehr entschädigen, deren Leben durch Zwangsoutings oder Mobbing
       zerstört wurde. „In der Bundeswehr sollen Leute an ganz normalen
       Kriegstraumata zugrunde gehen, nicht durch Mobbing“, so die Ministerin
       mitfühlend. Bemerkenswert: Kramp-Karrenbauer selbst hatte Homosexualität in
       früheren Interviews mit Inzest verglichen und indirekt als volksschädigend
       gekennzeichnet. Für Kramp-Karrenbauer kein Widerspruch: „Volksschädlichkeit
       kann man auch positiv verstehen! Zum Beispiel, wenn sie gegen feindliche
       Völker eingesetzt wird, nicht gegen das eigene! Hier erwarte ich mir jetzt
       allerdings von den Schwulen ein Entgegenkommen. Ab jetzt immer schön im
       Ausland rummachen!“
       
       ## Rüstungsaufträge
       
       Auch das ist neu: Unter AKK soll endlich Schluss sein mit dubiosen
       Rüstungsaufträgen, an denen unseriöse Geschäftemacher verdienen. Die
       Trennung vom Traditionszulieferer Heckler & Koch ist dabei nur der Anfang:
       “Wir bestellen jetzt alles bei Amazon, so wie alle“, lässt sich AKK
       zitieren. Zurzeit sind neue Jumbo-Getränkehalter für die „Orion“-Staffel
       von Marinedüsenjägern geplant. Das Problem: Die ganze Serie soll nächstes
       Jahr ausgemustert werden! Eine typische Malaise der „alten“ Bundeswehr?
       Kramp-Karrenbauer beschwichtigt: „Kein Problem dank der
       Amazon-Rückgabegarantie! Wir geben die Getränkehalter direkt vor der
       Ausmusterung zurück, der Steuerzahler verliert keinen Cent. Außerdem
       konnten wir uns bei dem Onlineanbieter [1][serioeskredit.com] ein
       attraktives Finanzierungsmodell für neue Truppenausrüstung sichern. Nicht
       alles im Internet ist schlecht!“
       
       ## Social Media
       
       Womit wir schon beim nächsten Thema wären, stehen die Aktivitäten der Armee
       in den sozialen Medien doch ebenfalls in der Kritik. Zuletzt hatte es
       Meldungen gegeben, wonach der Social-Media-Beauftragte der Bundeswehr
       Beiträge der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ mit Likes versehen
       hatte. Der Digitalkurs soll daher nun ein anderer werden: Statt auf
       Facebook und Co. um Likes zu werben, sollen die Accounts der Soldatinnen
       und Soldaten künftig waffenfähig gemacht werden – und gegen den Gegner
       gerichtet werden. „Wenn wir es schaffen, Accounts feindlicher Kombatanten
       mit Troll-Kommentaren zu fluten, brechen wir ihre Kampfmoral! Niemand will
       unmittelbar vor einem Schusswechsel erleben, wie die eigene Katze von
       Wildfremden als hässlich und nicht niedlich genug geschmäht wird.“
       
       ## Auslandseinsätze
       
       Eigene Erhebungen der Bundeswehr zeigen: Große Teile der Bevölkerung sind
       für neue Auslandseinsätze nur schwer zu begeistern. Dabei werden die
       Bündnispflichten Deutschlands unweigerlich neue Einsätze nötig machen, ist
       sich Kramp-Karrenbauer sicher. „Wir müssen den Begriff Auslandseinsatz neu
       besetzen“, so die Ministerin in einem internen Memo. Nach einem ersten
       Lagebild könnten ausgebildete Spezialkommandos von Heer und Marine den
       Begriff innerhalb von 24 Stunden mit minimalen Verlusten besetzen und ihn
       gegen feindliche Definitionsmächte bis zu zwei Wochen ohne Nachschub
       halten. „Ich hoffe aber, dass uns der Feind nicht dazu zwingt“, so AKK
       nebulös.
       
       ## Gendern
       
       Für Hohn und Spott bei Konservativen hatte der Vorschlag geführt, künftig
       auch in der Bundeswehr zu gendern und weibliche Dienstgrade wie
       „Leutnantin“, „Generalin“ oder „Frau Oberst“ einzuführen. „Das ist vom
       Tisch“, teilte die Ministerin vor Kurzem mit. „Frauen im Heer haben es
       ohnehin so schwer, da wollen wir sie nicht noch mit komplizierten neuen
       Bezeichnungen verwirren.“ Kramp-Karrenbauer, die sich auch in der
       Vergangenheit oft antifeministisch geäußert hatte, legte nach: „Der einzige
       Gender-Stern, den man in der Truppe erreichen kann, ist der Stern eines
       Majors am Revers! Den erreicht man aber nicht durch Gender-Beauftragte,
       sondern durch Leistung, sprich Töten. Also anstrengen, Mädels! Ich will
       Leichen sehen!“
       
       21 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://serioeskredit.com
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leo Fischer
       
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