# taz.de -- Missbrauch in katholischer Kirche: Mehr Geld für die Opfer!
       
       > Seit Jahren versichert die katholische Kirche, die Missbrauchsopfer
       > entschädigen zu wollen. Doch davon ist bis heute wenig zu sehen.
       
 (IMG) Bild: 50 Luftballons von der Selbsthilfe Münster, stellvertretend für die 5.000 Missbrauchsopfer
       
       Vermutlich versprechen sich nicht wenige Katholikinnen und Katholiken von
       der alljährlichen Herbstvollversammlung der katholischen Kirche, die gerade
       in Fulda stattfindet, einen Aufbruch ihrer Glaubenseinrichtung. Schon lange
       fordern Gläubige [1][eine Modernisierung ihrer Kirche] – Stichworte sind da
       unter anderem die Weihe für Frauen und ein moderner Umgang mit Geschiedenen
       – sowie Anstand gegenüber Betroffenen sexueller Gewalt in katholischen
       Einrichtungen. Aber all jene, die mit der aktuellen Synode darauf gehofft
       hatten, dürften – wieder einmal – enttäuscht werden.
       
       Der Druck aus dem Vatikan gegen eine Modernisierung der Kirche scheint zu
       groß zu sein. Die deutschen Bischöfe beugen sich offenbar lieber der
       höheren Macht, als den Mitgliedern im eigenen Land entgegenzukommen. Vor
       allem unglaubwürdig machen sie sich beim Umgang mit Betroffenen sexueller
       Gewalt.
       
       Seit Jahren versichert die katholische Kirche, den strukturellen Missbrauch
       aufarbeiten und Opfer entschädigen zu wollen. Doch davon ist nicht viel zu
       spüren. Akten werden nicht vollständig geöffnet, Täter erhalten keine
       Berufsverbote, Entschädigungszahlungen fallen gering aus. All das muss den
       Betroffenen – um es einmal sehr zugespitzt zu formulieren – wie ein
       erneuter Missbrauch erscheinen.
       
       Im Durchschnitt zahlt die katholische Kirche 5.000 Euro an Geschädigte; bei
       sehr harten Fällen schon mal mehr. Eine von der Bischofskonferenz
       eingesetzte ExpertInnengruppe spricht hingegen von bis zu 400.000 Euro, die
       Opfern teilweise zustünden. Solche Summen wird die Kirche sicher niemals
       zahlen.
       
       Zugegeben, es wäre viel Geld, das die Kirche bereitstellen müsste.
       Angesichts des Leids, das katholische OrdensträgerInnen verursacht haben,
       wären höhere Zahlungen hingegen ein deutliches Signal: Wir meinen es ernst
       mit Aufarbeitung und Entschädigung.
       
       Und falls die Kirche sich mit dem Argument herausreden möchte, so viel Geld
       sei nicht da, könnte sie – Achtung, unorthodoxer Vorschlag – einige ihrer
       teuren Immobilien verkaufen. Angesichts des Mitgliederschwunds braucht sie
       die bald ohnehin nicht mehr.
       
       24 Sep 2020
       
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