# taz.de -- Missbrauch in der katholischen Kirche: Erzbischof im Rechtfertigungs-Modus
       
       > Ein Gutachten wirft dem Hamburger Erzbischof Heße vor, er habe es bei der
       > Aufklärung sexuellen Missbrauchs in der Kirche an Engagement vermissen
       > lassen.
       
 (IMG) Bild: Ihm wird ungenügende Aufklärung vorgeworfen: Stefan Heße
       
       HAMBURG taz | Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat es bei der
       Aufklärung von [1][Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche] an
       Problembewusstsein und Empathie mangeln lassen. Diesen Vorwurf erhebt eine
       Studie im Auftrag des Erzbistums Köln, wie jetzt von der Wochenzeitung Die
       Zeit publik gemacht wurde.
       
       Die Studie einer Münchener Anwaltskanzlei hatte eigentlich im März
       veröffentlicht werden sollen. Doch dann zog sie der Kölner Erzbischof
       Rainer Maria Woelki überraschend zurück – nach Angaben der Zeit, genau
       einen Tag nachdem das Justiziariat des Hamburger Bistums den Münchner
       Anwälten geschrieben hatte: Die Studie sei rechtswidrig.
       
       Der heutige Hamburger Erzbischof Heße hatte sich als Mitarbeiter des
       damaligen Kölner Kardinals Meißner ab 2006 um Fälle von Kindesmissbrauch
       gekümmert. Dabei soll er sich „Unzulänglichkeiten, einschließlich fehlender
       Opferfürsorge“ zu Schulden kommen lassen haben, heißt es in der Studie.
       
       Deren Autoren stellten fest, dass es sich nicht um Einzelfälle gehandelt
       habe, „sondern um regelmäßig wiederkehrende, durchgängig festzustellende
       Mängel in der Sachbehandlung von Missbrauchsfällen basierend auf einer
       indifferenten, von fehlendem Problembewusstsein geprägten Haltung des Dr.
       Heße gegenüber Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker.“
       
       ## Handwerkliche Unzulänglichkeiten
       
       In einem Interview mit der Zeit wehrt sich Heße gegen die Vorwürfe: Er habe
       in den sechs in Rede stehenden Fällen „mit guten Argumenten und den
       Hinweisen auf handwerkliche Unzulänglichkeiten in der Recherche eine
       vollkommen gegenteilige Sicht aufgemacht“. Heßes Justiziar besteht darauf,
       dass dessen Sicht der Dinge zusammen mit der Studie veröffentlicht wird.
       Gehört zu werden, gebiete das Persönlichkeitsrecht.
       
       In dem Gespräch mit der Zeit räumt der heutige Hamburger Erzbischof
       allerdings ein, auf seine damalige Aufgabe schlecht vorbereitet gewesen zu
       sein. „Man muss zumindest intensive Weiterbildungen absolvieren, um
       insbesondere den Betroffenen gerecht zu werden“, sagt er. Für die heutigen
       Standards sei er dankbar.
       
       Außerdem, räumt Heße ein, sei ihm die Dimension des Problems erst über die
       Jahre bewusst geworden. Dazu habe die Begegnung mit Betroffenen beigetragen
       aber auch, nach seiner Zeit in Köln, eine [2][Studie der Deutschen
       Bischofskonferenz]. Die vor zwei Jahren veröffentlichte Untersuchung hat
       ergeben, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker
       3.677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben sollen.
       
       Heße und seine Kollegen haben sich nur um Altfälle gekümmert. Er sei immer
       erleichtert gewesen, wenn ein Fall noch nicht verjährt war und die
       Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnahm, sagt er. Polizei und
       Staatsanwaltschaft hätten schließlich ganz andere Möglichkeiten zu
       recherchieren.
       
       25 Sep 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Bischofskonferenz-beschliesst-Zahlungen/!5716473
 (DIR) [2] https://dbk.de/themen/sexueller-missbrauch/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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