# taz.de -- Bischofskonferenz beschließt Zahlungen: 50.000 Euro für Missbrauchs-Opfer
       
       > Die katholische Kirche in Deutschland will Menschen entschädigen, die von
       > Priestern missbraucht wurden. Expert:innen befürchten eine
       > Retraumatisierung.
       
 (IMG) Bild: Entschädigung von bis zu 50.000 Euro für Missbrauchsopfer: Bischof Bätzing in Fulda
       
       FULDA dpa/epd | Die katholischen deutschen Bischöfe haben sich auf ein
       einheitliches Verfahren für die Einmalzahlungen an Opfer [1][sexuellen
       Missbrauchs in der Kirche] geeinigt. Diese sollen künftig auf Antrag
       Ausgleichszahlungen von bis zu 50.000 Euro erhalten. Das hat der
       Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, am
       Donnerstag zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda gesagt.
       
       Dabei werde es sich um Einmalzahlungen handeln, die für jeden Betroffenen
       durch ein unabhängiges Entscheidungsgremium individuell festgelegt würden,
       sagte Bätzing. Zusätzlich könnten Betroffene Kosten für Therapie- oder
       Paarberatung erstattet bekommen.
       
       All diese Leistungen würden künftig durch ein zentrales und unabhängig
       besetztes Gremium festgelegt. Diesem Gremium sollen sieben Frauen und
       Männer angehören. Es werde mit Fachleuten aus Medizin, Recht, Psychologie
       und Pädagogik besetzt, sage Bätzing. Die Mitglieder dürften nicht bei der
       Kirche angestellt und damit von ihr abhängig sein.
       
       Das Gremium werde nicht nur die Leistungshöhe festlegen, sondern auch die
       Auszahlung der Summen anweisen. Auf diesem Wege solle das Verfahren
       beschleunigt werden, was viele Betroffene angemahnt hätten. Die Mitglieder
       des Gremiums würden durch einen Ausschuss ausgewählt, dem mehrheitlich
       nichtkirchliche Vertreter angehören sollen.
       
       ## Droht Betroffenen die „Retraumatisierung“?
       
       Es war das erklärte Ziel der Bischöfe, sich bei dem Treffen in Fulda auf
       konkrete Anerkennungszahlungen für die Opfer des sexuellen Missbrauchs
       durch Priester zu einigen. „Es geht uns um ein einheitliches System“, hatte
       Bätzing betont. Dabei wolle man sich orientieren an gerichtlichen Urteilen
       zu Schmerzensgeldern.
       
       Es bleibt abzuwarten, ob dies die Opfer zufriedenstellen wird. Man habe
       „Angst“ vor dem, was sich Verwaltungs-, Finanz- und Rechtsfachleute der
       [2][katholischen Kirche] ausgedacht hätten, ohne die Betroffenen
       einzubeziehen, hatte der Sprecher der Opferinitiative „Eckiger Tisch“,
       Matthias Katsch, am Mittwoch in Fulda gesagt.
       
       Für angemessen hielte die Opferinitiative nach Katschs Worten Zahlungen in
       sechsstelliger Höhe, zumal viele Betroffene berufsunfähig seien. Noch
       kritischer als die Summen sieht Katsch die Verfahren, denen sich die Opfer
       unterziehen müssten, um das Geld erhalten zu können. Hier sei eine „tiefe
       Retraumatisierung“ in unprofessionellen Settings zu befürchten.
       
       Eine vor zwei Jahren von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellte
       Studie hatte ergeben, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670
       katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben
       sollen. Dies gilt aber nur als die Spitze des Eisbergs.
       
       24 Sep 2020
       
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