# taz.de -- Missbrauch in der katholischen Kirche: Transparenz ist nötig
       
       > Auch die Ordensgemeinschaften haben nun eine Missbrauchsstudie vorgelegt.
       > Die Zahlen zeigen: Entschädigung und Transparenz sind angebracht.
       
 (IMG) Bild: Eine Nonne betet den Rosenkranz
       
       Es hört einfach nicht auf: Die Zahl der bekannt werdenden
       [1][Missbrauchsfälle] in der katholischen Kirche steigt unaufhörlich. Zu
       den von der Deutschen Bischofskonferenz bislang ermittelten mehr als
       tausend Taten, begangen vor allem von Priestern und Diakonen, kommen
       jetzt weitere Fälle in Orden und Klöstern hinzu. Die Deutsche
       Ordensoberenkonferenz spricht nach einer jetzt veröffentlichten Umfrage in
       den eigenen Reihen allein von 1.412 Opfern und 654 Täter*innen. Damit
       steigt die Zahl der [2][Opfer in katholischen Einrichtungen] auf über
       5.000, die der Täter*innen auf über 2.200.
       
       Die jetzt publik gewordenen Fälle reichen bis weit in die 1950er Jahre
       zurück, die meisten der beschuldigten Mönche, Nonnen und anderen
       Ordensleute sind bereits verstorben. Was heißt das für die Opfer? Und was
       für die Aufarbeitung?
       
       Viele Fälle sind nach geltendem Straf- und Zivilrecht verjährt. Das ist ein
       Problem, denn sobald etwas juristisch keine Rolle mehr spielt, haben Opfer
       keine Chance auf Wiedergutmachung – falls es so etwas bei als Kind erlebter
       sexueller Gewalt überhaupt gibt. Auch für die Aufarbeitung ist das fatal.
       
       Die [3][katholische Kirche] hat sich oft genug mit Verjährungen
       herausgeredet. Angesichts dieses mehr oder weniger laxen Umgangs der
       katholischen Kirche mit massiver Gewalt an Kindern und Jugendlichen
       erscheinen entschuldigende Worte, wie sie jetzt auch wieder gefallen sind,
       etwas wohlfeil.
       
       Wie wäre es stattdessen mit einer „Wiedergutmachung“, die den Opfern mehr
       hilft: Entschädigungssummen, mit denen sie Therapien, Rollstühle und ihr
       oft infolge von Arbeitslosigkeit und Einsamkeit prekäres Leben leichter
       finanzieren könnten? Mit Berufsverboten für Täter*innen? Mit ehrlich
       gemeinter Transparenz durch vollständige Öffnung der Kirchenarchive?
       
       Und: Wer Kinder heute ernsthaft schützen will, muss dafür sorgen, dass
       Kindergottesdienste, Ferienfahrten und alle anderen Aktivitäten, bei denen
       Kinder mit Geistlichen zusammen sind, komplett gewaltfrei sind. Um das zu
       erreichen, helfen vor allem Transparenz und das vollständige Aufdecken des
       „Systems Missbrauch“.
       
       28 Aug 2020
       
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 (DIR) Simone Schmollack
       
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