# taz.de -- Wirecard-Untersuchungsausschuss: House of Wirecard
       
       > Im Wirecard-Skandal tut die Bafin so, als wäre sie nicht zuständig. Der
       > U-Ausschuss muss klären: Hat der Staat die Firma mit Samthandschuhen
       > angefasst?
       
 (IMG) Bild: Der verschwiegene Braun
       
       Wer kennt es nicht: das Amt, das nicht zuständig ist. Im Fall Wirecard hat
       sich die Unzuständigkeit der Bundesanstalt für
       Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) besonders drastisch ausgewirkt. Die
       Bafin ist die Polizei, die weggeschaut hat, obwohl sich ein gigantischer
       Betrug quasi direkt vor der Wache abspielte: Anleger haben 23 Milliarden,
       Banken und Investoren knapp 2 Milliarden Euro verloren. Mindestens. Der Ruf
       Deutschlands als Finanzplatz ist ramponiert.
       
       Und die Bafin? Nicht zuständig, weil Wirecard großteils keine Bank, sondern
       Finanzdienstleister war. 90 Mitarbeiter der Behörde zockten derweil mit
       [1][Wirecard-Aktien], weil die Firma als das „deutsche Apple“ galt.
       Journalisten, die den Skandal aufdecken wollten, zeigte die Bafin an.
       Staatsanwälte arbeiten den Fall strafrechtlich auf, fürs Politische ist der
       [2][Untersuchungsausschuss] im Bundestag da.
       
       „Wenn nötig, im Pyjama“, wie es ein Parlamentarier formulierte, sollte
       [3][Ex-Wirecard-Chef] Markus Braun hier am Donnerstag erscheinen. Mit Maske
       und schwarzem Rolli erschien der Untersuchungshäftling der JVA Augsburg
       dann höchst widerwillig – und bügelte ab. Er sehe kein Fehlverhalten von
       Behörden, sagte Braun. Und sonst fast nichts.
       
       Braun fungierte für die Staatsanwälte „innerhalb der Bande als Kontroll-
       und Steuerungsinstanz“. Deshalb war sein persönliches Erscheinen in Berlin
       nötig. Wer das „House of Wirecard“ ergründen will, kommt um Braun gar nicht
       herum. Die Kanzlerin bewarb den Börsenstar in Fernost, so viel ist bekannt.
       Aber warum wollte Finanzstaatssekretär Jörg Kukies Braun Ende 2019 treffen,
       als längst die Vorwürfe im Raum waren? Was ist mit den Links der einstigen
       Saubermänner aus Aschheim zum österreichischen Geheimdienst? Kurzum: Packte
       der Staat Wirecard mit Samthandschuhen an?
       
       Wenn das Amt, die Bafin, nicht zuständig war, müssen neue Regeln her, damit
       sie künftig zuständig ist. Klar ist: Die Vorschläge von SPD-Finanzminister
       Olaf Scholz, Kumpanei zwischen Bilanzprüfern und Firmen zu vermeiden,
       werden wie weiße Salbe bei dem Versuch wirken, Wirecard II zu verhindern.
       
       19 Nov 2020
       
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 (DIR) Kai Schöneberg
       
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