# taz.de -- Programmreform beim NDR: Sparen wie nie zuvor
       
       > Der NDR muss sparen. Lieb gewonnene Sendungen sollen wegfallen. Das wirft
       > viele Fragen auf, die die Hamburgische Bürgerschaft allerdings nicht
       > stellt.
       
 (IMG) Bild: Viele Fragen offen: NDR-Mikrofon
       
       HAMBURG taz | Das Timing hätte nicht besser sein können – und erwies sich
       zugleich als fatal. Am Dienstagnachmittag hatte der Bürgerschaftsausschuss
       für Kultur und Medien den NDR-Intendanten Joachim Knuth und die Direktorin
       des Landesfunkhauses Sabine Rossbach eingeladen, um sie zu den [1][300
       Millionen Euro schweren Einsparungen] beim Sender zu befragen. Dann stellte
       sich heraus, dass Sachsen-Anhalt die Erhöhung des Rundfunkgebührenbeitrages
       platzen lässt.
       
       Dem Sparprogramm sollen viele lieb gewonnene Sendungen zum Opfer fallen. Im
       Fernsehen trifft es Sendungen wie „Inselreportagen“ oder „Lieb und teuer“;
       das Medienmagazin „Zapp“ und das Auslandsmagazin „Weltbilder“ müssen mit
       weniger Geld auskommen und es sollen weniger Spielfilme wie der Tatort
       produziert werden.
       
       Im Radio sollen die Kindersendung „Ohrenbär“ wegfallen und das
       „[2][Zeitzeichen]“, obwohl dieses zu einem großen Teil vom WDR bezahlt
       wird. Außerdem will der NDR auf Veranstaltungen draußen verzichten wie die
       „Sommertour“.
       
       Doch der NDR wolle nicht nur sparen, sondern auch umschichten und andere
       Prioritäten setzen, sagte Knuth. So solle es in Zukunft eine ARD-Infonacht
       geben, in der aus Lokstedt durchgehend halbstündig Nachrichten gesendet
       werden. Die Villen, in denen heute noch produziert wird, könnten verkauft
       werden. Dafür Radio, Fernsehen und Online in einem „Hamburg-Haus“ in
       Lokstedt zusammengeführt werden.
       
       ## Nonlinear und zeitsouverän
       
       „Wir müssen ein Angebot für alle Generationen machen“, sagte Knuth,
       „nonlinear, zeitsouverän“. Es soll mehr Geld in das [3][digitale Angebot]
       fließen. Interessant wäre gewesen zu hören, an welcher Stelle eigentlich in
       welcher Größenordnung Geld gespart wird, warum der Ohrenbär billiger wird,
       wenn er ins Netz wandert, oder wer nachts halbstündig sich schon tagsüber
       ständig [4][wiederholende Nachrichten] anhören mag.
       
       Doch die Fragen kamen ein wenig zu kurz: Wegen der Blockade durch CDU und
       AfD in Sachsen-Anhalt sahen sich die Abgeordneten zunächst einmal
       veranlasst, Bekenntnisse zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und dessen
       Bedeutung für die Demokratie abzugeben. Selbst der AfD-Vertreter Krzysztof
       Walczak stimmte ein, stellte aber klar: „Wir sind dafür, dass die
       Rundfunkbeiträge auf freiwilliger Basis bezahlt werden.“
       
       Knuth und Rossbach hatten nur eine gute Stunde Zeit, die zum großen Teil
       von den Statements aufgefressen wurde. Lediglich Norbert Hackbusch von der
       Linken stieg mit Fragen ein. „Wieso braucht der NDR ein besonderes
       Kürzungsprogramm im Gegensatz zu allen anderen ARD-Anstalten?“, wollte er
       wissen. Zuvor hatte Intendant Knuth eingeräumt: „Das ist das größte
       Kürzungspaket in der Geschichte des Hauses.“
       
       Dass der NDR besonders viel tun muss, erklärte Knuth unter anderem damit,
       dass der Sender 60 Millionen Euro mehr ausgegeben habe, als er an Einnahmen
       hatte. Zudem sei der NDR von der Rundfunkbeitragsbefreiung für
       Zweitwohnungen mit 35 Millionen Euro überproportional betroffen. Bei seiner
       Wahl zum Intendanten sei er nur von einem Sparvolumen von 120 bis 140
       Millionen für die Jahre 2020 bis 2024 ausgegangen.
       
       Der AfD-Abgeordnete Walczak wollte wissen, ob die Chefetage des NDR selbst
       zu den Sparbemühungen beitragen wolle. „Wir ziehen einen Verzicht in
       Erwägung“, sagte Knuth. „Wir werden das kommunizieren, wenn es um die
       nächste Gehaltserhöhung geht.“ Im Übrigen strebe er eine flache Hierarchie
       mit weniger hoch bezahlten Stellen an. Mit Blick auf die vielen freien
       Mitarbeiter beim Sender sagte er, auch bei den Festangestellten würden
       Stellen gekürzt.
       
       Der SPD-Abgeordnete Hansjörg Schmidt mahnte: „Zum Vollprogramm gehört auch
       Unterhaltung.“ Der AfDler Walczak monierte, der öffentlich-rechtliche
       Rundfunk sei nicht neutral, sprich zu links.
       
       9 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kuerzungen-beim-NDR/!5683400
 (DIR) [2] /WDR-Sendungen-Zeitzeichen-und-Stichtag/!5715317
 (DIR) [3] https://www.ardmediathek.de/ndr/
 (DIR) [4] https://www.ndr.de/nachrichten/info/index.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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