# taz.de -- Bidens Schlappe vor Gericht: Grenzen der Dekretpolitik
       
       > Joe Biden hat seine Amtszeit mit vielen Dekreten begonnen. Jetzt ist er
       > mit seinem Abschiebemoratorium an einem Bundesrichter gescheitert.
       
 (IMG) Bild: Abgeschobene Menschen auf dem Weg zurück nach Mexiko in eine ungewisse Zukunft im Juli 2019
       
       Mit einer Fülle von Dekreten hat der neue US-Präsident Joe Biden in seiner
       ersten Amtswoche alles in Bewegung gesetzt, um so viel wie möglich von der
       Politik seines Vorgängers Donald Trump sofort rückgängig zu machen. Von
       „Sleepy Joe“, wie ihn Trump verächtlich nannte, kann keine Rede sein.
       Speedy Joe trifft es besser.
       
       Aber wer schnell loslegt, kommt schnell an Grenzen. Ein Bundesrichter in
       Texas hat am Dienstag eines der wichtigsten [1][Versprechen Bidens] außer
       Kraft gesetzt: Das 100-tägige Abschiebemoratorium, das Biden schon am
       ersten Amtstag aussprach, verletze Bundesrecht, argumentiert der Richter.
       Dabei nahm er noch nicht einmal Bezug auf eine noch fünf Tage vor dem Ende
       von Trumps Amtszeit veröffentlichte Regelung des Heimatschutzministeriums.
       Nach der braucht jegliche Änderung der Migrationspolitik mindestens ein
       halbes Jahr Vorlauf und Abstimmung mit den Bundesstaaten. Ob diese
       Verordnung ihrerseits zulässig ist, wird vermutlich ebenfalls Gerichte
       beschäftigen.
       
       Für Menschen, die akut von Abschiebung bedroht sind, heißt das zunächst
       neue Unsicherheit. Möglich, dass die Verfügung aus Texas von der nächsten
       Instanz gekippt und vom Obersten Gericht wieder bestätigt wird. Oder
       andersherum. Dabei wollte sich Biden mit dem Moratorium vor allem Zeit
       verschaffen, um weiterreichende Reformen der Migrationspolitik formulieren
       und verabschieden zu können.
       
       Unabhängig davon, wie der Rechtsstreit um das Moratorium ausgeht: Er zeigt
       vor allem die begrenzte Reichweite des Regierens mit Dekreten, von denen
       [2][Biden in seiner ersten Woche] mehr unterzeichnet hat als je ein
       Präsident vor ihm. Es ist ein ewiges Pingpong: Trump machte Obamas Dekrete
       rückgängig, Biden Trumps. Natürlich ist das besser als Nichtstun, zumal
       angesichts der denkbar knappen demokratischen Kongressmehrheit offen ist,
       was in den ersten zwei Jahren dort eigentlich zu schaffen ist.
       
       Aber die Versuchung ist groß, sich gar nicht erst um Kongressmehrheiten zu
       bemühen, wo Dinge per Dekret erst einmal geregelt sind. Doch Gesetze sind
       nicht einfach per Federstrich rückgängig zu machen. Bidens Wunsch nach
       [3][Einheit der USA] wird genau hier mit Führungskraft ergänzt werden
       müssen. Auf viele Trump-Wähler*innen wirkt eine 100-tägige Aussetzung von
       Abschiebungen ungefähr wie die Ankündigung, die Polizei werde für 100 Tage
       keine Morde mehr verfolgen. Schafft es Biden nicht, diese Irrationalitäten
       aufzuknacken, bleiben die US-Amerikaner*innen sich selbst spinnefeind und
       seine Politik bleibt nur ein Strohfeuer.
       
       27 Jan 2021
       
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