# taz.de -- Abenteurer will Meeresmüll sammeln: Ökoschiff versus Plastikmüll
       
       > Der Rekordsegler Yvan Bourgnon hat einen Prototyp zum Müllsammeln
       > entwickelt. Eine Müllexpertin hält das Verfahren allerdings für Kosmetik.
       
 (IMG) Bild: Der Schweizer Skipper Yvan Bourgnon mit einem Modell des geplanten Ökoschiffs „Manta“
       
       TÜBINGEN taz | Der Schweizer Skipper Yvan Bourgnon will mit seiner
       Umweltorganisation The SeaCleaners Plastikmüll in den Meeren bekämpfen.
       Vier Jahre lang forschte und entwickelte er mit einem 60-köpfigen Team ein
       Ökoschiff. Ergebnis: ein 56,5 Meter langer, 26 Meter breiter Katamaran.
       Aufgrund seiner Form heißt er Manta – Spanisch für Rochen.
       
       Um möglichst viel Müll einzusammeln, hat er vier Erfassungssysteme, die
       schwimmenden Makroabfall ab 10 Millimetern Größe erfassen: Zwei
       Sammelteppiche zwischen den Schiffsrümpfen saugen Müll an, oberflächige
       Schleppnetze erfassen den Abfall auf 46 Metern Breite, zwei kleine Boote
       greifen Müll an engeren Stellen auf und zwei Kräne fischen große Teile
       heraus. Pro Jahr sollen so 5.000 bis 10.000 Tonnen Plastik gesammelt
       werden.
       
       75 Prozent der Zeit soll der Manta dabei ohne fossile Energie fahren.
       Sonne, Wind und das eingesammelte Plastik liefern Energie. Das Plastik, das
       nicht recycelbar ist, wird mittels Pyrolyse direkt auf dem Schiff in
       Energie umgewandelt. Ende des Jahres soll die Werft für den Bau des Manta
       feststehen, 2024 die erste Route ins Mittelmeer führen, ein Jahr darauf
       nach Südostasien. Kosten des Prototyps: 35 Millionen Euro. Ein Drittel des
       Geldes sei zusammen. Der Rest soll durch weitere Unternehmen und
       Crowdfunding gestemmt werden.
       
       Jährlich 10 Millionen Tonnen Plastik mehr 
       
       Der 49-jährige Bourgnon segelte bereits mit acht Jahren um den Globus. Als
       er viele Jahre später erneut eine Welttour machte, erschrak er ob der
       Plastikmassen und gründete 2016 The SeaCleaners.
       
       Jährlich gelangen circa 10 Millionen Tonnen Plastik in die Meere – eine
       Lkw-Ladung Plastik pro Minute. [1][Das Meer zu säubern – ein Wunsch
       verschiedener Initiativen:] Der Verein One Earth One Ocean etwa reinigt mit
       seiner „maritimen Müllabfuhr“ Gewässer. The Ocean Clean-Up versucht – nach
       Rückschlägen – mit einer fixen bogenförmige Abfangvorrichtung Müll zu
       fangen.
       
       „Es ist leider eine Illusion, die Meere säubern zu können“, sagt Carla
       Wichmann vom Bundesverband Meeresmüll. „Der jährlich neue Müll plus das,
       was sich bereits in den Ozeanen angesammelt hat, können wir nicht
       rausholen.“ [2][Zumal große Anteile des Plastiks unerreichbar in tieferen
       Wasserschichten] und auf dem Meeresboden liegen oder bereits zu
       Mikroplastik zerfallen sind. Clean-Ups seien punktuell wichtig, aber nur
       Kosmetik. „Wir müssen den zukünftigen Schaden eindämmen und die Produktion
       drastisch reduzieren.“
       
       Der Manta soll deshalb neben Müllabfuhr auch Botschafter sein:
       Wissenschaftler*innen sollen in den bordeigenen Laboren Daten zum Müll
       erheben und an Land soll auf ihm Bildungsarbeit stattfinden.
       
       3 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Expertin-ueber-Aktionsplan-saubere-Ostsee/!5718394
 (DIR) [2] /Meeresboden-als-Muellhalde/!5736219
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mareike Andert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ozean
 (DIR) Plastik
 (DIR) Müll
 (DIR) Umweltverschmutzung
 (DIR) Meeresverschmutzung
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Naturschutz
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Plastik
 (DIR) Ostsee
 (DIR) Plastikmüll
 (DIR) Müll
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bertrand Piccard übers Entdecken: „Ich wollte das Fliegen studieren“
       
       Der Abenteurer Bertrand Piccard hat zweimal die Welt umrundet: mit
       Heißluftballon und Solarflugzeug. Jetzt möchte er uns aus der Klimakrise
       retten.
       
 (DIR) Plastik in Ozeanen: Tauchen nach Geisternetzen
       
       Eine App soll helfen, verlorene Fischernetze aus Ost- und Nordsee zu holen.
       Denn die Plastikfallstricke gefährden Fische und Meerestiere.
       
 (DIR) Deutschland will UN-Konvention: Pakt gegen Meeresmüll
       
       Die Weltmeere verdrecken durch Plastikmüll, regionale Verträge haben nicht
       geholfen. Nun soll es ein Abkommen unter dem Dach der Uno richten.
       
 (DIR) Schäden durch „Plastikfasten“: Bärendienst für die Umwelt
       
       Der BUND ruft vor Ostern zum Verzicht auf plastikverpackte Waren auf. Dabei
       sind Alternativen wie „grüne“ Pappe sogar noch umweltschädlicher.
       
 (DIR) Expertin über Aktionsplan saubere Ostsee: „Von guten Zuständen weit entfernt“
       
       Vom „Ostseeaschenbecher“ über Fangquoten bis zu einem Folge-Aktionsplan:
       Wie die Ostsee wieder zu einem gesunden Meer werden soll.
       
 (DIR) Mode aus Recycling-Plastik: Der Fake mit „Ocean-Plastic“
       
       Trikots, Badehosen, Sonnenbrillen: Hersteller bieten Produkte aus
       Recycling-Plastik an, die sie als „Ocean-Plastic“ vermarkten – meist zu
       Unrecht.
       
 (DIR) Handel mit Plastikmüll: Nur sauberer Abfall ist eine Ware
       
       187 Staaten haben sich darauf geeinigt, dass nur sortierter und sauberer
       Plastikmüll in Entwicklungsländer exportiert werden darf. Umweltverbände
       begrüßen das.