# taz.de -- Konjunkturprognose der EU: Wundertüte Aufbaufonds
       
       > Europas Wirtschaft wird 2021 langsamer wachsen als gedacht, dann
       > schneller, so die EU-Kommission. Unklar ist, was die Coronamilliarden
       > bringen sollen.
       
 (IMG) Bild: EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni
       
       BRÜSSEL taz | Die europäische Wirtschaft wird 2021 langsamer als erwartet
       wachsen. Trotzdem wollte die [1][EU-Kommission bei der Vorstellung ihrer
       Konjunkturprognose] am Donnerstag wieder „Licht am Ende des Tunnels“
       erkennen.
       
       Für 2021 rechnet sie mit einem [2][Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent].
       Damit korrigierte sie ihre Erwartungen vom Herbst von 4,1 Prozent leicht
       nach unten. Gleichzeitig hellte sich der Ausblick auf. So soll die
       Wirtschaftsleistung der 27 EU-Länder bereits in einem Jahr wieder das
       Niveau von vor der Pandemie erreichen. Für 2022 hob die Kommission ihre
       Wachstumserwartungen von 3,0 auf 3,9 Prozent an.
       
       „Wir bleiben [3][im schmerzhaften Griff der Pandemie, ihre sozialen und
       wirtschaftlichen Folgen] sind nur allzu offensichtlich“, sagte
       EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni.
       
       Anlass zu „vorsichtigem Optimismus“ gibt aus Sicht der Brüsseler Behörde
       vor allem die europäische Impfkampagne gegen das Coronavirus. Positiv sei
       auch der Brexit zu vermerken, der Ende 2020 ohne den lange befürchteten
       harten Bruch abgeschlossen wurde. Negativ wirkt sich dagegen die zweite
       Coronwelle mit den anhaltenden Einschränkungen aus.
       
       ## Ende des „fordernde Winters“ unklar
       
       Wann der „fordernde Winter“ zu Ende gehen könnte, lassen die Brüsseler
       Experten offen. Sie haben auch noch nicht den Corona-Aufbaufonds
       einkalkuliert, der die Konjunktur mit 672,5 Milliarden Euro ankurbeln soll.
       
       Das Europaparlament hatte am Mittwoch grünes Licht für den Fonds gegeben,
       doch die ersten EU-Hilfen sollen erst im Sommer fließen. Um an das Geld zu
       kommen, müssen die EU-Staaten noch umfangreiche Reformpläne in Brüssel
       einreichen. Erst danach entscheidet die EU-Kommission, ob sie eine
       Auszahlung genehmigt.
       
       Der Prozess sei „ein wenig langsam“, sagte die Präsidentin der Europäischen
       Zentralbank, Christine Lagarde. Die USA hätten schneller auf die Krise
       reagiert und ihre Hilfen nochmals massiv aufgestockt. Die EU-Staaten
       dürften den Aufbaufonds nun nicht noch mehr ausbremsen, so Lagarde. Falsch
       wäre es auch, jetzt auf die Bremse zu treten und die Ausgaben zu kürzen.
       Die Wirtschaft stehe auf der Kippe; ein Rückfall in die Rezession müsse
       vermieden werden.
       
       Lagarde spielt damit auf die Debatte an, den Stabilitätspakt für den Euro
       wieder in Kraft zu setzen und die EU-Staaten so zum Sparen zu zwingen. Der
       Pakt war zu Beginn der Coronapandemie ausgesetzt worden.
       
       Vor allem Deutschland fordert jedoch eine rasche Rückkehr zu den strikten
       Defizitregeln. Die EU-Kommission schiebt die Entscheidung auf die lange
       Bank. Manch einer möchte sie am liebsten so lange aufschieben, bis die
       Krise überstanden ist.
       
       11 Feb 2021
       
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 (DIR) Eric Bonse
       
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