# taz.de -- Podcast „Midlife“: Ausweitung der Krisenzeit
       
       > Die Journalistinnen Katja Bigalke und Marietta Schwarz behandeln in ihrem
       > Podcast die Mitte des Lebens. Zwischen Wandfarben, Immobilien und
       > Körpern.
       
 (IMG) Bild: Wenn schon kein Eigenheim – die Mietwohnung sich wenigstens farblich zu eigen machen
       
       Die Podcast-Szene boomt. Gefühlt kommen täglich neue Formate auf den Markt.
       Wer behält da den Überblick? Wir helfen 
       
       Früher war die Sache klar: Unser Leben währet siebzig Jahr, steht in der
       Bibel; und was da steht, war fundamental wahr. Dante stieg damit in seine
       „Göttliche Komödie“ ein, er ist in der Hälfte des menschlichen Lebens, also
       35, als er in den dunklen Wald der Lebenskrise gerät. In ihrer modernen
       Vermessung der Mitte des Lebens, die sich die Radiojournalistinnen Katja
       Bigalke und Marietta Schwarz [1][in ihrem Podcast „Midlife“] vorgenommen
       haben, ist die Sache komplizierter, von 35 bis 55 setzen sie diese an.
       
       In den vier bisher veröffentlichten Folgen geht es um Veränderung, meist
       aus weiblicher Perspektive. Expert:innen werden befragt, [2][Fragen ums
       Kinder haben] – Katja Bigalke hat zwei –, und Kinder nicht (mehr) bekommen
       wollen oder können werden erörtert, Besitz- und Figurfantasien spielen eine
       angenehm schamfrei-ironisch erzählte Rolle.
       
       Offen gelegt wird auch, dass sich die Autorinnen in einer Art ideologischen
       Gated Comunity bewegen, dem deutschen Mittelstand mit seinen Hoffnungen und
       Ängsten, „die Eigentumsfrage ist virulent“, wie es in der vierten Folge
       „Farow and Ball“ heißt. Dabei geht es um teure Wandfarben, die sich im
       Freundeskreis der beiden großer Beliebtheit erfreuen. Nicht zuletzt
       deswegen, weil auch diejenigen, die den Einstieg in „property porn“, also
       ins Eigenheim verschlafen haben, sich wenigstens farblich ihre Mietwohnung
       zu eigen machen können.
       
       Aus meiner männlichen Wahrnehmung ist das Leben der Midlife-Frauen vor
       allem kompliziert. Das liegt einerseits an der [3][biologischen Tatsache
       der Menopause], die eben eine Grenze markiert: There is no alternative bzw.
       „Scheide ohne Östrogen ist wie die Sahelzone ohne Wasser“, formuliert es
       trocken eine Expertin.
       
       Folge eins heißt „Ziege oder Kuh“, was die offenbar begrifflich etablierte
       Alternative für die alternde Frau ist: „Mager und faltig oder eben dick und
       ein bisschen weniger faltig.“ Die Autorinnen nehmen es mit Humor. Und sie
       sind sich radikal einig, dass es sich bei ihnen „eher in Richtung Ziege
       entwickeln wird“, die Figursache soll auf keinen Fall „entgleiten“. Der
       eigene Körper ist eben auch eine Immobilie, die besessen und gewartet sein
       will. Was an den Midlife-Wünschen fundamental-bürgerliches Statusdenken ist
       und was tatsächlich selbstbestimmt – diese Frage zu vertiefen, könnte den
       gelungenen Podcast noch interessanter machen.
       
       26 Apr 2021
       
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