# taz.de -- Fünf-Sterne-Bewegung in Italien: Im Überlebensmodus
       
       > Nach drei Jahren an der Regierung steht die Fünf-Sterne-Bewegung
       > führungs- und ideenlos da. Ex-Premier Conte soll es jetzt im Alleingang
       > richten.
       
 (IMG) Bild: Soll die Fünf-Sterne-Bewegung retten: Italiens früherer Ministerpräsident Giuseppe Conte
       
       Nur drei Jahre ist es her, da sah sich die 5-Sterne-Bewegung M5S als neuer
       Fixstern am politischen Firmament Italiens. 33 Prozent hatte man bei den
       Parlamentswahlen geholt und war überzeugt, die Zukunft Italiens radikal neu
       gestalten zu können.
       
       Jetzt aber fragt sich, ob die [1][Fünf Sterne] nicht schon der
       Vergangenheit angehören. Nach drei Jahren an der Regierung präsentiert sich
       die Bewegung ohne Kompass, ohne Führung und jetzt auch noch ohne ihre
       Onlineplattform, die zentrales Element ihrer „flüssigen“ Organisation war.
       Weder rechts noch links wollte die Bewegung anfangs sein. Das ging gut,
       solange sie in der Opposition saß. Dann verprellte sie erst
       Mitte-links-Wähler*innen durch ihre Koalition mit der Lega und schließlich
       die Anhänger*innen der Rechten, als sie ein Regierungsbündnis mit der
       gemäßigt linken Partito Democratico einging.
       
       Retten soll die Fünf Sterne jetzt der frühere Ministerpräsident
       [2][Giuseppe Conte] – obwohl er nicht mal Mitglied, sondern bloß
       „Sympathisant“ ist. Hier zeigt sich ein zweiter Widerspruch der Bewegung,
       die stets direkte Digital-Demokratie predigte, von ihrem Gründer [3][Beppe
       Grillo] aber diktatorisch geführt wurde. Auch jetzt soll es eine
       charismatische Führung gleichsam im Alleingang richten: Anfang Mai will
       Conte seine neuen Ideen für Programm und Organisation dem staunenden
       Publikum vorstellen.
       
       Die hohe Popularität Contes dürfte dem M5S ein wenig aus dem Umfragetal
       helfen. Um die Antwort aber, wo sie politisch stehen, kommen die Fünf
       Sterne nicht herum – und wohl auch nicht um eine echte organisatorische
       Verankerung im Land. Das ist die schwierige Übung, an der Conte sich
       versuchen muss: im Alleingang dafür zu sorgen, dass solche Alleingänge in
       Zukunft nicht mehr nötig sind. Dank eines klaren sozial-ökologischen
       Profils, dank einer Organisationsstruktur mit klaren demokratischen
       Entscheidungswegen. Nur in offener Frontstellung gegen die Salvini-Rechte,
       nur als Partei hat die frühere „Weder rechts noch links“-Bewegung eine
       Überlebenschance.
       
       27 Apr 2021
       
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 (DIR) Michael Braun
       
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