# taz.de -- Presseboykott von Tennisstar Naomi Osaka: Kämpferin für mentale Gesundheit
       
       > Bei den French Open erscheint Tennisstar Naomi Osaka nicht zum
       > Pressetermin und wird bestraft. Sie stellt sich gegen ein System.
       
 (IMG) Bild: Gerade allein auf weitem Feld: Naomi Osaka mit ihrem Einsatz für mentale Gesundheit
       
       Naomi Osaka ist bereit, für ihr Schweigen einen hohen Preis zu zahlen. Das
       hatte die japanische Tennisspielerin bereits vor Beginn der laufenden
       French Open angekündigt. Denn aus ihrer Sicht steht etwas viel Wertvolleres
       auf dem Spiel: ihre psychische Gesundheit sowie die ihrer Kolleg:innen.
       15.000 Dollar hat sie der Boykott der Pressekonferenz nach ihrem
       Erstrundensieg gegen die Rumänin Tatricia Maria Tig am Sonntag bereits
       gekostet. [1][Die Veranstalter:innen des großen Grand-Slam-Turniers in
       Paris] haben die Weltranglistenzweite gewarnt, dass ein erneutes
       Fernbleiben von der Presserunde am Mittwoch nach der Partie gegen die
       Rumänin Ana Bogdan sie noch teurer zu stehen kommen würde, ihr in letzter
       Konsequenz gar der Ausschluss drohe.
       
       Wütende und enttäuschte Tennisstars haben hin und wieder mal nach
       Niederlagen lieber ein paar tausend Dollar bezahlt, als sich dem Verhör von
       Journalist:innen auszusetzen. Osaka aber handelt nicht spontan aus der
       Emotion heraus, sie probt einen Aufstand gegen das System. Zu häufig habe
       sie immer wieder dieselben Fragen beantworten müssen, zu oft fehle es an
       Rücksicht auf die psychische Verfassung der Athlet:innen. Die bohrende
       Nachfragerei fördere bei den Betroffenen eine Spirale der Selbstzweifel.
       
       Auf den ersten Blick mag es erstaunlich sein, dass die derzeit
       bestverdienende Sportlerin der Welt, der die Erfolge, Bewunderung und
       Sponsorings nur so zuzufliegen scheinen, sich gegen Akteur:innen eines
       System wendet, von dem sie so profitiert hat. Aber Naomi Osaka, Tochter
       eines Haitianers und einer Japanerin, in New York aufgewachsen, ist es auf
       bemerkenswerte Weise gelungen, sich von den Erwartungen ihrer Umwelt
       unabhängig zu machen. Sie ist in den japanischen Werbekampagnen das Gesicht
       der Olympischen Spiele im Sommer und mit drei Sponsoren der Veranstaltung
       verbandelt. [2][Dennoch warb sie zuletzt dafür, über eine Absage der Spiele
       zu diskutieren.]
       
       ## Sich nicht vereinnahmen lassen
       
       Und als die sich zur Black-Lives-Matter-Bewegung bekennende Osaka im August
       vergangenen Jahres einen Turnierboykott ankündigte, als der Schwarze Jacob
       Blake bei einem Polizeieinsatz in den USA niedergeschossen wurde, erwirkte
       sie damit eine Turnierunterbrechung. Sie wolle in einem mehrheitlich weißen
       Sport eine Diskussion in Gang bringen, erklärte sie. Zum Unwillen einiger,
       die zu Beginn der Karriere von Osaka sich noch an ihrer Bescheidenheit und
       ihrem Lächeln erfreuten, legt diese nun ihre Rolle als prominente
       Sportlerin zunehmend emanzipatorisch aus. Das Time Magazin hat sie auf
       seine Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt im Jahr 2020
       gesetzt.
       
       Naomi Osaka will sich nicht vereinnahmen lassen. Sie sagte einmal: „Du
       kannst versuchen, mich in eine Schublade zu stecken, aber du wirst nicht
       bestimmen, wer ich bin. Ich bestimme durch Taten, wer ich bin.“ Nun ist ihr
       das Thema psychische Gesundheit wichtig. Öffentliche Unterstützung erfährt
       sie dabei von ihren Kolleg:innen derzeit nicht, weil diese die Presse
       als Bestandteil des Geschäfts tolerieren. Osaka wird das kaum beirren.
       
       31 May 2021
       
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 (DIR) Johannes Kopp
       
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