# taz.de -- Nigerias Regierung geht gegen Twitter vor: Auf unbestimmte Zeit gesperrt
       
       > Das Informationsministerium kündigte am Freitag die Blockade von Twitter
       > an. Menschenrechtsorganisationen werten das als Angriff auf die
       > Meinungsfreiheit.
       
 (IMG) Bild: Twitter löschte seinen Tweet, nun ist Twitter in Nigeria blockiert: Präsident Muhammadu Buhari
       
       ABUJA afp | Nigeria hat den Kurzbotschaftendienst Twitter für unbestimmte
       Zeit blockiert. Der Verbund nigerianischer Telekommunikationsanbieter
       erklärte am Samstag, seine Mitglieder seien einer entsprechenden
       behördlichen Anordnung nachgekommen.
       
       Das Informationsministerium in Abuja hatte den Schritt am Freitag
       angekündigt und damit begründet, dass Twitter für Aktivitäten genutzt
       werde, „die dazu geeignet sind, die gemeinschaftliche Existenz Nigerias zu
       untergraben“. Menschenrechtsaktivisten prangerten die Maßnahme als Angriff
       auf die Meinungsfreiheit an.
       
       Nähere Angaben dazu, welche Aktivitäten auf Twitter als Bedrohung für
       Nigeria eingestuft werden, machte das Ministerium nicht. Die Ankündigung
       der Blockade erfolgte zwei Tage, nachdem Twitter einen Beitrag des
       nigerianischen [1][Präsidenten Muhammadu Buhari] wegen Regelverstößen
       entfernt hatte.
       
       ## NGOS bestätigen Sperrung
       
       Die Londoner Organsiation [2][Netblock bestätigte am Samstag die Umsetzung
       der Blockade]. „Netzwerkdaten zeigen, dass der Zugang zu Twitter und den
       Backend-Servern bei den führenden Netzwerken MTN, Globacom, Airtel und
       9mobile nun eingeschränkt ist“, erklärte die Organisation, die sich für
       Meinungsfreiheit im Internet einsetzt, auf ihrer Webseite.
       
       Twitter bezeichnete die Maßnahme der nigerianischen Regierung als „zutiefst
       besorgniserregend“. Die Human-Rights-Watch-Vertreterin Anietie Ewang
       schrieb von einem „repressiven Schritt“ und einem „klaren Versuch, Dissens
       zu zensieren“ und bürgerschaftliches Engagement zu unterdrücken. Die
       Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Nigeria zur
       sofortigen Rücknahme der „rechtswidrigen Blockade“ auf.
       
       Der Experte Bulama Bukarti vom Tony Blair Institute for Global Change
       twitterte, bei der Blockade handele es sich um den „Höhepunkt der
       Mundtotmachung der Meinungsfreiheit, wie sie nur in Diktaturen passieren
       kann“. Die Entscheidung werde „in die Geschichte eingehen als einer von
       Buharis größten Fehlern und als PR-Desaster“.
       
       ## Twitter löschte zuvor einen Tweet von Präsident Buhari
       
       Am Mittwoch hatte Twitter einen Beitrag vom offiziellen Konto Buharis wegen
       Regelverstößen gelöscht. In dem Tweet war es um die derzeitigen Unruhen im
       Südosten des Landes gegangen, die Buhari in Zusammenhang mit dem
       Bürgerkrieg in Nigeria Ende der 1960er Jahre brachte.
       
       Informationsminister Lai Mohammed beklagte daraufhin, die US-Plattform
       ignoriere gewalttätige Beiträge eines Separatistenführers. Auch warf er
       Twitter-Chef Jack Dorsey vor, Proteste gegen Polizeigewalt in Nigeria im
       vergangenen Jahr unterstützt zu haben.
       
       Länder wie China und die Türkei schränken den Zugang zu sozialen Medien
       zunehmend ein und werden dafür international scharf kritisiert. Im Februar
       beklagte Twitter die Sperrung des Zugangs zu seiner Plattform in Myanmar
       als Teil des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Demonstrierende
       infolge des Militärputsches.
       
       5 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gewaltausbruch-in-Nigeria/!5766293
 (DIR) [2] https://twitter.com/netblocks/status/1401075546604322817
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Nigeria
 (DIR) Twitter / X
 (DIR) Muhammadu Buhari
 (DIR) Meinungsfreiheit
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Twitter / X
 (DIR) Nigeria
 (DIR) Nigeria
 (DIR) Nigeria
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Prozessbeginn gegen Aung San Suu Kyi: In der Sackgasse
       
       Die Militärs haben sie kaltgestellt. Die Welt ist von ihr enttäuscht. Nur
       die Bevölkerung Myanmars steht noch zu der Friedensnobelpreisträgerin.
       
 (DIR) Twitter-Sperre in Nigeria: Blauer Vogel unerwünscht
       
       Nachdem Twitter einen Beitrag des Präsidenten gelöscht hatte, sperrte
       dieser den Kurznachrichtendienst. Gruppen wie Amnesty kritisieren das
       scharf.
       
 (DIR) Krise in Nigeria: Zwei rätselhafte Todesfälle
       
       Erst wird Boko Harams Chef Shekau getötet, dann stirbt Armeechef Attahiru
       bei einem Flugzeugabsturz. Die Stimmung ist zunehmend angespannt.
       
 (DIR) Gewaltausbruch in Nigeria: „Am Rande des Zusammenbruchs“
       
       In Nigeria erfasst Gewalt das ganze Land, nicht mal die Hauptstadt Abuja
       gilt mehr als sicher. Präsident Buhari steht unter Druck wie nie zuvor.
       
 (DIR) Entführung in Nigeria: Hunderte Schülerinnen wieder frei
       
       279 Mädchen wurden aus der Geiselhaft befreit. Wer genau die mehr als 300
       Schülerinnen aus einer Oberschule gekidnappt hat, ist unklar.