# taz.de -- Steuerschlupflöcher in den USA: Alles ganz legal
       
       > Dem Bericht einer Investigativ-Plattform zufolge zahlen Superreiche wie
       > Amazon-Gründer Bezos nur geringe Einkommensteuern. Wer steckt hinter den
       > Datenleaks?
       
 (IMG) Bild: Niedrige Einkommensteuern oder gar keine: Amazon-Gründer Jeff Bezos
       
       WASHINGTON ap/dpa | Prominente in den USA haben einem Bericht der
       Nonprofit-Journalistenorganisation ProPublica zufolge in zurückliegenden
       Jahren keine Einkommensteuer gezahlt. [1][Amazon-Gründer Jeff Bezos] führte
       2007 und 2011 keine Einkommensteuer ab, Tesla-Gründer Elon Musk 2018
       ebenfalls nicht. Der Finanzier George Soros zahlte drei Jahre in Folge
       keine Bundeseinkommensteuer, wie die Organisation am Dienstag meldete.
       
       Die 25 reichsten Amerikaner zahlen unter Berücksichtigung von Steuern für
       Sozialversicherung und Medicare weniger Steuern als viele normale Arbeiter,
       wie die Organisation feststellte. Viele der Wohlhabendsten können über ganz
       legale Steuerstrategien erreichen, dass sie entweder keine oder nur wenig
       Bundessteuern zahlen müssen.
       
       ProPublica gelangte über eine anonyme Quelle an Datenmaterial der
       US-Steuerbehörde IRS zu den reichsten Menschen in den USA, darunter Bill
       Gates, Rupert Murdoch und Mark Zuckerberg. Die Organisation verglich die
       Daten mit Material aus anderen Quellen. Überall dort, wo ProPublica die
       Angaben habe prüfen können, hätten die Informationen, die sie erhalten
       habe, mit dem anderen Material übereingestimmt.
       
       Ein Soros-Sprecher teilte ProPublica mit, dass der Milliardär mit
       Investitionen in den Jahren 2016 bis 2018 Verluste gemacht habe und für
       diese Jahre dem Staat keine Bundeseinkommensteuer geschuldet habe. Musk
       reagierte auf eine Erstanfrage von ProPublica zu seinen Steuern nach deren
       Angaben mit „?“. Danach habe er nicht mehr reagiert.
       
       ## Für wohltätige Zwecke
       
       Börsenguru Warren Buffett, der sich immer wieder öffentlich für höhere
       Steuern für Spitzenverdiener ausspricht, zahlte laut „ProPublica“ von 2014
       bis 2018 die geringsten Steuern von den 25 Superreichen. Der 90-jährige
       Chef der Beteiligungsholding Berkshire Hathaway habe sein Vermögen in
       diesem Zeitraum um 24,3 Milliarden Dollar erhöht, aber nur ein Einkommen
       von 125 Millionen Dollar beim Fiskus angegeben und letztlich 23,7 Millionen
       an Steuern gezahlt. Damit ergebe sich eine „wahre Steuerquote“ von nur 0,1
       Prozent.
       
       Buffett reagierte mit einer ausführlichen Erklärung auf die Datenleaks und
       erklärte, dass er vorhabe, quasi sein gesamtes Vermögen für wohltätige
       Zwecke zu stiften. Er glaube, dass sein Geld so nützlicher für die
       Gesellschaft sei. Buffett bekräftigte aber auch seine Unterstützung für ein
       faireres Steuersystem zum Abbau von Vermögensungleichheiten in der
       Bevölkerung.
       
       Reiche können ihre Steuern durch Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen
       senken. Das funktioniert auch, indem sie Lohneinkommen vermeiden, weil
       dieses mit bis zu 37 Prozent besteuert werden kann. Stattdessen können sie
       auf Einkommen durch Investitionen setzen, was normalerweise in den USA mit
       20 Prozent besteuert wird.
       
       [2][US-Präsident Joe Biden] hat höhere Steuern für Reiche vorgeschlagen.
       Biden will den Steuersatz für Amerikaner mit hohem Einkommen auf
       Kapitaleinnahmen nahezu verdoppeln. Auch wären vererbte Kapitalgewinne
       nicht mehr steuerfrei. Republikaner im Kongress sind gegen seine
       Vorschläge.
       
       ## Deutliche Beweislage
       
       Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren twitterte zum Bericht von
       ProPublica: „Unser Steuersystem ist für Milliardäre manipuliert, die zu
       ihren Vermögen nicht durch Einkommen kommen, wie es Arbeiterfamilien tun.
       Die Beweislage ist mehr als deutlich: es ist Zeit für eine Vermögenssteuer
       in Amerika, damit die Ultrareichen endlich ihren gerechten Anteil zahlen.“
       Warren und Senator Bernie Sanders haben vorgeschlagen, nicht nur das
       Einkommen, sondern auch das Vermögen der reichsten Amerikaner zu besteuern.
       
       ProPublica berichtete unter Berufung auf Zahlen des Magazins „Forbes“, dass
       das Gesamtvermögen der 25 reichsten Amerikaner von 2014 bis 2018 um 401
       Milliarden Dollar angestiegen sei. In diesen Jahren hätten sie 13,6
       Milliarden Dollar Bundeseinkommensteuern gezahlt. Das sei nur 3,4 Prozent
       der Zunahme ihres Vermögens.
       
       Die US-Steuerbehörde IRS will nun ermitteln, wie brisante Daten der
       Superreichen an die Öffentlichkeit geraten konnten. „Ich kann bestätigen,
       dass es eine Untersuchung gibt“, sagte IRS-Chef Charles Rettig am Dienstag
       (Ortszeit) bei einer Senatsanhörung in Washington. Die unautorisierte
       Weitergabe vertraulicher Regierungsinformationen sei illegal, erklärte eine
       Sprecherin des Finanzministeriums.
       
       9 Jun 2021
       
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