# taz.de -- Kinotipps der Woche: Obligatorisch begrenzt
       
       > Indoor öffnen die Kinos nur zaghaft. Und auch für die Filmverleihe waren
       > die Zusagen zu unsicher. Die wenigen Programme laufen vor allem Open Air.
       
 (IMG) Bild: „Jean Seberg – Against All Enemies“ (2019)
       
       Seit vergangenem Freitag dürfen in Berlin auch die Indoor-Kinos wieder
       öffnen. Mit einer Besucherobergrenze und den für Zuschauer:innen
       mittlerweile schon obligatorischen Test-, Impf- oder Genesungsnachweisen.
       Nur: Mit ganz wenigen Ausnahmen haben die Kinos momentan noch nicht auf.
       Woran liegt es? Die Branche benötigt Vorlauf.
       
       Zwei bis drei Wochen dauert es realistisch, bis Kinobetreiber:innen
       ein tragfähiges Programm auf die Beine gestellt haben. Inwiefern sich der
       Betrieb unter den genannten Auflagen dann überhaupt rentiert, sei einmal
       generell dahingestellt. Da rechnet vielleicht jede/r anders. Auch die
       Filmverleihe benötigen klare und verlässliche Ansagen, ab wann, wo und
       unter welchen Umständen sie ihre Filme einsetzen können.
       
       Also das genaue Gegenteil der Politik bundesdeutscher Kleinstaaterei.
       Nicht, dass die entsprechenden Verbände dies der Politik nicht seit
       anderthalb Jahren ständig mitteilen würden. Es scheint den
       Entscheidungsträgern nur egal zu sein.
       
       Die meisten Filmverleihe waren offenbar von bundesweiten Öffnungsterminen
       der Kinos entweder am 24. Juni oder 1. Juli ausgegangen, da gibt es
       mittlerweile sehr viele Starttermine. Einige Mutige legten Termine bereits
       auf den 17. Juni, am 10. Juni hingegen ist die Auswahl dann doch sehr
       eingeschränkt.
       
       Immerhin: [1][Das Kino Central möchte ab heute die Türen wieder öffnen] und
       spielt den brisanten und beklemmenden Politthriller „The Mauretanian“ des
       britischen Regisseurs Kevin Macdonald, der sonst eher für seine
       Dokumentarfilme bekannt ist. Jodie Foster spielt darin eine amerikanische
       Anwältin, die es mit der sehr restriktiv agierenden Staatsmacht aufnimmt,
       um einem Mann beizustehen, der ohne Anklage im Gefangenenlager von
       Guantanamo festgehalten wird.
       
       Und natürlich geht es dabei auch um die Frage, was denn die eigentlichen
       amerikanischen Grundwerte (und –rechte) sind (OmU, vom 10.-16. 6., um 20.30
       Uhr im Central 2, um 21 Uhr im Central 1).
       
       Open Air Mitte, die [2][Freiluftvariante des Central], gehört zu den
       wenigen Kinos dieser Art, das momentan keine Berlinale-Filme spielt. Dort
       ist man stattdessen mit den klassischen Top-Arthouse-Filmen der vergangenen
       zwei Jahre unterwegs, zu denen man auch Benedict Andrews Film-Biografie
       „Jean Seberg – Against all Enemies“ zählen darf. Selbige konzentriert sich
       auf die Zeit Ende der 1960er Jahre, als die Unterstützung der
       Schauspielerin (überzeugend: Kristen Stewart) für die revolutionäre Black
       Panther Party sie zur Zielscheibe des FBI werden lässt.
       
       Überwachung und Verleumdungen zerren an ihren Nerven, eine Fehlgeburt,
       Verfolgungswahn und Depressionen sind die Folgen. Das solide Biopic erklärt
       zwar nicht unbedingt die damaligen gesellschaftspolitischen Umschwünge in
       den USA, zeigt aber recht sinnfällig, wie der eigentlich recht unbedarfte
       Einsatz einer Schauspielerin für Bürgerrechte auf jenseits aller
       Proportionen liegende Maßnahmen eines repressiven Staatsapparates trifft
       (OmU, 14.6., 21.30 Uhr, Open Air Mitte).
       
       Auch das [3][Open Air Kino Waschhaus in Potsdam] nimmt dieser Tage den
       Betrieb auf: Eröffnet wird am Freitag mit „SUB.TEXTE – Kampf um Freiräume“,
       einem Dokumentarfilm über subkulturelle Projekte und Initiativen in
       Potsdam. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter weisen jedoch darauf hin,
       dass man sich aufgrund der Registrierungsbestimmung für derartige
       Veranstaltungen in Brandenburg zunächst Online ein kostenloses Ticket
       besorgen muss (11. 6., 21.30 Uhr, Open Air Waschhaus Potsdam).
       
       10 Jun 2021
       
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