# taz.de -- Umgang mit haitianischen Geflüchteten: Bidens nächstes Desaster > An der Grenze der USA zu Mexiko spielen sich Dramen ab. Der Präsident, > der eine menschlichere Migrationspolitik versprach, zeigt sich völlig > planlos. (IMG) Bild: Grenzschutzbeamte übergeben Geflüchtete der humanitären Helfer in Del Rio Es sind Bilder wie aus den feuchten Träumen mancher AfD-Bundestagsabgeordneter: berittene Polizisten, die mit Peitschen in der Hand gegen Schwarze Geflüchtete vorgehen. Diese Aufnahmen gingen in der vergangenen Woche von der US-Südgrenze um die Welt, als das Geflüchtetencamp bei Del Rio an der Grenze zu Mexiko immer größer geworden war. Jetzt ist das Lager aufgelöst. Ein Großteil der haitianischen Migrant*innen watete lieber über den Grenzfluss zurück nach Mexiko, als sich von den USA in ein Flugzeug zurück nach Haiti setzen zu lassen. Ihr Heimatland ist heute noch zerstörter als vor zehn Jahren, als sie es verlassen hatten. [1][Was sich an der Grenze abgespielt hat], ist ein Drama – und ein Armutszeugnis für einen Präsidenten, der im Wahlkampf eine Abkehr von der zu Recht als unmenschlich kritisierten Migrationspolitik seines Vorgängers versprochen hatte. Jetzt verspricht Biden, die Grenzbeamten, die da hoch zu Pferde gegen Geflüchtete vorgingen, [2][müssten „bezahlen“]. Das ist entweder einfach dumm dahergeredet, um das eigene Image zu wahren, oder es ist völlig unzulässiger Druck auf die unabhängige Justiz und fast schon Rechtsbeugung. Ganz sicher ist, dass Biden völlig planlos ist, wie er mit der Situation umgehen soll. Seine Wahl ist von vielen Menschen unterschiedlicher Nationen, die in Süd- und Mittelamerika in den Startlöchern standen, als Zeichen zum Aufbruch gewertet worden. Das ist im Übrigen den Republikaner*innen zu verdanken, die während des Wahlkampfes unablässig behaupteten, mit Biden käme die Grenzöffnung. Das war natürlich immer Quatsch, wurde aber geglaubt, von Trump-Wähler*innen genauso wie von Zentralamerikaner*innen – und Haitianer*innen. ## Auf ganzer Linie gescheitert Im Ergebnis scheitert Biden bei dem Versuch einer anderen Migrationspolitik auf ganzer Linie. Die Bilder aus Del Rio sind so emblematisch wie die von Trumps Kinderkäfigen. Die neue Obergrenze von 125.000 Asylaufnahmen pro Jahr soll eventuell ab Oktober gelten, ist aber lächerlich niedrig. Zur Erinnerung: CSU-Innenminister Horst Seehofer, 2015/16 Hardliner der Anti-Merkel-Asylpolitik, setzte eine Obergrenze von bis zu 220.000 Aufnahmen pro Jahr durch – für Deutschland. Manche schreiben jetzt, der Umgang mit Afghanistan und Del Rio hätte Biden entzaubert. Dabei steht der Zentrist ohne starke Vision eigentlich genau da, wo ihn alle vermutet hatten. Nur für ein paar Wochen nach der Amtseinführung hatte er es geschafft, mit einer Flut von Verordnungen das Erbe Trumps so schnell ad acta zu legen, dass ein bisschen Zauber entstehen konnte. Vorbei. 26 Sep 2021 ## LINKS (DIR) [1] /Gefluechtete-an-der-US-Grenze/!5803174 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=HF8NiB1_Ta0 ## AUTOREN (DIR) Bernd Pickert ## TAGS (DIR) Joe Biden (DIR) Haiti (DIR) Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus (DIR) USA (DIR) Haiti (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) USA (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) USA (DIR) USA (DIR) USA ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Internationale Eingreiftruppe für Haiti: UN-Generalsekretär fordert Beistand Haiti ist das ärmste Land Amerikas, Cholera und Banden erschweren die Lage. UN-Generalsekretär Guterres reagiert nun auf den Hilferuf der Regierung. (DIR) Nach LKW-Unfall in Mexiko: Forderung nach Sozialprogrammen Mindestens 55 Menschen sterben bei einem Unfall. Sie wollten in die USA gelangen. Mexikos Präsident fordert eine neue US-Migrationspolitik. (DIR) Joe Bidens Asylpolitik: USA lassen wieder draußen warten Unter Trump hatten Asylsuchende auf mexikanischer Seite auf ihr Verfahren warten müssen. Joe Biden stoppte diese Maßnahme – und führt sie jetzt wieder ein. (DIR) Migration aus Haiti: Afghanische Zustände Politisches Chaos, Gewalt und Not warten auf die Menschen, die die USA nach Haiti zurückschicken. Sie sind Opfer eines Kriegs gegen die Armen. (DIR) Geflüchtete aus Haiti: Kein Land in Sicht Zehntausende Haitianer:innen versuchen, über Mexiko in die USA zu fliehen. Unterwegs mit Pierre-Louis, der dafür kämpft, dass seine Familie in die Hauptstadt reisen darf. (DIR) Kongress stimmt für Übergangshaushalt: USA wenden Shutdown ab Die drohende Haushaltssperre haben die Abgeordneten noch mal vermieden. Das Problem eines drohenden Zahlungsausfalls ist aber noch nicht gelöst. (DIR) Geflüchtete an der US-Grenze: Verzweiflung am Rio Grande Das improvisierte Camp an der Grenze zu Mexiko ist aufgelöst. Tausende Haitianer*innen wurden per Flugzeug abgeschoben oder flohen nach Mexiko. (DIR) Grenze zwischen USA und Mexiko: Peitschenhiebe unter der Brücke Seit Tagen harren Tausende Geflüchtete aus Haiti am Grenzfluss Rio Grande aus, um in die USA zu gelangen. Polizisten auf Pferden prügeln auf sie ein.