# taz.de -- Theatertipps der Woche: Eine Welt ohne uns
       
       > Beim „Festival der Dinge“ agieren Objekte, das Stück „Moonstruck: In
       > Praise of Shadows“ im HAU hinterfragt die Zerstörungswut westlicher
       > Wissenschaft.
       
 (IMG) Bild: Ariel Efraim Ashbel & friends, „Moonstruck: In Praise of Shadows“ eröffnet am 3.11. im HAU
       
       In seinem berühmten Buch „Die Welt ohne uns“ hat sich der US-amerikanische
       Journalist Alan Weisman 2007 mit der Frage befasst, was wäre, wenn der
       Mensch aus der Welt verschwinden würde. Was bliebe, welche Spuren würden
       hinterlassen, selbst wenn sich die Natur den Planeten zurückholt? Die
       Ökosysteme jedenfalls blieben noch lange belastet. Inzwischen ist der
       ökologische Raubbau so weit fortgeschritten, dass unsere Lebensgrundlagen
       verschwinden. Eine Welt ohne uns könnte zum Rettungsszenario für diesen
       Planeten werden.
       
       Inspiriert von diesem Gedankenexperiment hat die [1][Schaubude] ihr
       diesjährigen „Festival der Dinge“ den Titel von Weismans Buch gegeben. Denn
       das Theater der Dinge ist ein Theater ohne Menschen. An mehreren Berliner
       Spielorten und im digitalen Raum zeigen Künstler*innen,
       Wissenschaftler*innen und Mitwirkende aus Belgien, der Demokratischen
       Republik Kongo, Estland, Frankreich, Katalonien, den Niederlanden, Polen,
       Tschechien, Slowenien, den USA und Deutschland ihre vielfältigen Arbeiten
       zum Thema.
       
       Vor dem Hintergrund der globalen Pandemieerfahrung werden sich die
       künstlerischen Positionen mit dem Ende des Anthropozäns beschäftigen und
       Ideen entwickeln, wie der Mensch in der Welt neu verortet werden kann, wie
       die Ankündigung verspricht („Festival der Dinge: Die Welt ohne uns“, 4. bis
       13. 11. Alle Infos hier: [2][schaubude.berlin]).
       
       ## Die dunkle Seite der Aufklärung
       
       Dass der Westen die Dinge erforscht, indem er sie zerstört, hat der
       japanische Philosoph Jun'ichirō Tanizaki in seinem berühmten Essay „In
       Praise of Shadows“ aus dem Jahr 1933 als Grundprinzip der westlichen
       Forschens beschrieben. Diesem zerstörerischen Aufklärungsdiskurs stellte er
       das Lob des Schattens als das schützendere Pinzip des Ostens gegen: eine
       Welt, die vom Mond statt von der Sonne erleuchtet wird.
       
       „Moonstruck: In Praise of Shadows“ haben Ariel Efraim Ashbel & Friends
       ihren von Tanizaki inspirierten neuen Abend im [3][HAU] überschrieben, der
       sich mit der dunklen Seite der Renaissance befasst, jener Epoche, in der
       die Wissenschaft und damit auch das zerstörerische Bedürfnis des Westens
       nach Welteroberung erwachte. Ariel Efraim Ashbel ist ein Künstler, dessen
       Arbeiten sich zwischen Theater, Bildender Kunst, Tanz, Musik und
       Installation bewegen und in Kollaboration mit einem transdisziplinären Team
       von Freund*innen entsteht („Moonstruck: In Praise of Shadows“, Premiere
       3.11., 19 Uhr. Alle Termine: [4][/www.hebbel-am-ufer.de]).
       
       Mit dem Phänomen „Cancel Culture“ befasst sich der neue Abend von Yael
       Ronen im [5][Maxim Gorki] Theater „Slippery Slope“. Wer Yael Ronens
       Begabung kennt, Widersprüche hart aufeinander prallen zu lassen, hofft
       natürlich jetzt schon vorfreudig, dass das gewohnt tricky und witzig wird
       („Slippery Slope“, Premiere: 6.11., 19:30 Uhr. Alle Termine:
       [6][www.gorki.de]).
       
       1 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://schaubude.berlin/de
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 (DIR) [5] https://www.gorki.de/de/slippery-slope/2021-11-06-1900
 (DIR) [6] https://www.gorki.de/de/slippery-slope/2021-11-06-1900
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Slevogt
       
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