# taz.de -- Hilfe für Menschen in Afghanistan: UN lockern die Daumenschrauben
       
       > Der UN-Sicherheitsrat erleichtert Hilfe für Afghanistan​. In dem Land
       > soll nächstes Jahr die größte humanitäre Hilfsoperation weltweit
       > stattfinden.
       
 (IMG) Bild: Straßenszene in Kabul Anfang Dezember 2021
       
       NEW YORK/GENF afp/dpa | Der UN-Sicherheitsrat hat einstimmig eine von den
       USA vorgelegte Resolution beschlossen, mit der humanitäre Hilfe für
       Afghanistan erleichtert werden soll. Die Auszahlung von Fonds und Guthaben
       sowie die Bereitstellung von Gütern und „notwendigen Dienstleistungen“ sind
       demnach zulässig, wenn sie zur Verbesserung der humanitären Lage der
       Bevölkerung in Afghanistan beitragen. Diese Regelungen, die der Vorlage
       zufolge nicht gegen die von den [1][radikalislamischen Taliban] verhängten
       Sanktionen verstoßen, sollen für ein Jahr gelten.
       
       Die in Afghanistan herrschenden Taliban sprachen nach der Entscheidung des
       UN-Sicherheitsrats am Mittwoch von einem „guten Schritt“. So könne die
       „wirtschaftliche Lage verbessert werden“, erklärte ihr Sprecher Sabihullah
       Mudschahid.
       
       Mit dem Beschluss des UN-Sicherheitsrats machen die Staaten Konzessionen an
       die neue Lage nach der [2][Machtübernahme der Taliban] in Kabul Mitte
       August. Zugleich soll einer Fluchtbewegung aus dem verarmten Land
       vorgebeugt werden. China und Russland legten Wert darauf, dass Ausnahmen
       von den bestehenden Sanktionen für die Hilfen nicht in jedem Einzelfall
       beschlossen werden müssten, sondern generell gelten sollten.
       
       Damit sichergestellt wird, dass die Hilfen nicht in die Hände der Taliban
       gelangen, sondern wirklich bei der notleidenden Bevölkerung ankommen,
       sollen die Regelungen nach zwölf Monaten überprüft werden. Frankreich und
       Indien wollten ursprünglich erreichen, dass die Resolution nur für eine
       Dauer von sechs Monaten gilt, konnten sich damit aber nicht durchsetzen.
       
       ## Größte Hilfsaktion weltweit
       
       Der Vize-Generalsekretär der UNO für humanitäre Fragen, Martin Griffiths,
       wies darauf hin, dass in Afghanistan dringend Hilfe benötigt werde. Den
       rund 160 Hilfsorganisationen vor Ort werde es damit ermöglicht, die
       dringenden „Bedürfnisse und das Leid in dem Land“ zu lindern. Im nächsten
       Jahr soll laut den UN die humanitäre Hilfe rund 22 Millionen Menschen in
       Afghanistan erreichen, das sei die größte humanitäre Hilfsoperation
       weltweit.
       
       US-Außenminister Antony Blinken erklärte, UN-Sanktionen seien zwar ein
       „wichtiges Werkzeug“, um auf Bedrohungen und Menschenrechtsverletzungen zu
       reagieren. „Aber wir müssen sicherstellen, dass diese Sanktionen nicht die
       Lieferung von dringend benötigter Hilfe behindern.“
       
       Das US-Finanzministerium aktualisierte seinerseits Regelungen, um Hilfen
       für Afghanistan zu erleichtern. Damit wird klargestellt, das
       Lebensmittelexporte und Geldtransfers zulässig sind, solange sie nicht an
       jemanden gehen, gegen den US-Sanktionen verhängt wurden. Dieser Schritt
       helfe bei der Umsetzung der UN-Sicherheitsratsresolution, erklärte das
       Ministerium.
       
       Nachdem die Taliban in Kabul an die Macht gelangt waren, hatten viele
       Länder ihre [3][Hilfszahlungen für das Land gestoppt]. Die USA froren
       Guthaben von umgerechnet knapp acht Milliarden Euro der afghanischen
       Zentralbank ein. Auch die Weltbank stoppte ihre Hilfen für
       [4][Afghanistan]. Am 10. Dezember kündigte die Weltbank an, bis Ende
       Dezember rund 280 Millionen Dollar humanitärer Hilfsgelder an das
       UN-Kinderhilfswerk Unicef und an das Welternährungsprogramm für Projekte in
       Afghanistan freizugeben.
       
       23 Dec 2021
       
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