# taz.de -- Verkehrspolitik der FDP: Erfreulich steile Lernkurve
       
       > In Sachen E-Autos hat Verkehrsminister Wissing gemerkt, dass seine FDP im
       > Wahlkampf Unsinn erzählt hat. Schön, dass Politik manchmal doch lernfähig
       > ist.
       
 (IMG) Bild: Seit gut fünf Wochen Verkehrsminister: Volker Wissing (FDP) am Donnerstag im Bundestag
       
       Was ein paar Monate – und eine Regierungsbeteiligung – doch für einen
       Unterschied machen können. Noch im Wahlkampf war die FDP ein glühender
       Anhänger von synthetischen Kraftstoffen, also Benzin, das auf chemischem
       Weg aus Ökostrom hergestellt wird. Damit, so das Versprechen an die
       Hersteller und Liebhaber klassischer Fahrzeuge, könnten auch Pkws mit
       Verbrennungsmotoren klimaneutral betrieben werden.
       
       „Klimafreundliche synthetische Kraftstoffe sind eine bereits heute
       verfügbare Alternative für alle Verkehrsarten“, hatten die Liberalen in
       ihrem Wahlprogramm behauptet. Heute hört sich der FDP-[1][Verkehrsminister
       Volker Wissing] ganz anders an. E-Fuels seien knapp und würden für den
       Flugverkehr gebraucht; im Pkw führe kein Weg am Elektromotor vorbei.
       
       Nun läge es nahe, darüber zu spotten, dass die FDP die Opposition verlassen
       musste, um zur Kenntnis zu nehmen, was für alle Verkehrsexpert*innen –
       inklusive fast aller Autohersteller – schon lange feststeht: dass man Autos
       besser direkt mit Strom antreibt, als die siebenfache Menge Strom
       einzusetzen, um die gleiche Strecke mit synthetischen Kraftstoffen
       zurückzulegen.
       
       Doch stattdessen kann man sich auch einfach freuen, dass die Partei in
       ihrer neuen Rolle eine so steile Lernkurve zeigt und zur schnellen
       Korrektur einer falschen Position in der Lage ist. Denn das lässt hoffen,
       dass auch bei anderen Fragen eine Weiterentwicklung möglich ist. Das wäre
       dringend nötig, denn der Umstieg vom Verbrennungs- auf den Elektromotor ist
       nur ein kleiner Teil einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik.
       
       Mindestens ebenso wichtig ist die Verlagerung des Verkehrs vom Auto auf
       Fahrrad, Bus und Bahn. Doch auch dort lassen die ersten Signale des neuen
       Ministers hoffen. So deutet er an, dass die Kommunen mehr Freiheiten bei
       der Beschränkung des Autoverkehrs bekommen sollen, und auch Bahn und ÖPNV
       sollen mehr Geld erhalten. [2][Tempolimits] oder ein Moratorium für neue
       Fernstraßen sind dagegen nicht in Sicht. Aber noch bleibt ja Zeit, auch
       dort dazuzulernen.
       
       13 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ministerium-fuer-Verkehr-ohne-Gruene/!5817861
 (DIR) [2] /Ampel-Verhandlungen/!5813431
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) FDP
 (DIR) Verkehr
 (DIR) E-Mobilität
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Grenzwerte
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Verkehrsministerium
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kritik an Grünen wegen CO2-Grenzwerten: Wie Musterschüler
       
       Die FDP setzt sich bei EU-Grenzwerten für Autoflotten durch. Die Deutsche
       Umwelthilfe kritisiert die mangelnde Konfliktbereitschaft der Grünen.
       
 (DIR) Umweltpolitik der Ampel-Koalition: Die neuen Adressen für Klimaschutz
       
       Gleich vier Ministerien rangeln in der neuen Bundesregierung um
       Klimapolitik. Und das Kanzleramt hält sich erst mal raus.
       
 (DIR) Künftiger FDP-Minister provoziert Grüne: Anwalt der Autofahrer
       
       Der designierte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will Diesel-Fahrenden
       helfen, wenn das Steuerprivileg fällt. Für die Grünen ist das eine
       Provokation.
       
 (DIR) Klimaschutz in der Luftfahrt: Nur grünes Fliegen ist schöner
       
       An diesem Montag startet die erste Produktion von CO2-neutralem Flugbenzin
       in Deutschland. Zurück geht die Anlage auf eine Klimaschutzorganisation.