# taz.de -- Über Marco Buschmann alias MB Sounds: Bisschen Spaß in schweren Zeiten
       
       > Seit sieben Jahren spielt Marco Buschmann trancige Synthietracks ein. Das
       > hat niemanden interessiert. Jetzt aber doch! Es geht aufwärts mit MB
       > Sounds.
       
 (IMG) Bild: Marco Buschmann alias MB Sounds am DJ-Set – äh: am Redepult im Bundestag
       
       Jetzt habe ich mir auch mal das musikalische Gesamtwerk von Justizminister
       Marco Buschmann alias MB Sounds reingezogen, das auf Soundcloud zu finden
       ist. Schon seit sieben Jahren lädt der FDP-Politiker auf der Plattform
       seine trancigen Synthietracks hoch und jahrelang hat es niemanden
       interessiert, doch inzwischen hat er auch seinen Durchbruch als Musiker und
       Elektronikproduzent geschafft. Während eine alte Nummer mit dem Titel
       „Besinnlichkeit im Maschinenraum“ gerade mal 1.000 Klicks hat, wollten sich
       [1][seinen aktuellen Hit „Excalibur Calls For Arthur“] bereits fast 45.000
       Fans reinziehen. Es geht eindeutig aufwärts mit MB Sounds.
       
       Besonders interessant finde ich [2][die Nummer „Driving To The Bar“], auf
       der man spannungsgeladene Synthieflächen hört, die von John Carpenter in
       den frühen Achtzigern stammen könnten. Das Stück klingt ganz so, wie es der
       Titel verspricht: leicht noir, motorisch und treibend. MB Sounds fährt
       durch die Berliner Nacht, voller Erwartung.
       
       Aber Moment mal. Das Stück wurde vor zehn Monaten hochgeladen. Da befand
       sich Berlin mitten im Coronalockdown. In [3][welche Bar also bitte] sollte
       die nächtliche Fahrt denn überhaupt gehen?
       
       Seit bekannt wurde, dass [4][Großbritanniens Premierminister Boris Johnson
       auch in Zeiten strengster Einschränkungen eine Party] nach der anderen
       geschmissen haben soll, ist man ja ein wenig skeptisch geworden, ob sich
       die Politiker selbst an das hielten, was sie von den anderen verlangten.
       Zumal [5][Buschmanns Parteifreund Wolfgang Kubicki] sogar zugegeben hat,
       sich in illegal geöffneten Kneipen herumgetrieben zu haben.
       
       Und FDP-Parteichef Christian Lindner wurde in flagranti [6][vor einem
       Berliner Szenerestaurant bei einer nicht coronagemäßen Umarmung ohne
       Mundschutz] erwischt. Fuhr der heutige Justizminister also damals auch in
       solch einen Laden, in dem sich Kubicki nicht um die Coronabestimmungen
       scherte und untereinander auch noch rumgekuschelt wurde? Oder fantasiert
       Buschmann in seinem Stück einfach nur unter Inanspruchnahme seiner
       künstlerischen Freiheit darüber, wie schön es denn wäre, jetzt in eine Bar
       zu fahren, wenn er es denn dürfte?
       
       ## Zu Zeiten Klaus Wowereits
       
       Ich bin ja der Meinung, man sollte diese Coronaregeln-Brecherei seitens der
       Politiker nicht zu sehr verurteilen. Johnson und Kubicki nahmen für sich
       nur das heraus, was auch die Partyjugend beispielsweise in ihren inzwischen
       [7][legendären Hasenheide-Feiern] einforderte. Sie wollten einfach nur ein
       wenig Spaß in schweren Zeiten. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Boris
       Johnson durch sein Verhalten bei den britischen Jugendlichen an Respekt
       dazugewonnen hat. Der Premier hat einfach das durchgezogen, wovon so viele
       von ihnen träumten.
       
       In Berlin wurde [8][zu Zeiten Klaus Wowereits] noch voller Stolz darauf
       verwiesen, dass der Regierende Bürgermeister weniger für seine umsichtige
       Politik denn für seine Standfestigkeit auf Partys bekannt war. Diese
       Tradition ging unter dem blassen Michael Müller leider etwas verloren. Vom
       aktuellen Politpersonal, das sich in der Stadt tummelt, behauptet allein
       der wackere Klaus Lederer von sich selbst, [9][immer mal wieder das
       Berghain] zu besuchen, wenn es denn geöffnet haben darf. Bei jemandem wie
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat man dagegen das Gefühl, die größte
       Ausschweifung, die er sich noch leistet, ist mal ein kleines Bier am
       Wochenende.
       
       Da wirkt ein Marco Buschmann alias MB Sounds, der einen auf seinem
       Soundcloud-Profil mit seiner Spiegelbrille anblickt und dabei den Eindruck
       vermittelt, als hätte er gerade die Nacht durchgemacht, doch ziemlich
       erfrischend. In den Kommentaren zu seiner Musik heißt es unter anderem:
       Vielleicht [10][legt MB demnächst sogar in der Panoramabar auf]. Ja, warum
       denn auch nicht?
       
       8 Feb 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://soundcloud.com/mbsounds/excalibur-calls-for-arthur
 (DIR) [2] https://soundcloud.com/mbsounds/driving-to-the-bar
 (DIR) [3] /Berlin-und-die-Corona-Sperrstunde/!5716195
 (DIR) [4] /Partygate-um-Boris-Johnson/!5833160
 (DIR) [5] /Virusvarianten-Impfziel-und-Ampelplaene/!5820265
 (DIR) [6] /Christian-Lindner-umarmt-Unternehmer/!5686909
 (DIR) [7] /Illegale-Raves-in-Berlin/!5694831
 (DIR) [8] /Wowereits-Outing-vor-20-Jahren/!5773346
 (DIR) [9] /Berliner-Clubs-nach-der-Zwangspause/!5803936
 (DIR) [10] https://www.berghain.berlin/de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Hartmann
       
       ## TAGS
       
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