# taz.de -- Geplantes 9-Euro-Monatsticket: Besser gleich zum Nulltarif
       
       > Das geplante Billigticket ist wegen der Energiepreise eine gute Idee. Es
       > sollte aber gleich umsonst sein – und mehr in den ÖPNV investiert werden.
       
 (IMG) Bild: Abfahrt der Berliner S-Bahn in Pankow
       
       Hoffentlich ist die verquere PR-Wortschöpfung „9 für 90“-Ticket kein
       schlechtes Vorzeichen für das eigentlich gute Projekt. Die Bundesregierung
       hat mit dieser seltsamen Sprachregelung angekündigt, dass Bürger:innen
       drei Monate – also 90 Tage – als Teil des Entlastungspakets zu einem
       besonders günstigen Preis den öffentlichen Nahverkehr nutzen können. Aber
       nicht, wie der Begriff nahelegt, für 9 Euro, sondern für 27 Euro – wenn
       Kund:innen [1][für drei Monate das günstige Ticket kaufen].
       
       Abgesehen von der politischen Vermarktung haben sich SPD, Grüne und FDP
       offenbar [2][nicht viele Gedanken gemacht], wie die Idee umgesetzt werden
       kann. Der Bund will die Kosten übernehmen, weiß aber nicht einmal genau,
       wie hoch sie sind, zumal auch der bürokratische Aufwand zu Buche schlagen
       wird. Möglicherweise wird das 9-Euro-Ticket teurer als ein kompletter
       Nulltarif für drei Monate. Der würde rund 3,25 Milliarden Euro kosten und
       wäre viel einfacher zu organisieren.
       
       Die Mehrheit der Landesverkehrsminister:innen liegt daher richtig,
       wenn sie [3][ein Null-Euro-Ticket] fordert. Ein kostenloser öffentlicher
       Nahverkehr könnte schneller umgesetzt werden als das 9-Euro-Monatsticket,
       weil viele Details wie Tarifgrenzen und Reichweiten nicht mühsam zwischen
       Hunderten von Verkehrsunternehmen abgestimmt werden müssten.
       
       Wenn das Rabattangebot Sinn ergeben soll, muss es schnell kommen. Dass die
       Preise an den Tankstellen sinken, Fahrkarten für Busse und Bahnen aber
       teuer bleiben, ist in Zeiten der Klimakrise eine bizarre Vorstellung.
       
       Die Preise für den öffentlichen Verkehr sind in Deutschland viel zu hoch.
       Deshalb ist es richtig, Fahrten billiger zu machen. Aber der Preis ist
       nicht das einzige Problem. Gerade in ländlichen Regionen gibt es vielerorts
       keine oder kaum ÖPNV-Angebote. Im Berufsverkehr und zu Stoßzeiten sind
       Busse und Bahnen auch in den Metropolen überfüllt; oft fallen sie aus oder
       kommen zu spät. Da hilft auch kein 9-Euro-Ticket, um Leute zum Umsteigen zu
       bewegen. Was helfen würde: Der Staat muss richtig viel Geld für den Ausbau
       des ÖPNV in die Hand nehmen. Und zwar schnell.
       
       29 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ampel-beschliesst-Entlastungen/!5840461
 (DIR) [2] /9-Euro-OePNV-Fahrkarte-der-Ampelregierung/!5841584
 (DIR) [3] https://www.br.de/nachrichten/bayern/oepnv-und-entlastungspaket-kommt-das-null-euro-ticket-oder-das-neun-euro-ticket,T15kgew
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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