# taz.de -- Arbeitsgruppe zur Kindergrundsicherung: Mehr Geld für Kinder
       
       > Für Familienministerin Spiegel ist die Kindergrundsicherung ein
       > Kernprojekt. Am Dienstag startet dazu nun eine Arbeitsgruppe.
       
 (IMG) Bild: Eine „Kampfansage gegen Kinderarmut“ soll die Kindergrundsicherung sein
       
       BERLIN taz | Für Familienministerin Anne Spiegel ist es eines der
       wichtigsten Vorhaben in der aktuellen Legislatur: [1][die
       Kindergrundsicherung]. Die Grünen-Politikerin bezeichnet den Plan der
       Ampel-Koalition, Kinder so rasch, so leicht und so nachhaltig wie möglich
       aus der Armut zu holen, gern als Paradigmenwechsel, als eine „Kampfansage
       gegen Kinderarmut“ in Deutschland. „Wir wollen mit der Kindergrundsicherung
       bessere Chancen für Kinder und Jugendliche schaffen und konzentrieren uns
       auf die, die am meisten Unterstützung brauchen“, sagt Spiegel.
       
       Jetzt soll es tatsächlich losgehen. Am späten Dienstagnachmittag will eine
       Arbeitsgruppe, welche die Kindergrundsicherung detailliert ausarbeiten
       soll, loslegen und sich zum ersten Mal treffen. Neben den naheliegenden
       Ressorts – Spiegels Familienministerin, das Arbeitsministerium und
       Finanzministerium – sollen auch das Bildungsministerium sowie das
       Bauministerium mit dabei sein. Letztere unter anderem wegen direkter
       Auswirkungen der Grundsicherung auf das Bafög sowie beim Wohngeld. Geleitet
       werden soll das Team von Spiegel selbst.
       
       Aktuell gibt es über 150 verschiedene familienpolitische Leistungen,
       darunter so bekannte wie Kindergeld, Kindergeldzuschlag, Elterngeld,
       Zuschüsse für Kitabetreuung, Ehegattensplittung. Das ist ein oft nur schwer
       zu durchdringender Paragrafendschungel, der viele Bedürftige davon abhält,
       für die eine oder andere Maßnahme einen Antrag zu stellen. Das will Spiegel
       jetzt ändern.
       
       ## Zusatzbetrag soll vom Einkommen abhängen
       
       So sollen verschiedene Leistungen „in einer einfachen, automatisiert
       berechnet und ausgezahlten Förderleistung“ gebündelt werden, heißt es aus
       ihrem Ministerium. Konkret heißt das, dass etwa Kindergeld,
       Kindergeldzuschlag für Familien mit einem geringen Einkommen, Teile von
       Hartz-IV und Leistungen aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket
       sowie Lernförderungen und Kostenübernahmen bei Klassenfahrten in der
       Kindergrundsicherung zusammengefasst werden sollen. Dadurch soll es
       leichter werden, das Geld zu beantragen. Die „Kindergrundsicherung soll
       möglichst ohne bürokratische Hürden direkt bei den Kindern ankommen und
       ihre Chancen grundlegend verbessern“, so Spiegel.
       
       Die Kindergrundsicherung soll eine Kombination aus einem sogenannten
       Garantiebetrag sowie einem Zusatzbetrag werden. Während der Garantiebetrag
       allen Familien in gleicher Höhe gezahlt werden soll, wird der Zusatzbetrag
       vom Einkommen der Familien abhängen. Die Höhe beim Zusatzbeitrag soll also
       je nach Familieneinkommen gestaffelt werden: [2][Familien mit einem
       geringeren Einkommen] erhalten einen höheren Zusatzbeitrag als Familien,
       die etwas mehr in der Haushaltskasse haben. Wie hoch sowohl der
       Garantiebetrag und der gestaffelte Zusatzbeitrag ausfallen werden, steht
       noch nicht fest. Darum soll sich die Arbeitsgruppe kümmern.
       
       Wann die Kindergrundsicherung kommt, ist unklar. Jedoch nicht vor 2023, wie
       Spiegel kürzlich sagte. Für die Übergangsphase hatte die Ampel-Koalition im
       Februar einen Kindersofortzuschlag in Höhe von 20 Euro beschlossen. Den
       soll jedes Kind ab kommenden Juli jeden Monat bekommen.
       
       Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland wächst laut der
       Bertelsmann-Stiftung in Armut auf. Das sind 2,8 Millionen Kinder und
       Jugendliche unter 18 Jahren. 1,2 Millionen Kinder leben in Familien, bei
       denen kein Elternteil erwerbstätig ist.
       
       In diesen Familien liegt das Armutsrisiko laut des
       Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos, welches das Familienministerium
       berät, bei 66 Prozent. Hat ein Elternteil zumindest einen Teilzeitjob,
       verringert sich das Risiko auf 28 Prozent. Daher soll die
       Kindergrundsicherung laut Prognos auch solche Maßnahmen enthalten, die
       Eltern verstärkt in den Arbeitsmarkt bringen. Hierbei stehen unter anderem
       der weitere Kita-Ausbau und bessere Betreuungsmöglichkeiten für Schulkinder
       im Vordergrund.
       
       28 Mar 2022
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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