# taz.de -- Stadt im Widerstand: Welches Zeichen Mariupol setzt > Scholz mag keine Symbole, sagt er bei RTL. Doch der Krieg ist auch ein > Krieg der Bilder – Mariupol zeigt es auf dramatische Weise. (IMG) Bild: Ein neues Gräberfeld an einem Friedhof in der Nähe von Mariupol Symbolpolitik ist offensichtlich Olaf Scholz’ Sache nicht. Wie sonst wäre die Äußerung des Bundeskanzlers bei einer Fragestunde bei RTL zu werten, wegen ein paar läppischer Fotos lohne sich ein Kurzbesuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew nun wirklich nicht. Von wegen! Gerade zu Kriegszeiten können Menschen, Orte und bestimmte Ereignisse, mit der Kamera festgehalten, zu Symbolen werden, die eine ungeheure Kraft entfalten – siehe das Beispiel Mariupol. Die Hafenstadt am Asowschen Meer, die russische Truppen seit Wochen belagern, ist zum Sinnbild für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geworden, und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Zwar steht Mariupol [1][mit der Evakuierung eines Teils der letzten noch verbliebenen ukrainischen Truppen] aus dem Werk Asowstahl kurz vor dem Fall. Dennoch haben diese Soldaten, viele davon schwer verletzt, bis zum bitteren Ende unter unmenschlichen Bedingungen ausgeharrt – wohl wissend, dass sie auf verlorenem Posten kämpfen. Dieser Durchhaltewille und diese Moral sind es, die militärische Unterlegenheit in ungeahnte Stärke verwandelt, die ganze Welt in Erstaunen versetzt und auch „normale“ Ukrainer*innen über sich haben hinaus wachsen lassen. Demgegenüber steht eine russische Armee, deren Erfolge an der Front ausbleiben, was wohl nicht nur einer miserablen Ausrüstung, sondern [2][auch einer fortschreitenden Demoralisierung] geschuldet ist. Die Zahl derer wächst, die sich nicht verheizen lassen wollen in einem sinnlosen Krieg, der so nicht genannt werden darf. Frust, Hass und Verachtung entladen sich. Auch für schwerste Kriegsverbrechen, die Soldaten im Dienste von Wladimir Putin mutmaßlich begangen haben, steht Mariupol. ## Zeugen der Barbarei Man erinnere sich nur an zigtausende Zivilist*innen, die an Ort und Stelle oder bei dem Versuch, sich durch humanitäre Korridore in Sicherheit zu bringen, hingemetzelt und dann in mobilen Krematorien verbrannt wurden. Stumme Zeugen dieser Barbarei sind auch Massengräber, deren tatsächliche Anzahl, nicht nur in Mariupol, wir jetzt nicht einmal erahnen können. Last but not least: zerstörte Wohnhäuser, Schulen, Kliniken – Spuren blinder Zerstörungswut, deren Ziel es ist, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Welche Bilder werden jetzt um die Welt gehen? Die russische Fahne gehisst und der „Sieg“ zelebriert. Die Feier steigt inmitten der Ruinen Mariupols – die Stadt, von der nur noch wenig übrig geblieben ist. Ukrainische Soldaten, die mit dem Kombinat Asowstahl die letzte Bastion räumen und einem unsicheren Schicksal, ja wenn nicht gar ihrem Tod entgegengehen. Denn dass diese „Faschisten“ wirklich gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht werden, daran glaubt kein Mensch. Und Ukrainer*innen, die entschlossen sind, ihr Land weiter zu verteidigen. Bilder über Bilder: Wer braucht da noch Olaf Scholz? 17 May 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Humanitaerer-Korridor-in-Mariupol/!5854721 (DIR) [2] /Friedensforscherin-ueber-den-Ukrainekrieg/!5846168 ## AUTOREN (DIR) Barbara Oertel ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Olaf Scholz (DIR) IG (DIR) Kriegsverbrechen (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Urteil gegen russischen Soldaten: Im Sinne der Anklage Erstmals ist in der Ukraine ein russischer Soldat wegen Kriegsverbrechen verurteilt worden. Der 21-jährige Angeklagte zeigte Reue für seine Taten. (DIR) Aktuelle Lage in der Ukraine: Rotes Kreuz sorgt sich um Kämpfer Die Organisation fordert freien Zugang zu den 1.730 Evakuierten aus dem Stahlwerk in Mariupol. In Kiew steht ein russischer Soldat vor Gericht. (DIR) +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Türkei blockiert Nato-Beitritte Ohne türkische Zustimmung dürfen Schweden und Finnland nicht in die Nato. Erdogan führt als Grund die laxe Haltung der beiden zur PKK an. (DIR) Scholz telefoniert mit Selenski: Danke für „defensive Unterstützung“ Deutschland soll zuletzt Panzerfäuste und Minen an die Ukraine geliefert haben. Auf den Kanzler selbst muss Kiew aber noch warten. (DIR) Humanitärer Korridor in Mariupol: Ein Fünkchen Hoffnung Verletzte ukrainische Soldaten sollen aus dem Stahlwerk Asowstal evakuiert werden. Gleichzeitig spricht Kiew von Geländegewinnen um Charkiw. (DIR) +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Über 100 Millionen Euro beschlagnahmt Deutschland hat im Rahmen der Sanktionen gegen Russland bisher 137,9 Millionen Euro beschlagnahmt. Die UN gehen nicht von einem baldigen Ende des Krieges aus.