# taz.de -- Soldaten aus ukrainischem Stahlwerk: Die mit der Wolfsangel
       
       > Wer sind die ukrainischen Militärs, die sich in Mariupol ergeben haben?
       > Manche gehören zum Asow-Regiment, das rechtsradikale Wurzeln hat.
       
 (IMG) Bild: Mariupol am 10. Mai: Das vom Asow-Regiment zur Verfügung gestellte Foto zeigt ukrainischen Soldaten
       
       BERLIN taz | Kurzen Prozess will Andrei Klischas, Vorsitzender des
       Ausschusses des Russischen Föderationsrates für Verfassungsgesetzgebung und
       Staatsaufbau, mit den „Neonazis des Asow-Bataillons“ machen, berichtet die
       russische Agentur ura.news. Da die russische Verfassung die Todesstrafe
       verbiete, solle man diese ukrainischen Militärs doch am besten in den
       „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk verurteilen und hinrichten, so der
       Senator. Dort ist die Todesstrafe erlaubt.
       
       Die Rede ist von den ukrainischen Militärs, die sich in [1][Mariupol den
       russischen Belagerern ergeben hatten]. Ein großer Teil von ihnen gehört dem
       „Asow“-Regiment an, und das ist für Russland eine neonazistische
       Vereinigung.
       
       „Asow“ hat in der Tat rechtsradikale Wurzeln. Der Gründer der Bewegung,
       Andrij Bilezkij, war in seiner Heimatstadt Charkiw eine stadtbekannte Größe
       der rechtsradikalen Szene. Die von Asow-Kommandeur Bilezkyi angeführte
       Organisation „Patrioten der Ukraine“ habe noch 2008 in Charkiw Hitlers
       „Mein Kampf“ verteilt, berichtete Ewgenij Sacharow, Direktor der
       „Menschenrechtsgruppe Charkiw“, 2017 der taz.
       
       Der britische Telegraph zitiert Bilezkyj mit den Worten: „Die historische
       Mission unserer Nation in diesem kritischen Moment ist es, die Weißen
       Rassen der Welt in einen letzten Kreuzzug um ihr Überleben zu führen.“
       
       ## Weniger politisiert
       
       Auch das von Asow verwendete Symbol der [2][Wolfsangel] gilt als
       Erkennungszeichen der Rechtsradikalen. Es war zu Zeiten des
       Nationalsozialismus von nationalsozialistischen Organisationen und
       SS-Einheiten verwendet worden. Doch die Organisation hat sich seit ihrer
       Gründung 2014 gewandelt. Zu dieser Auffassung kommt auch Asow-Kritiker
       Sergey Movchan. Der Koordinator des Projekts „Violence Marker“, das rechte
       Gewalt in der Ukraine dokumentiert, beobachtet die ukrainische rechte Szene
       seit Jahren.
       
       Im Vergleich zu ihren Anfängen sei Asow heute viel weniger politisiert,
       mache praktisch kaum noch eigene politische Aussagen, so Movchan zur taz.
       Gleichzeitig habe auch der Anteil der Rechtsextremen bei Asow abgenommen.
       „Vor nicht allzu langer Zeit hat Asow sogar erklärt, dass sie keine Nazis,
       sondern Patrioten seien. Und der einzige Nazi sei Putin.“
       
       Man müsse auch, so Movchan, unterscheiden zwischen dem Regiment Asow und
       Vereinigungen, die ebenfalls den Namen Asow in ihrer Bezeichnung führen.
       Diese seien viel politisierter als das Regiment Asow. Auf keinen Fall, so
       Movchan, sei die Anwesenheit von Rechtsextremen ein Grund, den Menschen,
       die Mariupol verteidigen, jetzt nicht zu helfen. Die Mehrheit der
       Verteidiger:innen seien reguläre Militärs und nicht Asow-Leute.
       
       ## Spaltungsprozesse und Neugründungen
       
       Auch Stanislaw Kibalnyk von der Charkiwer Plattform assembly.org.ua,
       ebenfalls ein Kenner der rechtsextremen Szene in der Ukraine, sieht den
       Einfluss rechtsradikalen Gedankengutes abnehmen. „Die Zunahme der
       patriotischen Stimmung in unserem Land hat dazu geführt, dass die
       Rechtsradikalen bei der Verteidigung des Landes eine viel geringere Rolle
       spielen als noch 2014“, so Kibalnyk zur taz. Zu einer weiteren Schwächung
       der Rechtsradikalen hätten Spaltungsprozesse und Neugründungen weiterer
       Gruppierungen und eine zunehmende Aktivierung von bisher unpolitischen
       Gesellschaftsschichten beigetragen.
       
       Die Geister scheiden sich jedenfalls an Asow. Während man in Russland deren
       Kämpfern den Tod wünscht, haben sie nach den Ereignissen von Mariupol ihr
       Standing in der Ukraine weiter verbessert. Nun gelte es, so der
       Chefredakteur von Censor.net, Juri Butusow, auf gordonua.com, eine eigene
       Asow-Sturmbrigade bei den ukrainischen Streitkräften zu gründen. Und die
       sollte sich an der Kampfeffizienz von Asow, deren nationalistischer
       Ideologie und den Grundsätzen der Organisation ukrainischer Nationalisten
       (OUN) orientieren.
       
       18 May 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ukraine-gibt-Stahlwerk-auf/!5855473
 (DIR) [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsangel
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Nationalismus
 (DIR) Rechtsradikale
 (DIR) Mariupol
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Mariupol
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nach Explosion in Gefängnis in Donezk: Raketenangriff – oder nicht?
       
       Bei einer Explosion in der Haftanstalt Oleniwka starben 57 ukrainische
       Kriegsgefangene. Die Ukraine wirft Russland das Vertuschen von
       Folterbeweisen vor.
       
 (DIR) Milizionäre in der Ukraine: Generation Asow
       
       Sie kämpfen gegen Russland, tragen rechte Symbole und werden in der Ukraine
       gefeiert. Doch wer sind die Asow-Kämpfer? Ein Treffen in Charkiw.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Schröder verlässt Rosneft-Posten
       
       Der Altkanzler gibt sein Mandat im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns
       auf. Kiew ordnet Rückzug aus dem belagerten Mariupol an.
       
 (DIR) Aktuelle Lage in der Ukraine: Rotes Kreuz sorgt sich um Kämpfer
       
       Die Organisation fordert freien Zugang zu den 1.730 Evakuierten aus dem
       Stahlwerk in Mariupol. In Kiew steht ein russischer Soldat vor Gericht.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Weitere Milliarde für die Ukraine
       
       Das Rote Kreuz hat Hunderte ukrainische Kriegsgefangene aus dem Stahlwerk
       Asowstal registriert. Deutschland will der Ukraine eine weitere Milliarde
       Euro zur Verfügung stellen.
       
 (DIR) Ukraine gibt Stahlwerk auf: Soldaten ergeben sich
       
       Nach wochenlangem Ausharren im belagerten ukrainischen Stahlwerk Asowstal
       in Mariupol sind 264 Soldaten evakuiert worden.
       
 (DIR) Humanitärer Korridor in Mariupol: Ein Fünkchen Hoffnung
       
       Verletzte ukrainische Soldaten sollen aus dem Stahlwerk Asowstal evakuiert
       werden. Gleichzeitig spricht Kiew von Geländegewinnen um Charkiw.
       
 (DIR) Russlands Pläne für den 9. Mai: Parade auf dem Schlachtfeld
       
       Im ukrainischen Mariupol will der Kreml das Ende des „Großen
       Vaterländischen Krieges“ zelebrieren. Auch der Rote Platz in Moskau ist
       gerüstet.