# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Erst kämpfen, dann plündern
       
       > Die Schlacht um die ostukrainische Stadt Sewerodonezk hält an. Im
       > besetzten Mariupol transportieren russische Truppen medizinisches Gerät
       > ab.
       
 (IMG) Bild: Ukrainischer Soldat an der Frontlinie in der ostukrainischen Stadt Sewerodonezk
       
       BERLIN taz | Zur Abwechslung versuchte es Russlands Außenminister Sergei
       Lawrow am Freitag einmal mit bildhafter Sprache. Moskau sei weiter offen
       für eine Fortsetzung des Dialogs mit der Europäischen Union. „Tango tanzen
       kann man nur zu zweit, unsere westlichen Partner üben sich jedoch lieber
       allein im Breakdance“, zitiert ihn das russische Onlineportal
       [1][kommersant.ru].
       
       Zuvor war die Tonlage eine etwas andere gewesen. Die [2][Todesurteile in
       der sogenannten Volksrepublik Donezk] (DNR) gegen zwei Briten und einen
       Marokkaner, die aufseiten der ukrainischen Armee gekämpft hatten,
       bezeichnete Lawrow als Entscheidung eines eigenständigen Staats. Die
       Prozesse fänden auf der Grundlage der Gesetzgebung der DNR statt. Er werde
       sich nicht in die Arbeit der Justiz und Strafverfolgungsbehörden
       einmischen, sagte Lawrow.
       
       Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete die
       Urteile wegen „Söldnertums“ vom Donnerstag, gegen die drei Betroffene in
       Berufung gegangen sind, als Farce und Verletzung der Genfer Konvention über
       die Behandlung von Kriegsgefangenen. Die beiden Briten könnten in einem
       schmutzigen Spiel gegen Großbritannien benutzt werden, das die Ukraine im
       Krieg unterstütze.
       
       Aus London waren am Freitag auch andere unerfreuliche Nachrichten zu
       vernehmen. Das britischen Verteidigungsministerium warnte vor einem
       Ausbruch der Cholera in der von russischen Truppen eroberten Hafenstadt
       Mariupol. Dort stehe das Gesundheitswesen kurz vor dem Zusammenbruch.
       Russland sei nicht in der Lage, eine Grundversorgung sicherzustellen.
       
       ## Kämpfe könnten nun in Stellungskrieg übergehen
       
       Das könnte auch an der ausgeprägten Mitnahmementalität der Besatzer liegen.
       Nach Angaben der Stadtverwaltung in [3][Mariupol] würden russische Truppen
       medizinisches Gerät, Busse, aber auch Kinderspielplätze abtransportieren.
       „Das wahre Gesicht der russischen Welt – Mord, Zerstörung und Plünderung“,
       heißt es in der Stellungnahme der Stadtverwaltung weiter.
       
       Unterdessen dauerten die Kämpfe in der ostukrainischen Industriestadt
       Sewerodonezk mit unverminderter Härte an. Stellungen ukrainischer
       Streitkräfte würde Tag und Nacht beschossen, dennoch hielten die Truppen
       eigenen Angaben zufolge den Angriffen noch stand. Laut Bürgermeister
       Oleksandr Strjuk halten sich noch etwa 10.000 Zivilist*innen in der
       Stadt auf. Das entspricht etwa einem Zehntel der Bevölkerung vor dem Beginn
       des Kriegs.
       
       Der ukrainische Militärexperte und Blogger Oleg Schdanow geht davon aus,
       dass die Kampfverhandlungen an der Front jetzt in einen Stellungskrieg
       übergehen. Trotz massiver Überlegenheit habe Russland sein
       Offensivpotenzial ausgeschöpft und brauche eine Pause, sagte er dem
       russischsprachigen Onlineportal Nastojaschee vremja. Voraussichtlich im
       August würden die russischen Truppen ihre Offensive wiederaufnehmen.
       
       10 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.kommersant.ru
 (DIR) [2] https://de.euronews.com/2022/06/10/verurteilte-auslandische-soldaten-konnen-berufung-gegen-todesurteil-einlegen
 (DIR) [3] /Kampf-um-ukrainische-Stadt-Mariupol/!5855763
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Oertel
       
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