# taz.de -- Gedenktafel an der Humboldt-Universität: Du Bois in Berlin > Eine Gedenktafel des Künstlers Jean-Ulrick Désert erinnert an die > Berliner Studienzeit des Bürgerrechtlers W.E.B. Du Bois. Nun wird sie > eingeweiht. (IMG) Bild: Zeigt W.E.B. Du Bois in jungen Jahren als Student: Die Gedenktafel von Jean-Ulrick Désert Der Bürgerrechtler und Wissenschaftler W. E. B. Du Bois ([1][„The Souls of Black Folk“]) erhielt als erster Afro-Amerikaner einen Doktortitel der Harvard Universität. Zuvor war er Doktorand an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, der heutigen Humboldt-Universität, wo er zwischen 1892 und 1894 Ökonomie und Geschichte studierte und ebenfalls eine Dissertation verfasste. Als sein Stipendium durch den Slater Fund nicht verlängert wurde, lehnte die Universität die Schrift mit der Begründung ab, er habe ein Semester zu wenig belegt. Wie Ulrike Hamann in [2][„Prekäre Koloniale Ordnung“] schreibt, lässt sich angesichts der Recherchen durch den Du Bois-Biografen David Levering Lewis vermuten, dass diese formelle Hürde seitens des Förderfonds auch politisch begründet sein könnte: zu hoch hinaus wollte man die Generation, die nach der Reconstruction Era studierte, zunächst doch nicht kommen lassen. Die Ehrendoktorwürde, die die Humboldt-Universität Du Bois schließlich 1958 in Ökonomie verlieh, war in diesem Sinne auch eine Anerkennung solcher Dynamiken. Was aus Hamanns Buch ebenso deutlich hervorgeht: Das Argument, rassistisches Denken in früheren Jahrhunderten sei in seiner Zeit begründet und damit unantastbar gewesen („so dachte man eben damals“), kann nicht gelten. Widerspruch und wissenschaftliches Gegenwissen zu Ungleichheitsverhältnissen gab es immer auch zeitgleich, selbst wenn diese legalisiert oder kulturell hegemonial waren. Seit 1998 würdigen die „W. E. B. Du Bois Lectures“ und die „Distinguished W. E. B. Du Bois Lectures“ das Denken Du Bois’ mit internationalen Gästen. 2018 füllte beispielsweise die Künstlerin [3][Faith Ringgold] den Saal, die in den 60ern das Whitney mit seinen Strukturen des Gate-Keepings, insbesondere gegenüber Schwarzen Künstler:innen, konfrontierte. ## Künstlerische Gestaltung des Gedenkens Als permanente Form des Erinnerns an Du Bois’ Studienzeit in Berlin und an sein internationales Wirken fertigte [4][Jean-Ulrick Désert] nun im Auftrag des Instituts für Anglistik und Amerikanistik an der Humboldt-Universität eine Gedenktafel an, die bereits Ende Januar im Erdgeschoss installiert wurde. Für seine Arbeit wählte der [5][interdisziplinäre Künstler], der dieses Jahr auch den ersten [6][Wi Di Mimba Wi Commission Prize] von AKB & SAVVY Contemporary erhielt, Farben, die auf die Panafrikanischen Kongresse verweisen, die Du Bois 1919 mit ins Leben rief. Diesen Freitag (1. Juli) wird die Tafel nun in Anwesenheit von Jean-Ulrick Désert, David Levering Lewis und anderen eingeweiht. Per Video ist auch Du Bois’ Urenkel Arthur McFarlane zugeschaltet. Das Erbe von W. E. B. Du Bois lebt also auf vielen Ebenen weiter. 29 Jun 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Das-doppelte-Bewusstsein/!723010/ (DIR) [2] https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3090-9/prekaere-koloniale-ordnung/ (DIR) [3] /Geschichten-ihres-Lebens/!5498789/ (DIR) [4] https://www.angl.hu-berlin.de/department/duboismemorial/artist (DIR) [5] http://www.jeanulrickdesert.com/ (DIR) [6] https://savvy-contemporary.com/de/projects/2022/wi-di-mimba-wi/ ## AUTOREN (DIR) Noemi Molitor ## TAGS (DIR) taz Plan (DIR) Kunst Berlin (DIR) Humboldt-Universität (DIR) Gedenken (DIR) Bürgerrechtsbewegung (DIR) USA (DIR) Antirassismus (DIR) taz Plan (DIR) taz Plan (DIR) taz Plan (DIR) Afrodeutsche (DIR) [tazze]IG (DIR) Antirassismus ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Die Kunst der Woche für Berlin: Wachsam im Späti Jeden Tag ein neuer Beitrag: Zum Project Space Festival kommt im August wieder die freie Szene Berlins zusammen. Diese Woche mit Videokunst in Spätis. (DIR) Die Kunst der Woche für Berlin: Tief in den Gedärmen Henrik Olesen malt bei Buchholz sein Verdauungssystem in Öl. Und Christa Joo Hyun D’Angelo schickt im Projektraum Soma Vampirinnen los. (DIR) Die Kunst der Woche für Berlin: Die Bilder nach außen „Spheres of Interest*“ liest Werke aus dem ifa-Bestand neu und fragt, wie Deutschland im Ausland erzählt wird. Die Künstlerin Lizza May David im Einblick. (DIR) Black Communities Zentrum: „Ein Zuhause für Schwarzes Leben“ Mit dem Geld für ein Black Communities Zentrum bringt Berlin das Empowerment von Schwarzen Menschen voran, lobt Daniel Gyamerah vom Verein EOTO. (DIR) Der Hausbesuch: Alles Fragen der Perspektive Nichts und niemand hat einen „neutralen Blickwinkel“, sagt die Politologin Emilia Roig. Hautfarbe, Herkunftsfamilie und Geschlecht prägen jedes Leben. (DIR) Neues Archiv für Antirassismus: „Wir müssen von uns erzählen“ An antirassistischen Bewegungen waren hierzulande auch nicht-weiße Gruppen beteiligt. Das ist kaum bekannt. Ein neues Archivprojekt möchte das ändern.