# taz.de -- G7-Gipfel in Elmau: Der neue Wunsch nach Harmonie
       
       > In Zeiten von Krieg und Klimakrise, will G7-Gastgeber Deutschland für
       > einen Schulterschluss der führenden Demokratien sorgen.
       
 (IMG) Bild: Das G7 Treffen soll harmonisch verlaufen, die Kulisse dafür ist schon mal da
       
       BERLIN taz | Endlich mal in Ruhe unter 14 Augen reden: Der Olaf mit dem
       Joe, der Emmanuel mit dem Mario und dem Boris, der Fumio mit dem Justin.
       Die jährlichen Treffen der Staatschefs der sieben wirtschaftlich stärksten
       Demokratien sowie der EU dienen in erster Linie dem informellen Austausch.
       
       Gemeinsame Beschlüsse sind eh nicht bindend, da die G7 keine internationale
       Organisation ist. Und doch kommt dem [1][G7-Treffen in diesem Jahr] eine
       besondere Bedeutung zu. Nicht nur weil man sich nach zwei Jahren
       Coronapause erstmals wieder in Präsenz trifft, sondern auch, weil die
       völkerrechtlichen Grundpfeiler der bisherigen Weltordnung mit dem
       [2][Überfall Russlands auf die Ukraine] erschüttert sind.
       
       Und so steht der Club der führenden Demokratien, die sich von Sonntag bis
       Dienstag streng abgeschirmt auf Schloss Elmau treffen, unter besonderer
       Beobachtung: Kristallisiert sich hier eine neue Weltordnung heraus – der
       demokratische Westen gegen Russland und China?
       
       Wenn es nach der Bundesregierung geht, die turnusmäßig wieder Gastgeberin
       ist, soll das verhindert werden. Eine solche Blockbildung sei nicht im
       deutschen Interesse heißt es aus Regierungskreisen. Dennoch: Der Wunsch,
       dass die demokratischen Staaten weltweit stärker zusammenarbeiten, ist da.
       Das unterstreicht die Einladungspolitik. Zu Gast sind in diesem Jahr auch
       Indien, Indonesien, Senegal, Südafrika und Argentinien, die
       bevölkerungsreichen demokratischen Länder in Afrika, Asien und Südamerika.
       „Ein besonderer Erfolg wäre es, wenn der Gipfel der Ausgangspunkt für einen
       neuen Blick auf die Welt der Demokratie sein könnte“, sagte Bundeskanzler
       Olaf Scholz am Wochenende in einem dpa-Interview.
       
       ## Ernährungssicherheit und Klima
       
       Auch der ukrainische Präsident Wolodomir Selenski wird am 27. Juni
       zugeschaltet. Das Thema Ukraine werde bei den Gesprächen weit vorn stehen,
       heißt es aus Regierungskreisen. So wollen die Staatschefs darüber sprechen,
       wie man die Ukraine finanziell weiter unterstützt, wobei es um wesentlich
       größere Summen gehe, als die 5 Milliarden Euro, die die globale
       Gemeinschaft der Ukraine bereits jetzt monatlich überweise, damit der Staat
       weiterhin funktioniere. Außerdem will sich die Gruppe der Sieben über die
       Umsetzung der Energiesanktionen abstimmen. Hier geht es vor allem um den
       Boykott russischen Rohöls.
       
       Ein weiteres Thema, welches eng mit dem Ukrainekrieg verknüpft ist, ist die
       weltweite Ernährungssicherheit. Infolge des Krieges und der Blockade der
       ukrainischen Häfen wird Getreide in vielen Ländern knapp, Hungersnöte
       drohen. Das World-Food-Programm der Vereinten Nationen warnte vor der
       schlimmsten humanitären Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Aktuell litten
       345 Millionen Menschen weltweit akut an Hunger.
       
       Einen Schwerpunkt will die Bundesregierung auf das Thema Klima legen.
       Bereits als Kanzlerkandidat hatte Scholz einen Klimaclub angeregt mit
       Ländern, die bis Mitte des Jahrhunderts keine Treibhausgase mehr emittieren
       und bei diesem Ziel kooperieren wollen. In Elmau will der Kanzler in
       bilateralen Gesprächen um neue Mitglieder werben. Man wolle vermeiden, dass
       man über die Verhängung gegenseitiger Umweltzölle gegeneinander arbeite.
       Hier gibt es Spannungen zwischen Europa und den USA. Die Regierung Biden
       ist anders als die Europäer nämlich gegen eine CO2-Bepreisung. Die EU will
       auf externe Produkte, für die viel CO2 angefallen ist, einen Aufschlag
       einführen, einen „Grenzausgleich“. Das würde Importe aus den USA verteuern.
       
       In Elmau will man außerdem über gemeinsame Ideen zur wirtschaftlichen
       Erholung nach der Coronapandemie sprechen und darüber, wie man für
       zukünftige Pandemien vorsorgt. Und der Umgang mit China wird ein Thema
       sein. Auch hier dürfte es Differenzen geben, vor allem zwischen den USA und
       Deutschland. Für die einen ist China der größte Konkurrent, für die anderen
       nach wie vor der wichtigste Handelspartner.
       
       20 Jun 2022
       
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