# taz.de -- Fernreisen mit der Bahn: Mit dem Nachtzug in den Urlaub
       
       > Wer ins europäische Ausland reist, kann auch den Nachtzug nehmen. Weil
       > das immer beliebter wird, baut die Deutsche Bahn ihre Kooperationen aus.
       
 (IMG) Bild: Bequem und immer beliebter: Nachtzüge
       
       Der Chef der Deutschen Bahn ist unglücklich damit, wie es in seinem Laden
       läuft. „Glauben Sie mir, ich leide wie ein Hund“, sagte Richard Lutz
       [1][bei einer Veranstaltung] angesichts ständiger Zugverspätungen und der
       Überlastung des Schienennetzes. Etlichen Reisenden ist das aber trotzdem
       noch lieber, als das Chaos an den deutschen Flughäfen. „Immer mehr Menschen
       nutzen in der aktuellen Lage innerdeutsch die Bahn statt den Flieger“, sagt
       eine Sprecherin der Deutschen Bahn.
       
       In den schnellen ICE-Sprintern zum Beispiel waren in den vergangenen Wochen
       40 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs als in der Vor-Coronazeit. Gegenüber
       ausfallenden Fliegern haben Züge immerhin einen Vorteil: Fällt der eine
       aus, nehmen Reisende eben den nächsten.
       
       Das gilt zumindest für Inlandsreisen. Aber auch Bahnreisen ins europäische
       Ausland sind eine Alternative zum Fliegen – denn Reisende können [2][über
       Nacht im Sitz-, Liege- oder Schlafwagen] lange Strecken zurücklegen und
       kommen – je nach gebuchtem Komfort – mehr oder weniger ausgeruht ans Ziel.
       Wer sich über den mitunter im Vergleich zu einem Billigflug als hoch
       empfundenen Preis in einem Schlafwagenabteil ärgert, sollte bedenken, dass
       damit auch eine Hotelübernachtung gespart wird.
       
       ## In 10 Stunden nach Stockholm
       
       Die Deutsche Bahn selbst hat zwar keine Nachtzüge mehr, kooperiert aber mit
       anderen Anbietern. Die Österreichischen Bundesbahnen etwa bieten auch von
       Deutschland aus zahlreiche Verbindungen an, etwa nach Frankreich, Schweden
       oder in die Schweiz. Weil die Nachtzüge immer beliebter werden, baut die
       Deutsche Bahn ihre Kooperation auch mit den Schweizer Bundesbahnen, der
       französischen SNCF und Nederlandse Spoorwegen aus.
       
       Buchbar über die Deutsche Bahn sind auch Reisen mit dem Nachtzug über
       Bratislava nach Budapest oder Zagreb. Einfach in den Nachtzug einsteigen
       geht in der Regel nicht. Die Züge sind reservierungspflichtig. Eine
       langfristige Planung ist deshalb sinnvoll.
       
       Ob Interessierte kurzfristig noch etwas bekommen, hängt vom geplanten
       Reisedatum ab. „Pauschale Aussagen zu Kapazitäten in den internationalen
       Zügen und Nachtzügen sind schwierig, hier kommt es auf das konkrete Ziel
       und vor allem auf den Reisetag an“, sagte die Sprecherin der Deutschen
       Bahn.
       
       Neben den Staatsbahnen sind eine Reihe von privaten Anbietern in das
       Geschäft eingestiegen. Greencitytrip aus den Niederlanden fährt etwa von
       Bad Bentheim nach Göteborg oder von Dortmund nach Prag. Mit Snälltarget
       geht es in knapp zehneinhalb Stunden von Berlin über Hamburg, Malmö und
       Kopenhagen nach Stockholm. Das US-Unternehmen RDC hat den
       Alpen-Sylt-Express mit Nachtzügen von Sylt nach Salzburg oder Basel auf den
       Schienen, der Urlaubsexpress der Train4you-Unternehmensgruppe fährt von der
       Schweiz an die Ostsee.
       
       Auf der Internetseite [3][nachtzug-urlaub.de] gibt es nach Angaben von
       Betreiber Tim Euler eine Übersicht aller von Deutschland aus abfahrenden
       Nachtzüge. „Es gibt auch jetzt noch Tickets, aber man muss gut schauen“,
       sagte Projektmanager Euler. Wer ein bisschen flexibel sei, habe auch jetzt
       noch gute Aussichten, eine Fahrkarte zu bekommen, so Euler.
       
       Von der Internetseite aus kommen Interessierte direkt auf die Seiten der
       Anbieter, bei denen sie dann direkt die Tickets buchen können. Auf der
       Homepage finden Nutzer:innen viele Informationen rund ums
       Nachtzugfahren, etwa über geplante neue Verbindungen oder Pauschalreisen
       mit dem Nachtzug.
       
       Mit dem 9-Euro-Ticket innerhalb Deutschlands in den Urlaub zu fahren ist
       günstig, allerdings zeitaufwendig. Es gilt zwar nur im Nah- und
       Regionalverkehr, aber mitunter können auch hier relativ lange Strecken ohne
       Umsteigen zurückgelegt werden. Die etwa 315 Bahnkilometer von München nach
       Hof dauern allerdings dreieinhalb Stunden, die 295 Kilometer von Lübeck
       nach Stettin fünf Stunden. Um auch auf sehr stark frequentierten Strecken
       einen Sitzplatz zu bekommen, ist es sinnvoll, eine Haltestelle vor dem
       Bahnhof mit dem höchsten erwarteten Andrang einzusteigen.
       
       Wer lieber mit dem Fernzug reisen möchte, sollte nach günstigen Angeboten
       suchen. Vor allem für Gruppen gibt es erhebliche Rabatte für Inlands-, aber
       auch Auslandsfahrten. Das [4][Interrail-Ticket] – eine Bahn-Flatrate für
       ein oder mehrere Länder – ist für Familien interessant, denn pro
       Erwachsenem können bis zu zwei Kinder bis 12 Jahren kostenlos mitfahren.
       
       Das Ticket gibt es in vielen verschiedenen Varianten für Reisen von wenigen
       Tagen bis zu drei Monaten. Jugendliche und Senioren bekommen Rabatte. Für
       Hochgeschwindigkeitszüge und Nachtzüge sind allerdings Reservierungen
       erforderlich.
       
       Für Radreisende wird das Bahn-Fahren in diesem Sommer mitunter schwierig.
       Wegen des 9-Euro-Tickets ist vor allem auf den attraktiven Urlaubsstrecken
       etwa in Richtung Nord- und Ostsee viel los. Deshalb müssen Radreisende
       damit rechnen, dass sie nicht mitgenommen werden.
       
       Bei Fernreisen ist neben dem Fahrradticket eine Reservierung für den
       Stellplatz im Zug erforderlich. Allerdings können Reisende ihr Rad auch
       vorausschicken. Noch bis zum 30. September 2022 bietet die Deutsche Bahn
       diesen Service für 29,90 Euro statt 49,90 Euro an.
       
       9 Jul 2022
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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