# taz.de -- Was kommt nach dem 9-Euro-Ticket?: Lindner macht einen auf knauserig
       
       > Bald läuft das 9-Euro-Ticket aus. Für ein Nachfolgeangebot gibt's laut
       > dem Finanzminister keine Mittel. Doch eine Mehrheit der Bevölkerung
       > wünscht sich genau dieses.
       
 (IMG) Bild: Ist einfach nicht überzeugt vom 9-Euro-Ticket: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)
       
       BERLIN/HAMBURG epd/dpa | Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt
       eine weitere Finanzierung des 9-Euro-Tickets oder eines Nachfolgeangebots
       strikt ab. „Das 9-Euro-Ticket ist eine befristete Maßnahme, genau wie der
       Tankrabatt. Deshalb sind im Bundeshaushalt weder eine Fortsetzung des
       Tankrabatts noch Mittel für eine Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket
       vorgesehen“, sagte Lindner den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dabei
       wünscht sich eine klare Mehrheit der Bundesbürger auch nach dem Ende des
       Tickets ein günstiges Angebot im Nah- und Regionalverkehr. Der
       nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) schlägt
       vor, dass die Bundesregierung zur Finanzierung einer Nachfolgelösung das
       sogenannte Dienstwagenprivileg beschneidet.
       
       Das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr soll nach
       bisheriger Planung Ende August auslaufen. Es gibt jedoch zahlreiche
       Vorschläge für eine Verlängerung. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
       [1][hat ein 69-Euro-Ticket ins Gespräch gebracht].
       
       Lindner erklärte, beim 9-Euro-Ticket finanzierten Steuerzahler ein nicht
       kostendeckendes Angebot im öffentlichen Personennahverkehr. „Es zahlen
       damit auch diejenigen, die das Angebot selbst im ländlichen Raum gar nicht
       nutzen können.“ Das Konzept überzeuge ihn nicht. „Jedenfalls könnte der
       Bund es nicht bezahlen, da im Jahr 2023 die Schuldenbremse wieder
       eingehalten werden muss.“
       
       In einer Umfrage des Instituts Kantar im Auftrag des Nachrichtenmagazins
       Focus befürworten 79 Prozent ein ähnliches vom Staat unterstütztes Angebot
       wie [2][das 9-Euro-Ticket]. 16 Prozent sind dagegen. Am größten ist die
       Zustimmung mit 90 Prozent bei den unter 30-Jährigen.
       
       Der Parlamentsgeschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten
       Frei, sprach sich für Investitionen in den Nahverkehr statt einer
       Fortsetzung des 9-Euro-Tickets aus. Es gebe nicht das Problem, dass man die
       Menschen im Nahverkehrsbereich wegen zu hoher Kosten entlasten müsse, sagte
       der CDU-Politiker dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Sehr viel klüger“
       sei es, in den Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur zu investieren, damit
       man zusätzliche Fahrgäste pünktlich zum Ziel bringen könne. „Alleine schon,
       wenn die Züge und Busse pünktlich wären, hätten sie einen großen Vorteil
       gegenüber dem Auto.“
       
       Für eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket plädierte der
       nordrhein-westfälische Verkehrsminister Krischer. Zur Finanzierung solle
       das Dienstwagenprivileg beschnitten werden, forderte er: „Derzeit
       subventionieren wir schwere Spritschlucker, die das Klima belasten, weil
       Unternehmer Fahrzeugkosten in unbegrenzter Höhe als Betriebsausgaben
       geltend machen können“, sagte Krischer der Düsseldorfer Rheinischen Post.
       „Das muss sich in Zukunft am CO2-Ausstoß orientieren.“
       
       „Dass der Manager seinen Porsche steuerlich gefördert bekommt von der
       Krankenschwester, die mit dem Polo zur Arbeit fährt, ist auch sozial eine
       himmelschreiende Ungerechtigkeit“, sagte der Minister weiter. Er
       kritisierte das System als eine deutsche Sonderregelung: „Das gibt es in
       keinem anderen Land der Welt.“
       
       ## Nachfrage bei Reise- und Fernbusunternehmen rückläufig
       
       Das 9-Euro-Ticket stellt unterdessen andere Verkehrsbranchen vor
       Schwierigkeiten. So meldete etwa rund die Hälfte aller Reise- und
       Fernbusunternehmen bei einer Blitzumfrage des eigenen Verbands eine
       rückläufige Nachfrage, wie der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen
       mitteilte.
       
       Insbesondere für Klassen- und Vereinsfahrten beauftragten die Veranstalter
       aufgrund des günstigen ÖPNV-Tickets seltener ein privates Busunternehmen.
       Bei diesen beiden Kundengruppen sei die Nachfrage bei den Busunternehmen im
       Schnitt um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Bei Senioren, der dritten
       wichtigen Kundengruppe, verzeichnete die Branche im Schnitt einen Rückgang
       von mehr als zwei Drittel.
       
       Die Umfrage des Verbands bezog sich auf Auswirkungen des 9-Euro-Tickets für
       Reise- und Fernbusanbieter im Juni. Aktuellere Erkentnisse liegen demnach
       noch nicht vor.
       
       23 Jul 2022
       
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