# taz.de -- Disput zwischen China und USA: Taiwan erwartet Pelosi
       
       > Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses soll noch am Dienstag in
       > Taiwan ankommen. In Chinas Medien werden militärische Reaktionen
       > diskutiert.
       
 (IMG) Bild: Titelstory: Der Besuch von Nancy Pelosi ist das Topthema in taiwanischen Zeitungen
       
       TAIPEH/WASHINGTON/PEKING dpa | In den Spannungen um Taiwan wird die
       Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, nach Angaben aus dem
       Parlament in Taipeh schon am Dienstag in der demokratischen Inselrepublik
       erwartet. Es wäre [1][der ranghöchste Besuch eines US-Politikers seit einem
       Vierteljahrhundert in Taiwan], das die kommunistische Führung in Peking als
       Teil der Volksrepublik China ansieht.
       
       Die Spitzenpolitikerin würde sich mit der unangekündigten Visite in Taipeh
       [2][über Warnungen aus Peking hinwegsetzen], in denen auch mögliche
       militärische Gegenmaßnahmen angedroht wurden.
       
       Ein taiwanischer Abgeordneter bestätigte der Deutschen Presse-Agentur in
       Taipeh verschiedene Presseberichte, dass Pelosi im Rahmen ihrer Asienreise
       möglicherweise am Dienstagabend Ortszeit aus Malaysia kommend in Taipeh
       eintreffen werde. Um das Grand Hyatt-Hotel in Taipeh, wo Pelosi
       möglicherweise übernachten soll, wurden die Sicherheitsvorkehrungen
       verschärft. Nach lokalen Presseberichten soll die US-Spitzenpolitikerin
       voraussichtlich gegen 22.30 Uhr Ortszeit (16.30 Uhr MESZ) eintreffen.
       
       Am Mittwoch könnte es ein Treffen mit Präsidentin Tsai Ing-wen geben. Der
       Reiseplan ist nach US-Medienberichten allerdings in Bewegung, während das
       Pentagon alle Schritte der chinesischen Seite beobachte und „rund um die
       Uhr“ daran arbeite, die Sicherheit der Nummer Drei der USA – nach dem
       Präsidenten und dessen Vize – zu gewährleisten, wie es hieß.
       
       ## China spekuliert über Flugverbotszone
       
       In Chinas Staatsmedien wurden militärische Reaktionen diskutiert, die von
       einer Begleitung von Pelosis Flugzeug durch Chinas Luftwaffe und Manövern
       sogar bis zur Einrichtung einer Flugverbotszone um Taiwan und Raketentests
       reichten. Die Beziehungen zwischen China und den USA „stehen fast auf des
       Messers Schneide“, schrieb die parteinahe Zeitung Global Times auf Twitter.
       „Die Gegenmaßnahmen, die das Oberkommando für Pelosis möglichen
       Taiwanbesuch vorsieht, müssen um ein Vielfaches rigoroser und umfassender
       sein, als man es sich vorstellen kann. Chinas Warnung an die USA ist kein
       leeres Gerede.“
       
       Taiwans Regierung drohte am Dienstag mit einer militärischen Gegenreaktion.
       Das Verteidigungsministerium in Taipeh erklärte, wenn die Spannungen
       zunähmen, würden als Reaktion auf „feindliche Bedrohungen“ in angemessener
       Weise Streitkräfte entsandt. Taiwan habe einen vollständigen Überblick über
       die militärische Aktivität in seiner Umgebung. Zuvor waren einem Insider
       zufolge mehrere chinesische Kampfflugzeuge nahe der Grenzlinie in der
       Straße von Taiwan geflogen. Zudem patrouillieren chinesische Kriegsschiffe
       seit Montag in der Nähe der inoffiziellen Pufferzone in der Meerenge.
       
       Das Weiße Haus warnte Peking vor einer Eskalation. „Es gibt keinen Grund
       für Peking, einen möglichen Besuch, der im Einklang mit der langjährigen
       US-Politik steht, in eine Krise oder einen Konflikt zu verwandeln“, sagte
       der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am
       Montag im Weißen Haus. Die USA würden sich nicht auf „Säbelrasseln“
       einlassen, sagte er. „Gleichzeitig lassen wir uns aber auch nicht
       einschüchtern.“
       
       Die Visite ändert nach seinen Angaben „nichts“ an der Chinapolitik der USA.
       So unterhalten die USA keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu
       Taiwan, sondern betrachten Peking als legitimen Vertreter Chinas. Der
       Besuch der Demokratin wäre der höchste aus den USA in Taiwan seit der
       Visite ihres einstigen republikanischen Amtsvorgängers Newt Gingrich 1997.
       Damals, kurz vor der Rückgabe der britischen Kronkolonie Hongkong an China,
       fiel die chinesische Reaktion aber gemäßigt aus, da Gingrich vorher Peking
       besucht hatte.
       
       Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatte US-Präsident Joe Biden in
       einem Telefonat am Donnerstag vor dem Besuch gewarnt: „Diejenigen, die mit
       dem Feuer spielen, werden daran zugrunde gehen.“ Aus Sicht der chinesischen
       Führung gehört Taiwan zur Volksrepublik, obwohl es schon vor deren Gründung
       1949 eigenständig regiert war. Die 23 Millionen Einwohner zählende Insel
       versteht sich auch schon lange als unabhängig. Unter Hinweis auf seine
       „Ein-China-Doktrin“ lehnt Peking offizielle Kontakte anderer Länder zu
       Taipeh entschieden ab. Auch droht Xi Jinping offen mit einer Eroberung zur
       „Vereinigung“.
       
       Die US-Spitzenpolitikerin werde in Taipeh voraussichtlich auch mit dem
       Vizepräsidenten des Parlaments, Tsai Chi-chang, und Abgeordneten des
       Legislativrates zusammentreffen, berichtete der taiwanische Parlamentarier
       der dpa. Parlamentschef You Shyi-kun sei verhindert, weil er nach einer
       Auslandsreise in Quarantäne sei.
       
       2 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Taiwan-Besuch-von-US-Politikerin-Pelosi/!5869781
 (DIR) [2] /Gespraech-zwischen-Peking-und-Washington/!5871141
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Taiwan
 (DIR) China
 (DIR) USA
 (DIR) Nancy Pelosi
 (DIR) GNS
 (DIR) Annalena Baerbock
 (DIR) Taiwan
 (DIR) Taiwan
 (DIR) Taiwan
 (DIR) China
 (DIR) USA
 (DIR) USA
 (DIR) Taiwan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Taiwan-Kurs von Außenministerin Baerbock: Klartext statt Zurückhaltung
       
       Die Äußerungen von Außenministerin Baerbock stoßen in Peking auf deutliche
       Ablehnung. Auch unter deutschen Politiker*innen regt sich Unmut.
       
 (DIR) Nancy Pelosis Reise nach Taiwan: Reisen ohne Aufhebens
       
       Politikerbesuche in Taiwan sind schon aus Solidarität mit der Demokratie
       richtig. Nur muss man im Vorfeld nicht unbedingt so laut darüber reden.
       
 (DIR) Besuch Nancy Pelosis: Militärmanöver um Taiwan
       
       Chinas Armee reagiert auf den Besuch der Vorsitzenden des
       US-Repräsentantenhauses mit sechs Militärübungen. Das könnte erst der
       Auftakt sein.
       
 (DIR) Nancy Pelosi in Taiwan: Beide spielen mit dem Feuer
       
       Nancy Pelosis Taipeh-Besuch ist verständlich, aber trotzdem ungeschickt.
       Denn die Sprengkraft des Konflikts zwischen Taiwan und China ist enorm.
       
 (DIR) US-Politikerin Nancy Pelosi in Taiwan: Zwischenstopp mit Folgen
       
       Noch ehe US-Demokratin Nancy Pelosi in Taipeh eintraf, ließ Chinas Armee
       Kampfflugzeuge aufsteigen. Und in Taiwan selbst? Gibt man sich gelassen.
       
 (DIR) Spannungen zwischen USA und China: Pekings Eskalation zahlt sich aus
       
       US-Demokratin Nancy Pelosi reist nach Asien. Von einem Stopp in Taiwan ist
       nun nicht mehr die Rede – nach langer Debatte und Drohungen aus China.
       
 (DIR) Verhältnis zwischen USA und China: Taiwan spaltet US-Demokraten
       
       Mit ihrer geplanten Taiwan-Reise provoziert Nancy Pelosi nicht nur die
       Regierung in Peking. Sie stürzt auch die Biden-Regierung in ein Dilemma.
       
 (DIR) Taiwan-Besuch von US-Politikerin Pelosi: Kommt sie oder kommt sie nicht?
       
       Im August könnte US-Politikerin Nancy Pelosi Taiwan besuchen. Doch Pekings
       Drohgebärden lassen Präsident Biden und das Militär zurückschrecken.