# taz.de -- Kampf gegen das Patriarchat: Was, wenn es nicht um Männer ginge?
       
       > Unsere Autorin trifft sich regelmäßig mit anderen Frauen of Color zum
       > Kneipenabend. Oft wird dabei über Männer gesprochen. Warum das ein
       > Problem ist.
       
 (IMG) Bild: Worüber redet man unter Freund*innen beim Kneipenabend? Viel zu oft über Männer
       
       Unser Kneipenabend fand früher jede Woche statt. Jetzt ist das anders. Wir
       müssen Schichtpläne, Elternabende und Deadlines berücksichtigen. Aber
       diesmal muss es klappen: In den letzten Monaten haben wir Bücher
       veröffentlicht und Premieren gefeiert. Wir werden auf eine Beförderung und
       eine Scheidung anstoßen.
       
       Diese Runden sind mein Empowerment-Circle. Vom Studium an hatte ich immer
       eine ähnliche solidarische Freund*innen-Gruppe, um den Alltag zu
       bewältigen. Menschen in der gleichen Lebensphase, die ähnlichen Hürden
       begegnen. Im Studium waren es andere Arbeiterkinder, als Berufseinsteigerin
       andere Anfänger*innen. Inzwischen sind es Frauen of Color, die mit viel
       Verantwortung im Kulturbetrieb unterwegs sind. Erfolge sind schnell
       begossen. Danach werden Probleme geteilt. Alles was uns das Leben schwer
       macht, hat Platz: Unsicherheit in der Freiberuflichkeit, der Druck,
       [1][Sorgearbeit] und Geldverdienen unter einen Hut zu bringen,
       [2][Rassismus- und Sexismuserfahrungen].
       
       Die Beispiele sind Klassiker. Hier ein cholerischer Intendant, da ein
       unterqualifizierter weißer Kollege, der befördert wurde, weil er der Kumpel
       des cholerischen Intendanten ist. Nun bringt er alles durcheinander. Die
       Jungs im Coworking-Space lassen den Bürokühlschrank verschimmeln und der
       Typ vom Schreibtisch nebenan will eine Software erklären, die meine
       Freundin viel besser kennt. Wir wechseln vom Beruflichen ins Private. Der
       80-jährige Vater ist offensichtlich krank, aber zu stolz, um zum Arzt zu
       gehen. Dann ist da der Partner, der nicht weiß, wie man eine Spülmaschine
       richtig einräumt, oder der Lover, der einen ständig versetzt.
       
       ## Würden wir den Bechdel-Test bestehen?
       
       Es entspannt mich zu sehen, dass wir diese Probleme teilen. Aber irgendwann
       wird es mir zu viel. An diesem Abend hatte ich so eine Vermutung und habe
       in meinem Kopf den [3][Bechdel-Test] gemacht. Der Test wird eigentlich
       genutzt, um die Repräsentation von Frauen in Spielfilmen einzuordnen, aber
       die bekannten drei Fragen lassen sich auch ganz einfach auf einen
       Kneipenabend anwenden: Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?
       Selbstverständlich. Der Tisch reicht fast nicht aus. Sprechen sie
       miteinander? Und wie! Die ganze Zeit. Laut und durcheinander. Unterhalten
       sie sich über etwas anderes als einen Mann? Das ist kompliziert. Manchmal
       geht es auch um das Patriarchat im Allgemeinen, aber im Grunde bestehen wir
       den Test nicht. Wir reden über Männer.
       
       Da sitzen diese Macherinnen und alle paar Sekunden fällt der Name von
       irgendeinem anderen cis Dude, der Energie zieht. Das geht ganz ohne
       „[4][Sex and the City]“-Vibes, und trotzdem komme ich nicht umhin, mich zu
       fragen, wie viel zusätzlicher Raum da wäre, wie viel kreatives Potential
       und welchen großen Fragen wir uns noch widmen könnten, wenn wir das nicht
       verhandeln müssten. Wenn wir keine feministischen Netzwerke bräuchten, um
       die Unzulänglichkeiten von Männern aufzufangen.
       
       25 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ungerechte-Verteilung-von-Sorge/!5839488
 (DIR) [2] /Ugandische-Autorin-ueber-Feminismus/!5875964
 (DIR) [3] https://www.rollingstone.de/bechdel-test-film-frauen-erklaerung-1604147/
 (DIR) [4] /Sex-and-the-City-Reboot/!5818983
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Dede Ayivi
       
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