# taz.de -- Flucht nach Griechenland: „Schande für die Zivilisation“ > Laut der griechischen Regierung sind 92 Menschen nackt über die Grenze > aus der Türkei geflohen. Einige gaben wohl an, von Behörden gebracht > worden zu sein. (IMG) Bild: Ein Schlauchboot auf dem Evros, der natürlichen Grenze zwischen Türkei und Griechenland ATHEN dpa | Am Grenzfluss Evros im Nordosten Griechenlands haben Grenzschützer*innen nach Angaben griechischer Ministerien 92 nackte Flüchtende aufgegriffen, die von der Türkei aus über die Grenze nach Griechenland getrieben worden sein sollen. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums bereits am Freitag. Auch Beamt*innen der [1][EU-Grenzschutzagentur Frontex] sollen auf der griechischen Seite der Grenze vor Ort gewesen sein. Von Frontex gab es jedoch zunächst keine Bestätigung zu dem Sachverhalt. In einem Tweet des griechischen Migrationsministers Notis Mitarakis vom Samstag wurde ein Foto nackter Männer verbreitet, das den Vorfall belegen soll. Der Minister beschuldigte die Türkei, die Menschen über die Grenze geschickt zu haben. Das türkische Verhalten gegenüber den 92 Migranten, die griechische Grenzer am Evros gerettet hätten, sei eine Schande für die Zivilisation. Man erwarte, dass Ankara den Vorfall untersuche, schrieb Mitarakis. Auch das griechische Bürgerschutzministerium bestätigte den Vorfall. Demnach retteten Polizisten des griechischen Grenzschutzes die Menschen „in Zusammenarbeit mit Frontex“. Die Menschen seien nackt gewesen und hätten keinerlei Gepäck dabei gehabt, hieß es in einer Mitteilung vom Samstag. Einige hätten gegenüber den griechischen Beamten angegeben, in drei Fahrzeugen der türkischen Behörden an den Fluss transportiert und in Schlauchboote platziert worden zu sein, um nach Griechenland überzusetzen. Manche der Männer sollen Verletzungen aufgewiesen haben, hieß es in einer Mitteilung der griechischen Polizei. Man habe sie bekleidet und versorgt. Athen will wegen der erhöhten Zahl illegaler Grenzübertritte von der Türkei aus die Grenze am Fluss Evros im Nordosten des Landes fast vollständig abriegeln. Die bestehenden 35 Kilometer Grenzzaun entlang des Flusses werden zurzeit um 80 Kilometer verlängert. Nicht nur am Evros, auch in der östlichen Ägäis hatten griechische Grenzer*innen zuletzt einen deutlichen Anstieg der Zahl von Flüchtenden verzeichnet. 16 Oct 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Frontex/!t5007627 ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Griechenland (DIR) Frontex (DIR) Türkei (DIR) EU-Grenzpolitik (DIR) Türkei (DIR) Spanien (DIR) Ukraine (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Flüchtlinge ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Rede des EU-Außenbeauftragten: Lektion vom Obergärtner Europa sei ein Garten, die Welt ein Dschungel: Der EU-Außenbeauftragte Borrell stellt sich in eine problematische Tradition westlicher Denkart. (DIR) Türkisches Mediengesetz: Kontrolle komplett Das neue Mediengesetz bekämpft nicht „Desinformation“, sondern Presse- und Meinungsfreiheit, wo sie bislang noch möglich war: im Internet. (DIR) Spaniens Grenze zu Marokko: Rund 470 Pushbacks an einem Tag Die Grenzpolizei hat im Juni Flüchtlinge zurück nach Marokko gedrängt. Laut einer Untersuchung missachtete sie dabei oft internationales Recht. (DIR) Geflüchtete in der Westukraine: Neu im eigenen Land Russland bombardiert den Westen der Ukraine, der zuletzt sicher war. Fliehen jetzt wieder mehr Menschen nach Westeuropa? Die meisten wollen bleiben. (DIR) Ausstellung von Pässen in Botschaften: Erfolg für Exil-Eritreer Flüchtlinge, die in Botschaften Eritreas einen Pass beantragen, müssen Geld abdrücken. Deutsche Behörden dürfen sie dort nun nicht mehr hinschicken. (DIR) Preis für Angela Merkel: Kaltes Erbe Die frühere Kanzlerin Angela Merkel wird mit einem Preis des UNHCR für ihre Flüchtlingspolitik ausgezeichnet. Sie hätte einen Unterschied machen können.