# taz.de -- Demo gegen Krisenpolitik in Berlin: Parole Umverteilen
       
       > Beim bundesweit bislang größten linken Herbstprotest forderten am Samstag
       > in Berlin Tausende vor allem eine stärkere Besteuerung des Reichtums.
       
 (IMG) Bild: Es sind so viele wie noch nie, aber auch nicht die Massen: Berliner Umverteilen-Demo am Samstag:
       
       BERLIN taz | In Berlin sind am Samstag Tausende für die Umverteilung des
       Reichtums von oben nach unten und eine sozialere Politik auf die Straße
       gegangen. Sie folgten damit dem Aufruf des neu gegründeten Bündnisses
       Umverteilen, dem sich mehr als 50 Gruppen der Bewegungslinken in der Stadt
       angeschlossen haben. Die Demonstration, die sich am Mittag vor dem Roten
       Rathaus sammelte, ist damit bundesweit der bislang größte linke
       Sozialprotest in diesem Herbst.
       
       Mieten- und Energiepreisdeckel, Klimaschutz, Kritik an Aufrüstung und
       Militarisierung – die Forderungen auf der Auftaktkundgebung spiegelten die
       Breite des Bündnisses wider.
       
       Vor allem aber die Forderung nach einer stärkeren Besteuerung des Reichtums
       war hör- und auf vielen Schildern und Transparenten sichtbar. „Am Geld für
       Sozial- und Klimagerechtigkeit fehlt es nicht“, so ein Redner
       stellvertretend für viele. Eine andere Rednerin: „Sie sind reich, weil wir
       arm sind.“
       
       Quer durch alle Themenbereiche haben linke und linksradikale Gruppen damit
       ein vereinendes Thema gefunden. Alleine sind sie damit nicht: Selbst der
       Internationale Währungsfonds oder die Wirtschaftsweisen hatten sich zuletzt
       dafür ausgesprochen, doch Finanzminister Christian Linder (FDP) würde die
       Steuerlast der Superreichen lieber noch verringern als vergrößern.
       
       Als sich die Demo auf der Karl-Liebknecht-Straße in Richtung
       Finanzministerium und SPD-Parteizentrale in Bewegung setzt, sind es nach
       taz-Schätzungen etwa 7000 Teilnehmer:innen, viel mehr [1][als die
       gesellschaftliche Linke im ausgerufenen „Heißen Herbst“ bislang
       mobilisieren konnte]. Auch die Veranstalter:innen kommen nach ersten
       Schätzungen auf diese Zahl. Und dennoch: Die Masse der nicht politisch
       Aktiven, die unter den gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten
       leiden, [2][folgen den linken Aufrufen bislang nicht].
       
       ## Mosaik der Bewegungslinken der Stadt
       
       Der Demonstrationszug glich einem Mosaik der Bewegungslinken der Stadt, die
       dieser in den vergangenen Jahren ihren Stempel aufdrücken konnte. Im Block
       der Mieter:innenbewegung dominierten die Farben gelb und lila der
       immer noch aktiven Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen. Im
       Gesundheitsblock sammelten sich Pflegekräfte und Ärzt:innen der im
       vergangenen Jahr erfolgreich streikenden Krankenhausbewegung; und im
       Klimablock vereinigte sich Fridays for Future mit Gruppen wie Ende Gelände
       und Extinction Rebellion.
       
       Auch die Autonomen fehlten nicht und bildeten einen anarchistischen,
       überwiegend schwarzen Block. Am Ende der Demo lief auch die Linkspartei
       unter anderem mit der Landesvorsitzenden Katina Schubert.
       
       Dem Umverteilen-Bündnis hatten sich gleich mehrere weitere Krisenbündnisse
       angeschlossen, darunter die Initiative Genug ist genug, der es bislang
       zumindest online gelang, so etwas wie die Stimme der linken Sozialproteste
       zu sein, sowie die Kampagnen [3][#IchBinArmutsbetroffen] und Nicht auf
       unserem Rücken.
       
       Jener Teil der Linken, der sich auch mit dem Ukraine-Krieg nicht von alter
       Russland-Solidarität lösen konnte und die Öffnung von Nord-Stream für eine
       zukunftsgewandte Forderung hält, war dagegen weder eingeladen noch
       wahrnehmbar erschienen.
       
       12 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Erik Peter
       
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