# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Undisziplinierte Archive
       
       > Die Schau „Die Decke hat ein Loch“ im Kunstverein am Rosa–Luxemburg–Platz
       > zeigt Forschungsprojekte zu Migration in der DDR und zu lesbischen
       > Müttern.
       
 (IMG) Bild: Detektivin in Archiven: annette hollywood für „[anderkawer]1920er“ (Videostill)
       
       Mit „Die Decke hat ein Loch“ kann der [1][Kunstverein am
       Rosa–Luxemburg–Platz] derzeit als Assembly der künstlerischen Forschung
       gelten. Für das Ausstellungsprojekt arbeiteten annette hollywood, Jana
       Müller und Moira Zoitl mit Susanne Prinz zusammen, die den Verein leitet.
       Neben eigenen Archivprojekten und Serien – annette hollywoods
       [2][„[anderkawer]“], Müllers [3][„][4][Falscher Hase“] und Zoitls „Eine
       Wohlverzogene“ und „Ver-Satz“ ([5][www.moirazoitl.com]) – zeigen die
       Künstler:innen Forschungsprojekte von Alef Bla, Nombuso Dowelani, Laura
       Horelli, Sven Johne, Alina Simmelbauer, OfW Theater/Philipp Urrutia und
       [6][Simon Wachsmuth].
       
       Die hier gezeigten Recherchen, die die Ausstellungsräume des Kunstvereins
       bis zur Decke mit eindrücklichen Wandarbeiten, innenarchitektonischen
       Tweaks und sogar Mobiliar füllen, beschäftigen sich mit DDR-Geschichten,
       Geschichten der Migration nach Ost- und Westdeutschland und nicht zuletzt
       mit Eltern-Kind-Beziehungen in allen möglichen Rollen und Konstellationen.
       
       Der Übergang von einem Projekt zum nächsten ist meist durch einen
       Posterstapel markiert, der einen Auszug aus dem jeweiligen Kontext zeigt.
       Das Mädchen zum Beispiel, das fast gänzlich hinter einem großen roten
       Ballon verschwindet, weist den Weg zu Alina Simmelbauers Projekt „Garcías
       Tochter“. Im Rahmen ihrer Recherche porträtiert die Fotografin Menschen,
       die wie sie Kinder von Arbeitsmigrant*innen sind, die nach Ablauf
       ihrer Verträge in der DDR, oft nach nur vier Jahren, wieder ausreisen
       mussten. Viele Väter wurden von ihren Kindern getrennt und ihre Kinder von
       ihnen.
       
       Auch etlichen der Protagonist:innen in annette hollywoods fortlaufendem
       Projekt „[anderkawer]“ blieb der Kontakt zu ihren Kindern strukturell
       verwehrt. Bei Scheidungen heterosexueller Ehen wurde lesbischen Müttern bis
       in die 80er regelmäßig ihr Sorgerecht entzogen. In ihrer Installation, die
       ihre Recherche zu historischen Spuren queerer Familien und lesbischer
       Mütter einrahmt, beschwört hollywood eine Kanzlei herauf.
       
       Ihre detektivische Suche nach Zeugnissen, die nach Abschluss des Projekts
       insgesamt 100 Jahre (1928-2028) abbilden werden, kam wohl einer Recherche
       an den Rändern der Archive gleich. Wobei sich der Prozess des Kratzens an
       der Oberfläche in ihren Filmen immer wieder spiegelt: sie lässt das Bild
       unscharf werden, gibt nur Teile der Dokumente und Briefe frei, die vor ihr
       liegen. Ein Porträtfoto wird kurz deutlich, dann gerät es wieder aus dem
       Fokus. Es hält sich bedeckt.
       
       10 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.rosa-luxemburg-platz.net/die-decke-hat-ein-loch-the-hole-in-the-blanket-by-annette-hollywood-jana-mueller-und-moira-zoitl/
 (DIR) [2] http://anderkawer.annettehollywood.com/
 (DIR) [3] http://anderkawer.annettehollywood.com/
 (DIR) [4] http://falscherhase.jana-mueller.de/de/
 (DIR) [5] http://www.moirazoitl.com
 (DIR) [6] /!5397716/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Noemi Molitor
       
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