# taz.de -- Neue Regierungskoalition in Bosnien und Herzegowina: Schwierige Partnerschaft
       
       > Die Koalition in Sarajevo könnte kaum heterogener sein. Die Nationalisten
       > sollten die Zugeständnisse an sie mit deutlichen Gegenleistungen
       > belohnen.
       
 (IMG) Bild: Milorad Dodik bei den Feierlichkeiten zum 31. Geburtstag der Republik Srpska. Putin ist sein Vorbild
       
       Es ist sicherlich kein Geheimnis mehr, dass wichtige Vertreter der USA und
       der EU, darunter der Hohe Repräsentant [1][Christian Schmidt], die nicht
       nationalistischen Parteien der Osmorka in Bosnien und Herzegowina unter
       Druck gesetzt und sie in eine Koalition mit den serbischen und kroatischen
       Nationalisten gedrängt haben. Angesichts des Krieges in der Ukraine
       besteht offenbar das Ziel, auf dem Balkan „kalkulierbare“ Verhältnisse
       einkehren zu lassen.
       
       Denn es ist ja auch in Brüssel und in Washington nicht verborgen geblieben,
       dass vor allem serbische, aber auch kroatische Nationalisten den Krieg
       Russlands in der Ukraine zumindest emotional unterstützen. Doch wie soll
       das funktionieren? Der serbisch-bosnische Politiker [2][Milorad Dodik]
       verkündet offen, dass er in Putin sein Vorbild sieht und es als
       gerechtfertigt betrachtet, für die Nation und die orthodoxe Religion in den
       Krieg zu ziehen.
       
       Die zigtausendfachen [3][Verbrechen der ethnischen Säuberungen] vor 30
       Jahren, die Serbiens Soldateska zu verantworten hat, streitet er ab. Der
       Krieg damals wirkt wie eine Blaupause für die Ereignisse in der Ukraine
       jetzt. Wie kann man mit solchen Leuten auf einen Nenner kommen? Akzeptiert
       man die nationalistischen Serben und Kroaten um einer fragwürdigen
       Realpolitik willen?
       
       Sollen sich all jene, die gegen die völkisch motivierten Verbrechen ihre
       Stimme erhoben haben, die für die bosnische Tradition der Verständigung und
       Toleranz persönlich Opfer gebracht haben, jetzt mit den Verteidigern der
       Mörder versöhnen? Das ist ein hoher Preis, der entsprechende
       Gegenleistungen nötig macht. Mit ein paar Regierungsposten wird es kaum
       getan sein.
       
       Es müsste schon eine Perspektive dahinterstehen, so in der Frage, wie der
       Rechtsstaat in Bosnien und der Herzegowina wirklich praktisch machbar ist.
       Absichtserklärungen reichen nicht, sondern es braucht knallharte
       Machtmittel. Davon scheinen die immer nur gegenüber der Zivilgesellschaft
       forschen Diplomaten der Dayton-Garantiemächte jedoch weit entfernt zu sein.
       
       26 Jan 2023
       
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