# taz.de -- Messerattacke zwischen Kiel und Hamburg: Ermittlungen nach Angriff in Zug
       
       > Mittwoch starben bei einem Messerangriff in einem Zug bei Brokstedt zwei
       > Menschen. Der mutmaßliche Täter soll polizeibekannt und womöglich
       > verwirrt sein.
       
 (IMG) Bild: Messerangriff eines geistig Verwirrten? Der Zug in der Nach auf Donnerstag
       
       BROKSTEDT dpa/afp | Nach dem Messerangriff in einem Zug in
       Schleswig-Holstein hat die Polizei erste Details zur Identität der beiden
       Todesopfer genannt. Es handle sich bei den Toten um eine Frau und einen
       Mann, sagte eine Sprecherin der Polizei in Itzehoe am Donnerstag. Das Alter
       der beiden Getöteten konnte sie aber zunächst weiterhin noch nicht
       benennen, auch zur Identität der Verletzten konnte die Polizei noch keine
       Angaben machen.
       
       Polizei und Staatsanwaltschaft wollen ihre Ermittlungen zu der Attacke, bei
       der auch sieben Menschen verletzt wurden, am Donnerstag fortsetzen. Das
       Verbrechen hatte am Mittwoch einen Großeinsatz von Polizei und
       Rettungskräften ausgelöst und weit über Schleswig-Holstein hinaus für
       Entsetzen gesorgt.
       
       Ein 33 Jahre alter Mann soll während der Fahrt [1][auf mehrere Fahrgäste
       eingestochen haben]. Ein vergleichbar schweres Gewaltverbrechen in einem
       Zug gab es nach Angaben von Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos)
       in Schleswig-Holstein noch nicht.
       
       Zwei Opfer starben, sieben Menschen wurden nach ersten Erkenntnissen
       verletzt. Auch der mutmaßliche Täter, den Zeugen überwältigten, wurde
       verletzt. Zu den Identitäten der Opfer gab es am Mittwoch noch keine
       Angaben, sie seien noch nicht zweifelsfrei geklärt, teilte die Polizei mit.
       Am Donnerstag (14.00 Uhr) wollen sich Schleswig-Holsteins
       [2][Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU)] und der Leiter der
       Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, bei einer Pressekonferenz in
       Kiel zum Stand der Ermittlungen äußern.
       
       Viele Fragen blieben in den Stunden nach der Tat offen. „Die Hintergründe
       sind noch unklar“, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Es gab erste
       Hinweise, dass der mutmaßliche Angreifer geistig verwirrt sein könnte, wie
       die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Nach vorläufigen
       Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist
       aufgefallen.
       
       Nach Informationen von Spiegel und Welt soll der Mann aber mehrfach
       polizeilich in Erscheinung getreten, laut NDR mehrfach vorbestraft sein.
       Wie dpa aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll er bis letzte Woche inhaftiert
       gewesen sein. NDR und Spiegel zufolge hatte er zuletzt in Untersuchungshaft
       gesessen.
       
       ## Zeugen stoppten den Täter
       
       Die Ermittler befragten Dutzende Zeugen aus dem Zug, der mit rund 120
       Fahrgästen besetzt war, in einem Gasthof in der Nähe des kleinen Bahnhofs
       der Gemeinde im Kreis Steinburg. Offenbar konnten Fahrgäste Schlimmeres
       verhindern, sie überwältigten den Angreifer und hielten ihn fest.
       
       Nach der Tat drückte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den
       Betroffenen ihr Mitgefühl aus. „All unsere Gedanken sind bei den Opfern
       dieser furchtbaren Tat und ihren Familien“, schrieb die Politikerin im
       Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei eine „erschütternde Nachricht“.
       Sütterlin-Waack eilte am Nachmittag zum Tatort und ließ sich informieren.
       Sie hatte von dem Verbrechen während einer Landtagssitzung erfahren. Sie
       sei „in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer“.
       
       Schleswig-Holsteins [3][Ministerpräsident Daniel Günther (CDU)] sprach am
       Mittwochabend in Kiel von einer schrecklichen und sinnlosen Tat.
       „Schleswig-Holstein trauert – das ist ein furchtbarer Tag“, sagte Günther.
       Er denke an alle, die trauerten und um die Verletzten bangten. Er sei in
       Gedanken und Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen. Der
       Regierungschef dankte den Einsatzkräften für deren Arbeit und auch denen,
       die sich um die Passagiere und Zeugen im Zug sowie um die Verletzten
       gekümmert hätten.
       
       Die Deutsche Bahn sprach den Angehörigen der Opfer tiefes Mitgefühl aus.
       „Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung.“
       
       In der Nacht zum Donnerstag wurden die getöteten Opfer von Bestattern aus
       dem beim Bahnhof in Neumünster abgestellten Zug geholt, wie ein
       dpa-Fotograf sah. Auch die Spurensicherung war weiter aktiv.
       
       Zum Gedenken an die Opfer der Messerattacke gilt in Schleswig-Holstein am
       Donnerstag Trauerbeflaggung. An den Dienstgebäuden aller Behörden und
       Dienststellen des Landes werden die Fahnen auf Halbmast wehen, wie
       Innenstaatssekretärin Magdalena Finke am Mittwochabend mitteilte. Sie rief
       zudem unter anderem alle Kreise und Gemeinden auf, dem Beispiel zu folgen.
       
       Aktualisiert am 26.01.2023 um 10:35 Uhr. Im Text der dpa wurde zunächst die
       Herkunft des mutmaßlichen Täters genannt. Weil es derzeit (Stand 10:35 Uhr)
       keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Herkunft des Mannes und
       seiner mutmaßlichen Tat gibt, haben wir entschieden, diese Information zu
       entfernen. d. R.
       
       26 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
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