# taz.de -- U-Bahn-Chaos in Berlin: U2 am Alex bis Sommer unterbrochen
       
       > Frühestens „Ende der Sommerferien“ soll der havarierte U-Bahn-Tunnel
       > repariert sein. Jetzt geraten auch andere Hochhauspläne in die Kritik.
       
 (IMG) Bild: Wenig geht noch auf der U2 am Alex
       
       BERLIN taz | Berliner Kund*innen von BVG und S-Bahn sind leidensfähig –
       das haben sie während vieler Streiks und dem berüchtigten jahrelangen
       S-Bahnchaos bewiesen. Aber was auf die Nutzer*innen vor allem der U-Bahn
       in diesem Jahr zukommt, sorgt schon jetzt für Empörung. So werden die
       Schäden am U2-Tunnel am Alexanderplatz, ausgelöst durch eine
       Hochhausbaustelle, frühestens im Spätsommer behoben sein. Das ist das
       Ergebnis [1][eines Gesprächs am Mittwochnachmittag zwischen
       Verkehrsverwaltung, BVG, Bezirk und dem Investor Covivio].
       
       „Covivio geht nach jetziger Einschätzung davon aus, dass nach den nötigen
       Bauarbeiten eine Wiederaufnahme des vollständigen U-Bahn-Betriebs bis zum
       Ende der Sommerferien möglich ist“, erklärte die zuständige
       Staatssekretärin Meike Niedbal nach dem Treffen. Bereits seit Anfang
       Oktober ist ein Tunnel für den U-Bahnverkehr gesperrt, zwischen den
       Stationen Senefelderplatz und Klosterstraße ist der Betrieb daher stark
       eingeschränkt.
       
       Betroffen sind zehntausende BVG-Kund*innen vor allem aus Pankow. Da
       zugleich der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn für die jährlichen
       Sanierungsmaßnahmen gesperrt ist, müssen sie teils [2][lange Verzögerungen
       in Kauf nehmen]. Ab kommenden Montag wird zudem die U1 zwischen Warschauer
       Straße und Kottbusser Tor bis Anfang März wegen Bauarbeiten eingestellt.
       
       Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) erwartet zeitnah ein Baukonzept
       zur Behebung der Schäden am U-Bahn-Tunnel. „Ich freue mich sehr, dass
       Covivio zugesagt hat, dass wir das noch diese Woche bekommen werden“, sagte
       Jarasch am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Die Senatsverwaltung könne die
       Unterlagen dann rasch prüfen.
       
       Der Beginn der Sanierungsarbeiten am Alexanderplatz hatte sich zuletzt
       verzögert, weil sich die Senatsverwaltung für Verkehr und Covivio über den
       Umfang der nötigen Unterlagen gestritten hatten. Laut Senatsverwaltung
       hatte der Investor, der für die Sanierung und deren Kosten aufkommen muss,
       bis Anfang der Woche noch kein „genehmigungsfähiges
       Gesamtinstandsetzungskonzept“ vorgelegt. Covivio wiederum hatte der taz
       gesagt, man habe bereits im Dezember „eine komplette Ausführungsplanung
       eingereicht“.
       
       Laut Staatssekretärin Niedbal muss Covivio nun nachbessern: Die
       Senatsverwaltung, der Bezirk Mitte und die BVG seien sich „mit Covivio
       einig, dass der Investor und Bauherr nach der Havarie in der Verantwortung
       steht, sehr rasch ein vollständiges und genehmigungsfähiges
       Instandsetzungskonzept vorzulegen“, hieß es von Niedbal. Es gehe darum, die
       Baugruben-Stützwand zu sichern sowie die abgesackte U-Bahn-Tunnelröhre
       instand zu setzen.
       
       Ob das reicht? Der Fahrgastverband Igeb befürchtet, dass eventuell der
       U-Bahnhof teilweise oder sogar ganz neu gebaut werden müsse. „Zurzeit ist
       das Ausmaß des Schadens nicht ansatzweise zu überblicken“, so der Verband
       in einer Mitteilung.
       
       Jarasch wies im Abgeordnetenhaus Kritik zurück, sie müsse den Investor
       stärker unter Druck setzen, damit dieser schneller handle. „Ich habe es
       aber rechtlich überhaupt nicht in der Hand, etwas Anderes zu machen.“ Zwar
       habe es vor Beginn der Bauarbeiten Bedenken geben und daher auch Auflagen
       für den Investor. „Aber es hat eben nicht genügt.“
       
       ## Investorenträume am Alex
       
       Covivio will auf dem Alexanderplatz nach eigener Darstellung bis 2026 „ein
       60.000 Quadratmeter großes Mixed-Used-Projekt“ inklusive Hochhaus
       errichten, das „innovative Arbeitsräume, Einzelhandelsflächen und Wohnraum“
       bieten soll. Bei Vorarbeiten war der U-Bahntunnel der U2 um mehrere
       Zentimeter abgesackt. Am und um den Platz sollen laut Bebauungsplänen
       mehrere weitere Hochhäuser entstehen. Unter dem Platz verlaufen gleich drei
       U-Bahnlinien.
       
       Diese Hochhausplanungen geraten nach der Havarie der U2 mehr und mehr in
       die Kritik. „Jetzt zeigt sich, dass es ein Fehler war, blind immer höher
       und weiter zu bauen, ohne dabei an die Folgen zu denken“, erklärte der
       grüne Fraktionschef und Verkehrsexperte Werner Graf am Mittwochabend. „Wir
       brauchen eine Stadtentwicklung, die alles im Blick hat, auch was im
       Untergrund passiert.“ Ein kaum verhohlener Angriff auf Bausenator Andreas
       Geisel (SPD), der aktuell wegen zahlreicher Vorwürfe in der Kritik steht –
       darunter die Pannen bei der Wahl 2021, für die er als damaliger
       Innensenator politisch verantwortlich war.
       
       Auch Kultursenator und Linken-Spitzenkandidat Klaus Lederer hatte sich
       zuletzt über die Planungen empört. „Seit Jahren reden wir über die
       Gefahren, die für den U-Bahnbetrieb am Alexanderplatz existieren“,
       kritisierte Lederer beim taz Wahltalk vergangenen Freitag. „Seit Jahren
       wird davor gewarnt, dort einfach erstmal Baurecht zu schaffen. Und wir
       erleben jetzt die Konsequenzen – ich hab' so'n Hals.“
       
       Der Igeb fordert für die Zukunft, dass Arbeiten unmittelbar neben
       U-Bahn-Tunneln „zwingend durch eine Nachbarschaftliche Vereinbarung“
       zwischen der BVG und dem Bauherren abgesichert werden. Bei Veränderungen an
       Tunnelanlagen müsse es frühzeitige Möglichkeiten des Einschreitens geben,
       „damit es erst gar nicht zu solchen Havarien wie an der U2 kommt“. Zudem
       müsse man prüfen, ob die Bauherren eine der möglichen Höchstschadenshöhe
       angemessene Sicherheitsleistung hinterlegen. Beim Alexanderplatz wären das
       laut Igeb „eine Summe von vermutlich 50 Millionen Euro gewesen“.
       
       26 Jan 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /U-Bahnchaos-am-Berliner-Alexanderplatz/!5910218
 (DIR) [2] /Gesperrte-Strecken-in-Berlins-OePNV/!5906449
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) U-Bahn Berlin
 (DIR) BVG
 (DIR) Berlin Alexanderplatz
 (DIR) Hochhaus
 (DIR) U-Bahn Berlin
 (DIR) Signa
 (DIR) BVG
 (DIR) BVG
 (DIR) BVG
 (DIR) BVG
 (DIR) Schwerpunkt Wahlen in Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gleissperrung endet nach zehn Monaten: U2 kehrt zur Normalität zurück
       
       Der U-Bahn-Tunnel unter der Hochhausbaustelle ist repariert, sagen BVG und
       Investor Covivio. Die Grünen sind skeptisch.
       
 (DIR) Immobilienspekulation in Berlin: Am Ende trägt die Stadt das Risiko
       
       Mit dem Verkauf seines Hochhausprojekts am Alex beweist Signa, dass
       Investor:innen keine verlässlichen Partner:innen für Stadtentwicklung sind.
       
 (DIR) Sanierung der U-Bahnstation am Alex: Jetzt wird injiziert
       
       Nach Bauarbeiten für eine Hochhaus war der Tunnel der U2 am Alexanderplatz
       abgesackt. Jetzt beginnt die Sanierung, die allerdings dauern wird.
       
 (DIR) U-Bahnchaos am Berliner Alexanderplatz: Der Investor muss zum Rapport
       
       Wie lange die U2 teilweise gesperrt ist, bleibt unklar. Die Linke drängt
       auf Lösungen, die Verkehrssenatorin lädt den Hochhaus-Investor Covivio vor.
       
 (DIR) Abgesackter U-Bahntunnel in Berlin: Unterirdische Aussichten
       
       Bis die U2 am Alex wieder normal fährt, werden Monate vergehen. Die
       Bauarbeiten nach dem Absacken des Tunnels haben noch nicht mal begonnen.
       
 (DIR) Gesperrte Strecken in Berlins ÖPNV: Pankow muss zu Hause bleiben
       
       Zahlreiche ÖPNV-Verbindungen im Norden und Nordosten sind unterbrochen. Am
       Mittwoch fiel auch noch die U6 aus – mindestens bis Mittwochabend.
       
 (DIR) taz Talks zur Berlin-Wahl (1): Giffey gibt sich grün
       
       Beim Wahltalk in der taz-Kantine lobt Regierungschefin Franziska Giffey
       (SPD) ihre Klimapolitik. Doch das Publikum glaubt ihr nicht so ganz.