# taz.de -- Jahrestag des Bombenangriffs auf Dresden: Gebremster Naziaufmarsch
       
       > Rund 400 Teilnehmer hatte die geschichtsrevisionistische Veranstaltung in
       > Dresden. Ebenso viele Antifaschisten stellten sich ihnen entgegen.
       
 (IMG) Bild: Gegendemonstranten protestieren mit einer Sitzblockade gegen einen Aufzug Rechtsextremer auf der Reitbahnstraße in Dresden
       
       DRESDEN taz | Weniger Neonazis als erwartet haben sich am Samstagnachmittag
       vor dem Dresdner Hauptbahnhof zu einem Gedenkmarsch an die Opfer der
       Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg eingefunden. Statt der
       angekündigten 750 wurden nur etwa 400 Teilnehmer gezählt. Der Antifa-Block
       in unmittelbarer Nähe erreichte eine ähnliche Größenordnung. Etwa zwölf
       weitere junge Nazi-Gegner blockierten vorübergehend die geplante
       Marschroute. Laut Polizei gab es später noch eine zweite Blockade.
       
       Nach 1990 ist das Gedenken an die Zerstörung der Dresdner Innenstadt durch
       britische und amerikanische Bomber in der Nacht vom 13. zum 14. Februar
       1945 [1][zunehmend durch nazistische und geschichtsrevisionistische Kräfte]
       im Geiste der NS-Propaganda missbraucht wurden. Einen Höhepunkt erreichten
       diese Aufmärsche in den Jahren 2008 bis 2011, als bis zu 7000 Nazis aus
       ganz Europa durch die Stadt zogen. Unterstützung von außen und eine
       Formierung der Dresdner Stadtgesellschaft drängten diese rechten Kräfte
       erfolgreich zurück.
       
       Als Anmelder fungierte in diesem Jahr eine Einzelperson und nicht wie
       früher die Junge Landsmannschaft Ostpreußen. Ein Transparent am
       Lautsprecherwagen war im Namen der rechtsextremen „Freien Kräfte Sachsen“
       verfasst. Dem Aufruf folgten zu 90 Prozent Männer überwiegend jüngeren
       Alters. Einige von ihnen trugen Mützen in den russischen Farben
       Blau-Weiß-Rot. Auch eine russische Flagge wurde geschwenkt, ebenso eine
       iranische und eine weiß-rote mit dem Sachsenross. Transparente verrieten,
       dass Teilnehmer auch aus verschiedenen Regionen Sachsens angereist waren.
       
       Ausgerechnet zu Klängen von Richard Wagners heiterstem Frühwerk „Rienzi“ im
       italienischen Stil setzte sich der Trauerzug mit etwa einer Stunde
       Verspätung gegen 15 Uhr schließlich doch noch in Bewegung. Die Route sollte
       angeblich „entlang der Bombenkrater“ durch die Innenstadt führen. Dagegen
       hatte ein [2][Bündnis „WiEdersetzen]“ an einigen Brennpunkten mobilisiert.
       Zumindest am frühen Nachmittag kam es aber noch zu keinen Kollisionen. 19
       Dresdner Kulturinstitutionen hatten an zentralen Punkten der Stadt außerdem
       Plakate installiert.
       
       Die Polizei war mit mehr als tausend Einsatzkräften in der Stadt präsent.
       Sprecher Thomas Geithner äußerte sich optimistisch, dass es nicht zu
       Ausschreitungen kommen werde. Die Stadt Dresden hatte zuvor den Gebrauch
       des Begriffes „Bombenholocaust“ in jeglicher schriftlicher oder mündlicher
       Form untersagt. Auch hinsichtlich der Marsch- und sogar Kleiderordnung gab
       es strenge Auflagen. An Spruchbändern der auf dem Lautsprecherwagen
       mitgeführten Kränze der Nazis fiel die zurückhaltende Wortwahl auf.
       
       Am Montagabend, dem eigentlichen Jahrestag der Zerstörung, werden zivile
       Gedenkveranstaltungen wie die Menschenkette oder ein Konzert mit Bachs
       h-Moll-Messe in der Semperoper von den üblichen Montagskundgebungen der
       Querdenker oder den Pegida-Resten überlagert. Auch dagegen ist Widerstand
       angekündigt.
       
       11 Feb 2023
       
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