# taz.de -- Kleiderspenden aus EU-Ländern: Altkleider im Abfall
       
       > EU-Länder exportieren immer mehr getragene Klamotten, vor allem nach
       > Asien und Afrika. Die aber landen häufig auf Mülldeponien.
       
 (IMG) Bild: Hier landen auch Altkleider aus Europa: Mülldeponie im kenianischen Nakuru
       
       BERLIN taz | Europa exportiert dreimal so viel gebrauchte Kleidung wie noch
       vor 20 Jahren. Der Großteil der Altkleider landet in afrikanischen und
       asiatischen Ländern – und dort immer häufiger auf Mülldeponien. Viele
       Textilien können nicht recycelt oder wiederverwendet werden. Das geht aus
       einem am Montag veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur
       (EEA) hervor.
       
       Im Jahr 2000 gelangten rund 550.000 Tonnen gebrauchter Kleidung aus der EU
       in andere Länder. 2019 waren es fast 1,7 Millionen Tonnen, umgerechnet
       durchschnittlich etwa 3,8 Kilogramm pro Person. 46 Prozent der Exporte
       gingen in Länder des afrikanischen Kontinents, vor allem in die lokale
       Wiederverwendung.
       
       Weitere 41 Prozent der Altkleider erreichten 2019 den asiatischen
       Kontinent. In den untersuchten Ländern dürfe jedoch nicht so viel
       importierte Kleidung in den lokalen Markt strömen. Daher werden die
       Textilien laut EEA zentral sortiert und dann etwa zu Füllmaterial
       verarbeitet, zum Recycling in andere Länder versandt oder als
       Second-Hand-Ware nach Afrika weitergeleitet.
       
       Textilien, bei denen [1][weder Recycling oder Wiederverwendung] noch
       weiterer Export möglich ist, enden auf Mülldeponien – so zumindest die
       Vermutung. „Das Schicksal der aus der EU exportierten, gebrauchten
       Textilien ist sehr unklar“, heißt es im Bericht. Es gebe nur wenige Studien
       und Informationen darüber, wie viel in den Abnehmerländern tatsächlich
       weiter getragen werde.
       
       ## Entsorgung ist schlecht für die Umwelt
       
       „Wiederverwendete oder recycelte Textilien sind besser für die Umwelt als
       neu produzierte Kleidung“, schreibt die Umweltagentur. Im Fall der
       exportierten Altkleider werde jedoch damit geplant, dass die
       Wiederverwendung außerhalb Europas stattfindet. „Dieses Outsourcing ist
       fragwürdig“, so die EEA. Wenn die gespendeten Stücke in so schlechtem
       Zustand sind, [2][dass sie nur noch entsorgt werden können], entstehen in
       den Importländern mitunter größere Umweltschäden.
       
       Die 2022 veröffentlichte EU-Textilstrategie, die dem Kleidungsmarkt zu
       [3][mehr Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft] verhelfen soll, benennt
       Altkleiderexporte explizit als Herausforderung. Diese müssten das
       EU-Parlament und Importländer nun gemeinsam angehen.
       
       28 Feb 2023
       
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 (DIR) Nanja Boenisch
       
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