# taz.de -- Vorbestrafter Neonazi macht Jagdprüfung: Legaler Waffenbesitz in Aussicht
       
       > Sven Krüger ist rechtsextrem und wegen Körperverletzung vorbestraft. Er
       > kann jetzt einen Jagdschein beantragen, der Umgang mit Schusswaffen
       > erlaubt.
       
 (IMG) Bild: Vorbestraft unter anderem wegen schwerer Körperverletzung: Sven Krüger 2011 im Landgericht Schwerin
       
       Die „Wählergemeinschaft Heimat“ heizt in der Region [1][Grevesmühlen] die
       Stimmung gegen geplante Geflüchtetenunterkünfte [2][weiter an]. Auf ihrer
       Facebook-Seite mahnt die „Wählergemeinschaft“ um Sven Krüger zu einer
       Unterkunft in Upahl nahe der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern an: „Wenn
       Upahl verliert, dann sind die Containerdorf-Bauer nicht mehr aufzuhalten.“
       
       Überall würden „dann Dörfer mit ‚bunter Vielfalt‘ in Blech-Einheitsbauten
       beglückt“. Der Traum vom „friedlichen Landleben“ würde dann vorbei sein.
       [3][Krüger hetzt schon lange gegen Geflüchtete.] Der vorbestrafte
       Rechtsextreme konnte dennoch eine Jäger*innenprüfung erfolgreich
       absolvieren.
       
       Seit Jahren ist Krüger in Mecklenburg-Vorpommern eine Größe in der
       rechtsextremen Szene. Der frühere Kameradschaftsanführer und ehemalige
       NPD-Mandatsträger ist heute Gemeinderatsmitglied in Gägelow und [4][immer
       wieder in den Medien].
       
       Das kleine Dorf Jamel, wo der Abrissunternehmer mit Familie lebt, erklärte
       der 48-Jährige zur „national befreiten Zone“. Im Laufe der Jahre gelang es
       ihm, der in dem Dorf aufgewachsen war, dass [5][immer mehr Gleichgesinnte
       dorthin zogen]. Schon 1999 war er nach einem Überfall auf eine Jugendgruppe
       auf einem Campingplatz als Haupttäter zu drei Jahren und neun Monaten
       verurteilt worden. Bis 2011 wies Krügers Polizeiakte 51 Vorstrafen auf:
       wegen schwerer Körperverletzung, gewerbsmäßiger Hehlerei,
       Landfriedensbruchs, Einbruchs, Diebstahls, räuberischer Erpressung und der
       Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole.
       
       ## Prüfung ohne Führungszeugnis
       
       Seine Jagdprüfung durfte er am 24. Februar in Stralsund trotzdem machen,
       das Prüfungszeugnis veröffentliche er online. Die Urkunde trägt den Stempel
       der Jagdbehörde des Kreises Vorpommern-Rügen. In seinem Heimat-Landkreis
       wäre der ehemalige Hammerskin nicht zur Prüfung zugelassen worden, heißt
       es. Ganz legal könnte der auch wegen illegalen Waffenbesitzes Verurteilte
       nun Gewehre und Pistolen beziehen.
       
       Für Michael Noetzel, Sprecher der Linken-Landtagsfraktion für Innenpolitik
       und Rechtsextremismus, ist das „blankes Behördenversagen“. Nun müsse
       verhindert werden, dass Krüger einen Jagdschein erhält und damit die
       Erlaubnis zum Umgang mit und Besitz von Waffen, sagt Noetzel.
       
       In Mecklenburg-Vorpommern, versichert Innenminister Christian Pegel (SPD)
       stetig, sollen Rechtsextreme und Reichsbewegte keine Waffen führen dürfen.
       Die Crux: In dem Bundesland muss für die Prüfung kein polizeiliches
       Führungszeugnis vorgelegt werden. Der rechtsextreme Hintergrund sei dem
       Landkreis zudem nicht bekannt gewesen, erklärte eine Sprecherin.
       
       Das Oberverwaltungsgericht in Mecklenburg-Vorpommern hat die Pflicht zum
       Führungszeugnis gekippt. Die Prüfung der Zulässigkeit erfolgt erst, wenn
       ein Jagdschein beantragt wird. Den Schein kann Krüger aber auch an anderer
       Stelle irgendwann einmal beantragen.
       
       Auf Facebook warnt er wegen der angeblichen Krise der Geflüchtetenpolitik
       mit Hinweis auf die Ausschreitungen 1992 in Rostock-Lichtenhagen: „Die
       Geschichte muss sich nicht wiederholen, wenn Politiker es nicht befeuern.“
       
       2 Mar 2023
       
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