# taz.de -- Zahlen für Brandenburg 2022: 138 rechte Gewalttaten
       
       > Die Opferperspektive hat ihre Gewaltstatistik für Brandenburg
       > vorgestellt. Ihre Zahlen sind niedriger als die der Polizei – wegen
       > anderer Kategorien.
       
 (IMG) Bild: Auch wenn sich die Zahlen unterscheiden: Rassistische Gewalt in Brandenburg bleibt ein Problem
       
       BERLIN taz | 138 rechte Gewalttaten hat die [1][Opferperspektive] für das
       Jahr 2022 in Brandenburg erfasst. Die Initiative stellt damit einen
       leichten Rückgang gegenüber 2021 fest – damals zählten sie 150 Fälle. Diese
       Zahlen gab die Initiative auf einer Pressekonferenz am Mittwochmorgen
       bekannt.
       
       Häufigstes Tatmotiv rechter Gewalttäter sei auch im vergangenen Jahr
       Rassismus gewesen: Von allen registrierten rechten Angriffen hätten sie für
       91 ein rassistisches Tatmotiv festgestellt. Das entspricht einem
       prozentualen Anteil von knapp 66 Prozent. Die Anzahl rechter und
       rassistischer Angriffe bewege sich damit seit 2019 auf einem relativ
       konstant hohen Niveau.
       
       Einen ganz anderen Eindruck erweckten die Zahlen des Innenministeriums, die
       im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage der Linke-Landtagsabgeordneten
       Andrea Johlinge veröffentlicht wurden. [2][Auch die taz berichtete Ende
       Februar über den starken Zuwachs von rassistisch motivierten Straftaten um
       mehr als 40 Prozent, der aus diesen Zahlen für Brandenburg hervorgegangen
       war.]
       
       In der eigenen Statistik kann die Opferperspektive einen solchen Anstieg
       nicht bestätigen, sagte deren Projektkoordinatorin Anne Brügmann der taz.
       Ursache für diese Widersprüche seien die Erfassungskriterien der
       Brandenburger Polizei.
       
       „Deutschfeindlichkeit“ wird in der Statistik erfasst 
       
       Diese wiederum beziehen sich auf bundesweite Kriterien. Im bundesweiten
       PMK-Erfassungssystem (Politisch motivierte Kriminalität) wurde nämlich 2019
       „Deutschfeindlichkeit“ neben „Fremdenfeindlichkeit“ als Unterkategorie im
       Themenfeld „Hasskriminalität“ eingeführt. Es würden dadurch auch Taten, die
       von nichtdeutschen Täter:innen begangen wurden, als „fremdenfeindlich“
       gewertet, sagt Brügmann. Außerdem zählten demnach auch Taten, die sich
       gegen Deutsche richteten, als „fremdenfeindlich“.
       
       Fremdenfeindliche Taten, welche dieser Logik zufolge nur deshalb
       fremdenfeindlich seien, weil Täter und Opfer unterschiedliche
       Nationalitäten haben, würden als rassistische Straftaten gewertet. „Das hat
       die Statistik der Polizei nach oben getrieben“, sagt Brügmann. „Rassismus
       muss auch als Rassismus benannt werden“, sagt sie, aus ihrer Sicht sei dies
       eine „Begriffs-Konfusion“.
       
       Veröffentlichungen der Polizei seien die Grundlage, um das Problem
       rassistischer Angriffe in der Bevölkerung einzuordnen – „da sollte man
       schon sauber arbeiten“, betont sie. Brügmann zufolge brauche es dafür
       „vernünftige Kategorien, vernünftige Begriffe und ein Grundverständnis
       davon, was Rassismus ist.“ Das mangelhafte Kategoriensystem polizeilicher
       Statistiken könne die Realität rassistischer Gewalt nicht abbilden.
       
       „Klar, wenn die Zahlen höher sind, gibt das erstmal einen größeren
       Alarmismus. Wir gehen sowieso davon aus, dass wir zu wenig Rassismus
       wahrnehmen. Es gibt ein großes Dunkelfeld bei rassistischen Taten.“
       Gleichzeitig jedoch sei es wichtig, mit solchen Zahlen seriös zu arbeiten
       und nicht plötzlich „Äpfel mit Birnen vergleicht“ denn das könne fatale
       Auswirkungen haben. Von einem Rassismus gegen Deutsche zu sprechen, so
       Brügmann, das verkenne das Grundprinzip von Rassismus, der stets auf
       ungleichen Machtstrukturen beruht.
       
       Besorgniserregend sei die verhältnismäßig hohe Anzahl antisemitischer
       Gewaltdelikte, hieß es weiter. 2022 seien acht solcher Angriffe gezählt
       worden. Im Jahr davor wurde ein judenfeindlicher Übergriff registriert. Die
       Fälle seien im vergangenen Jahr auf ganz Brandenburg verteilt gewesen. Ein
       Muster sei dabei nicht zu erkennen gewesen. In drei Fällen seien Betroffene
       zielgerichtet mit dem Tod bedroht worden.
       
       16 Mar 2023
       
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