# taz.de -- Klimaproteste von Fridays for Future: Fridays gegen FDP
       
       > FDP und SPD blockieren im Koalitionsausschuss eine klimafreundliche
       > Politik. Die Bewegung geht auf die Straße. Sie ist wütend, aber auch
       > ratlos.
       
 (IMG) Bild: Sie trotzten dem Regen am Freitag in Berlin
       
       BERLIN taz | Ganz still ist es, als die Demonstration von der
       Invalidenstraße rechts auf den Platz vor dem neuen Tor abbiegt. An der
       [1][Bundesgeschäftsstelle der Grünen] hängt ein blau-gelbes Banner als
       Solidarität mit der Ukraine. Irgendwie solidarisch mit den Grünen sind auch
       die vielleicht 500 Demonstrantinnen und Demonstranten, die am Freitag dem
       Aufruf von Fridays for Future gefolgt sind. Oder ist es eher Mitleid? Keine
       Parolen, keine Kritik. Die Klimabewegung zieht an den Grünen vorbei und
       straft sie mit Missachtung.
       
       Ganz anders ist die Stimmung kurze Zeit später in der Reinhardtstraße.
       „Ganz Berlin hasst die FDP“, ruft die Menge. Direkt vor die
       [2][Parteizentrale der Liberalen] dürfen die Demonstrierenden nicht. Aber
       auch so ist die Stimmung angespannt.
       
       „Als ich das Ergebnis des Koalitionsausschusses gesehen habe, war ich nur
       noch müde“, sagt eine Rednerin. „Nun aber ist die Müdigkeit in Wut
       umgeschlagen.“
       
       Wütend sind sie, aber auch wenig. 1.000 Personen hatte Fridays for Future
       für die Demo am Freitag angemeldet. Sie hätte eine Reaktion sein können auf
       die 30-stündigen Verhandlungen der Ampelregierung, aus denen einmal mehr
       FDP und SPD als Sieger hervorgegangen sind. Und auf den verlorenen
       [3][Volksentscheid Berlin 2030 klimaneutral]. Doch nun scheint es, als sei
       die Luft raus. Von einer Radikalisierung der Bewegung, die einige
       Beobachter prophezeit haben, ist am Freitag wenig zu sehen.
       
       ## 200.000 Unterschriften übergeben
       
       Bei der Auftaktkundgebung am Invalidenpark versuchte Luisa Neubauer ihre
       Fassungslosigkeit in Worte zu fassen. „Fünf Jahre lang haben wir für
       Klimaschutzgesetz gekämpft, und jetzt sitzt der Koalitionsausschuss
       zusammen und schreddert das, was wir erreicht haben“, ruft die
       Klimaaktivistin. Vor allem die Aufgabe der Sektorziele im Klimaschutzgesetz
       macht die Demonstranten wütend. „Man will durchkommen mit dem, was man als
       Arbeitsverweigerung bezeichnen muss.“
       
       Einen Seitenhieb auf die Grünen gibt es immerhin. „An dieser Stelle hätte
       man sagen müssen, wir gehen raus“, sagt Neubauer. Und auch der
       Bundeskanzler bekommt sein Fett weg. „Klimakanzler war Olaf Scholz zuletzt
       vor zwei Jahren im Wahlkampf.“
       
       Der ganze Unmut aber richtet sich auf dem Invalidenpark auf denjenigen, der
       seinen Sitz im Nachbargebäude hat: Bundesverkehrsminister Volker Wissing
       von der FDP. Als „Dinosaurier der Verkehrspolitik“ wird er auf einem Schild
       bezeichnet.
       
       Nach Luisa Neubauer spricht eine Vertreterin von Campact. 200.000
       Unterschriften wurden gesammelt, mit denen der Verkehrsminister zum
       Rücktritt aufgefordert wird. „Die FDP ist wenigstens ehrlich“, sagt die
       Campact-Sprecherin. „Sie macht Politik für Porschefahrer. Und Scholz guckt
       zu und stellt sich auf die Seite der FDP.“ Noch aber sei nichts
       beschlossen, betont sie. „SPD und Grünen dürfen dem nicht zustimmen. Die
       Bundestagsabgeordneten sind jetzt am Zug.“
       
       ## Am Ende gießt es in Strömen
       
       Kurz darauf setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung. Am Eingang des
       Ministeriums werden die Unterschriften entgegengenommen. Ein Mitarbeiter
       nimmt sie höflich dankend in Empfang. „Er sieht aus wie der Pförtner“, sagt
       eine Demonstrantin. Der Demonstrationszug hatte zuvor gestoppt. Abstand
       halten lautet das Gebot.
       
       Nach der Kundgebung vor der FDP-Zentrale kehrt der Demozug um und zieht
       weiter Richtung Kanzleramt. Gab es vorher nur einzelne Schauer, gießt es
       nun in Strömen. „Klimaziele abschaffen. How dare you?!“, heißt es auf dem
       Leittransparent, das die Demonstrierenden tragen. Die Drohung wirkt an
       diesem Freitag etwas dick aufgetragen.
       
       31 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
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