# taz.de -- Neue Richtlinie für Flugzeugkraftstoffe: EU will Flugzeuge grüner machen > Die EU hat sich auf Vorschriften für erneuerbare Flugkraftstoffe > geeinigt. Ein Allheilmittel für die Klimabilanz des Sektors ist das aber > nicht. (IMG) Bild: Schießt die EU am Klimaziel vorbei? BRÜSSEL taz | Der Luftverkehr in der EU soll grüner werden. Zu diesem Zwecke haben sich Unterhändler:innen der EU-Mitgliedstaaten, des Europäischen Parlaments und der EU-Kommission am Dienstagabend auf eine neue Richtlinie geeinigt. Der Luftfahrtindustrie werden damit Vorgaben für die Beimischung sogenannter „grüner“ Kraftstoffe gemacht. 2025 sollen Flugzeug-Kraftstoffe demnach 2 Prozent „grüne“ Kraftstoffe enthalten. Der Anteil wird schrittweise angehoben, bis auf 70 Prozent im Jahr 2050. Unter „grünen“ Kraftstoffen versteht die EU solche, die nicht aus fossilen Ressourcen gewonnen werden. Darunter fallen [1][synthetische Kraftstoffe] (E-Fuels) sowie solche, die aus Abfällen der Landwirtschaft oder der Lebensmittelindustrie gewonnen werden, also beispielsweise aus gebrauchtem Speiseöl oder Tierfett, das bei der Schlachtung anfällt. Ausgenommen sind Kraftstoffe, die aus [2][Nahrungsmitteln] wie Mais, Soja oder Palmöl hergestellt werden. Das könnte schließlich zulasten der Ernährungssicherheit gehen, was die Regelung vermeiden soll. Hier fängt aber auch schon die Problematik an, denn der Unterschied zwischen Nahrungsmitteln und Abfall muss erst mal definiert werden. „Wie macht man das? Wer entscheidet das?“, fragt Stefan Lechtenböhmer, Experte für Energie- und Industriesysteme vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Auch könne die Nachfrage nach gebrauchtem Speiseöl und Tierfett zu Engpässen in anderen Branchen führen, in denen diese verarbeitet werden, warnt die NGO Transport & Environment. Da dort nicht dieselben Regeln gelten, könnten letztlich doch Nahrungsmittelpflanzen in die Bresche springen. ## CO2 ist nur ein Drittel der Miete Teil der EU-Richtlinie ist auch ein sogenanntes „Öko-Label“ für Flüge. Airlines können ihre Flüge dann mit einem Label vermarkten, das auf dem CO2-Fußabdruck pro Passagier und der CO2-Effizienz pro Flugkilometer basiert. Die Maßnahmen können den Klimaeffekt von Flügen allerdings nicht auf Null senken – selbst wenn irgendwann nur noch „grüne“ Kraftstoffe genutzt würden. Die CO2-Emissionen von Flugzeugen sind nur für etwa ein Drittel ihres [3][Treibhauseffekts] verantwortlich. Der Rest wird durch Stickoxide und Wasser verursacht. Die Kondensstreifen, die Flugzeuge in den Himmel zeichnen, sind der wichtigste Klimaeffekt von Flugzeugen. Und für die ist es egal, ob das Kerosin aus Erdöl oder altem Pommesfett aus der Currywurstbude stammt. 26 Apr 2023 ## LINKS (DIR) [1] /FDP-Kampf-fuer-synthetische-Kraftstoffe/!5921663 (DIR) [2] /Biodiesel-und-Klimaziele/!5567748 (DIR) [3] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=SWD%3A2020%3A277%3AFIN ## AUTOREN (DIR) Jannik Grimmbacher ## TAGS (DIR) Ökologischer Fußabdruck (DIR) Flugscham (DIR) CO2-Emissionen (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) CO2-Ausstoß (DIR) CO2 (DIR) E-Fuel (DIR) Flugverkehr (DIR) Fliegen (DIR) E-Autos (DIR) Schwerpunkt Klimawandel (DIR) fossile Energien (DIR) FDP (DIR) Schwerpunkt Klimawandel ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Mini-E-Auto statt SUVs: Aus eins mach drei Eine Schweizer Firma will den Trend zu immer größeren Autos umkehren. Drei ihrer Mini-E-Autos vom Typ „Microlino“ passen auf einen Stellplatz. (DIR) Studien zu Lausitz und Verkehr: Zu viel Kohle und Auto für 1,5 Grad Der Verkehrssektor wird die Klimaziele reißen, und der Kohleausstieg in der Lausitz kommt zu spät. Das ist das Ergebnis zweier aktueller Studien. (DIR) FDP-Kampf für synthetische Kraftstoffe: Das Märchen von den E-Fuels Synthetische Kraftstoffe sind nicht nur teuer, es gibt sie auch nicht ausreichend. Dass Verbrenner umweltfreundlich fahren werden, ist ein Irrglaube. (DIR) Wissing blockiert Aus von Verbrennern: E-Fuels könnten Big Oil retten Die FDP kämpft gegen das Aus für Verbrennermotoren und für den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen. Wer dafür lobbyiert – und wer davon profitiert. (DIR) Schlechtes Gewissen für den Klimaschutz: Mehr Flugscham, bitte! Eine Kerosinsteuer ist in weiter Ferne, auch bis zur Besteuerung von CO2 kann es noch eine Weile dauern. Wenn nicht Flugscham, was denn sonst?