# taz.de -- Schlechtes Internet in Deutschland: Warmer Kakao statt schnellem WLAN
       
       > Ob in der Metro in Kairo oder in der US-amerikanischen Pampa. Überall
       > empfängt unser Kolumnist gut Internet – nur nicht in Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Zuverlässiger als jeder Router in Deutschland: ein schön warmes Getränk
       
       Während ich diese Zeilen tippe, blinkt das Lämpchen an [1][meinem
       WLAN-Router] rot. Das Internet hat sich wieder verdünnisiert. Deutschland
       ist offline und das nicht nur in Sachen World Wide Web. Aber heute soll es
       um die Digitalisierung gehen – um ihre Abwesenheit.
       
       Ich habe schon alle Provider in meinem Leben durch.
       Nafrichten-Testergebnis: Almans [2][können kein Internet]. In der Metro in
       Kairo habe ich schon Video-Konferenzen abgehalten, in Südkorea war das
       Internet vor einem Jahrzehnt schon so schnell, wie es in Deutschland
       angeblich in zehn Jahren werden soll, in der Pampa neulich in den USA hatte
       ich exzellenten LTE-Empfang.
       
       Apropos Empfang: In meinem Büro mitten in der deutschen Hauptstadt habe ich
       mal ein, mal zwei Balken auf der Empfangsanzeige meines Smartphones, aber
       nur, wenn ich an es am Fenster platziere und die Tür nicht schließe. Am
       Telefon würde ich wie ein Roboter klingen, manchmal komme ich mir auch so
       vor.
       
       Ich bin viel in Deutschland unterwegs. Neulich hat mich ein Kollege
       angerufen und im verspäteten ICE erwischt. Wir haben uns drei Minuten
       überglücklich gewundert, dass wir uns hören konnten. Als wir zum
       eigentlichen Thema kamen, war der Empfang weg. Selbst schuld.
       
       ## Mal wieder Probleme mit Internet
       
       Meine Zugfahrten sind manchmal sehr lang, aber sie vergehen wie im
       klimafreundlichen Flug, weil der Nervenkitzel so groß ist, welches WLAN
       diesmal nicht funktionieren wird: WIFIonICE oder WIFI@DB. Freude, wenn ich
       über Landesgrenzen fahre und das WLAN im Zug in Tschechien, der Schweiz
       oder Dänemark plötzlich schnell ist, dass ich nicht mehr arbeiten muss und
       Serien streamen kann.
       
       Wäre ich ein aufstrebendes, innovatives Start-up, ich würde meine App, die
       eigentlich niemand braucht, nicht in Deutschland entwickeln. Hab gehört,
       für so etwas braucht es ein bisschen Digitalisierung. Wer ist [3][dafür
       eigentlich politisch verantwortlich?] Ich weiß es nicht, mein Internet
       funktioniert ja nicht. Ich glaube, der Typ von der FDP heißt Volker
       Wissling oder so. Ist ja auch alles nur noch egal.
       
       Den Gipfel des Frustes habe ich neulich erklommen, als das Lämpchen aus der
       Hölle wieder provokant blinkte und ich bei schlechtem Wetter ein Café
       aufsuchte. Ich bestellte am Tresen einen Kakao, setzte mich hastig hin,
       klappte meinen Laptop auf, rief die dringliche Mail mit dem üppigen Anhang
       auf, wollte sie abschicken und suchte nach dem lokalen Netzwerk, nur um die
       Info zu bekommen: Es gäbe gerade Probleme mit dem Internet.
       
       Wenigstens war der Kakao lecker und ich schickte kurze Zeit später die Mail
       vor einem Supermarkt ab. Das WLAN dort funktionierte ausnahmsweise. Um
       herunterzukommen, kaufte ich mir ein Törtchen. So werde ich von
       Offline-Deutschland noch Diabetes bekommen.
       
       Jetzt stellt sich die Frage, wie ich ohne Netz am Schreibtisch diesen Text
       an die Redaktion verschicken und an die Leser*in bringen kann. Ich habe
       eh wieder Heißhunger auf Törtchen.
       
       3 May 2023
       
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