# taz.de -- Chinas nukleare Aufrüstung: Gefährliches Druckmittel
       
       > Bis Ende des Jahrzehnts könnte China die weltweite Spitzenposition als
       > Atommacht innehaben. In der Region ist man sich der Gefahr bereits
       > bewusst.
       
 (IMG) Bild: Tiananmenplatz, Peking, 1.10.2019: Militärparade mit Interkontinentalraketen
       
       Experten warnen bereits seit einigen Jahren vor Chinas nuklearer
       Aufrüstung. Doch in Peking hat man sämtliche Anschuldigungen stets als
       „Lügen“ abgetan. Selbst als US-Forscher neue Atomsilos in der
       nordchinesischen Wüste Gobi auf Satellitenbildern entdeckten, schrieben die
       Staatsmedien, dass es sich lediglich um Windräder in einem Energiepark
       handele.
       
       Der am Montag veröffentlichte Jahresbericht des Stockholmer
       [1][Friedensforschungsinstituts Sipri dürfte nun die Weltöffentlichkeit
       endgültig aufgerüttelt haben]: Kein Staat der Welt weitet sein
       Atomwaffenarsenal mit einer solchen Geschwindigkeit aus wie China. Allein
       im letzten Jahr hat Peking zu seinen bereits bestehenden 350 Sprengköpfen
       rund weitere 60 hinzugefügt, eine Steigerung von knapp 20 Prozent.
       
       Kritiker wenden zwar ein, dass die USA und Russland nach wie vor ein
       Zehnfaches an Atomwaffen gelagert haben. Doch das Argument hinkt und hat
       ein Ablaufdatum: Bis Ende des Jahrzehnts könnte die Volksrepublik bereits
       die weltweite Spitzenposition als Atommacht erklommen haben. Viel wichtiger
       jedoch ist es, nach den Motiven hinter der chinesischen Aufrüstung zu
       fragen. Klarerweise erfolgt diese nicht unabhängig [2][von den
       geopolitischen Spannungen]: Im Pekinger Regierungsviertel Zhongnanhai
       glaubt man längst, dass [3][der politische Westen] darauf hinarbeitet,
       Chinas Aufstieg einzudämmen. Insbesondere die USA würden zudem einen
       offenen Krieg provozieren, der sich am Taiwankonflikt entzünden könnte.
       
       ## Südkorea in Alarmbereitschaft
       
       Doch das allein sind keine hinreichenden Erklärungen. China verfügt
       schließlich bereits über genug Kapazitäten für eine effiziente
       Abschreckung: Es hat ausreichend Atomwaffen, um einen potenziellen
       Erstschlag zu überleben und eine Vergeltung zu starten.
       
       Dass man weiter aufrüstet legt nahe, dass Peking künftig seine Atomwaffen
       auch als Druckmittel in Konflikten einsetzen könnte. In der unmittelbaren
       Region ist man sich der Gefahren besonders bewusst: In Südkorea etwa ist
       erstmals seit Jahrzehnten wieder die Frage nach eigenen Atomwaffen
       aufgekommen. Weitere Staaten dürften folgen.
       
       12 Jun 2023
       
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 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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