# taz.de -- Tausende protestieren gegen AfD-Parteitag: „Omas gegen rechts“ marschieren mit
       
       > Etwa 2.500 Menschen haben am Samstag in Magdeburg gegen den AfD-Parteitag
       > demonstriert. Unterwegs mit dem Protestzug.
       
 (IMG) Bild: „Wir müssen dem Rechtsruck etwas entgegensetzen“, sagt einer der Protestierenden
       
       MAGDEBURG taz | Bereits zwei Stunden vor Beginn der Proteste gegen den
       Bundesparteitag der AfD sind 13 Polizeiwagen vor dem Magdeburger
       Hauptbahnhof zu sehen. Es nieselt ein wenig, einige Menschen sitzen in
       einer Bäckerei gegenüber vom Bahnhof, um nicht nass zu werden.
       „Entschuldigung, was steht denn da auf Ihrem Banner?“ fragt eine ältere
       Frau eine andere am Nebentisch. „Omas gegen rechts“ antwortet diese stolz.
       „Na, das finden wir ja super“, antwortet Erstere und zeigt auf ihre noch
       deutlich ältere Begleitung. „Sie hat das ja noch alles miterlebt damals.
       Rechte, die mögen wir nicht“, sagt sie etwas lauter in das Ohr ihrer
       Nachbarin. Die alte Dame nickt zustimmend.
       
       Es ist Samstag, der zweite und größere Protesttag in Magdeburg. Um kurz vor
       zwölf Uhr füllt sich der Bahnhofsvorplatz. Gerade standen noch einige
       Menschen schüchtern unter Bäumen und Bedachungen, doch schnell werden
       unzählige Regenschirme aufgeklappt, Kapuzen übergezogen und es kann
       losgehen. „Björn Höcke ist ein Nazi“ steht auf unzähligen Schildern sowie
       „Stoppt die Brandstifter“ oder „Rassismus ist keine Alternative“.
       
       „Menschen mit unterschiedlichen Meinungen sind hier zusammengekommen, aber
       alle stellen sich heute gemeinschaftlich gegen die AfD“, ruft jemand von
       einem der Demonstrationsfahrzeuge durch ein Megafon. Die Linke, Grüne,
       Jusos, die Antifa, Bündnisse, Vereine und sogar Unternehmen sind nicht nur
       aus Magdeburg, sondern teilweise aus ganz Deutschland gekommen, um gegen
       den [1][Bundesparteitag der AfD] zu protestieren.
       
       Der Protestzug setzt sich in Bewegung, und die Landeshauptstadt wird so
       laut und voll, wie es nur selten der Fall ist. Laut Schätzungen des MDR
       sind [2][etwa 2.500 Menschen] vor Ort. Die meisten sind auf dem größeren
       Protestzug, der einmal quer durch die Innenstadt läuft und am Jerichower
       Platz unweit des Parteitages der AfD endet. Der zweite kleinere Protestzug
       wird mit lauter Technomusik als Rave abgehalten und bewegt sich bis in den
       späten Nachmittag durch die gesamte Stadt. Über den Himmel zieht ein
       Flugzeug mit dem Banner „Solidarität statt Hetze“.
       
       Einen Tag zuvor kreiste es noch mit der Aufschrift „Scheiß AfD“ über der
       Magdeburger Innenstadt und den Parteitag. Am Rande der Proteste sieht man
       immer wieder vereinzelt Menschen, die etwas die Nase rümpfen oder den
       Ordner*innen deutlich klarmachen, dass sie auf keinen Fall zu dem
       Demonstrationszug gehören, sondern nur vorbeilaufen möchten. Von richtigen
       Gegenprotesten fehlt jedoch jede Spur.
       
       „Viel mehr Menschen als gedacht“ 
       
       Der Regen hat mittlerweile aufgehört und auf einem kurzen Stopp der Demo
       werden fleißig Anti-AfD-Sticker ausgetauscht, Parolen gesungen und Snacks
       geteilt. Am Jerichower Platz wird bis in die Abendstunden Krach gemacht, um
       den Parteitag zu stören. „Ich bin superzufrieden mit der Demo heute“, sagt
       Vera von der Linksjugend Magdeburg. „Es waren viel mehr Menschen da, als
       ich gedacht hätte. Es war ein breites Bündnis aus Parteien, aus
       Gewerkschaften, aus Jugendverbänden und anderen Gruppierungen. Und es ist
       total schön zu sehen, dass wir auch zusammen funktionieren können“, ergänzt
       sie. Ihr sei vor allem wichtig, den „Kampf“ gegen die AfD nicht nur im
       Parlament zu führen, sondern auch auf der Straße.
       
       Zu den Protesten aufgerufen hat das lokale Bündnis [3][Solidarisches
       Magdeburg]. Joschie, der nicht mit seinem echten Namen genannt werden will,
       ist Teil des Kernteams. Schon seit Monaten bereiten sie sich auf den
       Parteitag der AfD vor und haben die Versammlung, Kundgebungen und Konzerte
       auf dem Jerichower Platz organisiert. „Die Proteste sind extrem wichtig.
       Wir sehen es an den Umfragewerten von der AfD aktuell. Die sind explodiert,
       auch im Vergleich zu den letzten Jahren“, erklärt Joschie. „Wir müssen dem
       Rechtsruck und der Faschisierung der Gesellschaft etwas entgegensetzen und
       zeigen, dass die AfD nicht zum demokratischen-politischen Spektrum zählen
       kann oder sollte.“ Die Partei stelle ein großes Problem für die
       Gesellschaft dar.
       
       Dass so viele Menschen gekommen sind, mache ihn „mega happy“. In Städten
       wie Berlin oder Köln wäre das vermutlich keine Kunst. Für Magdeburg als
       wenig wahrgenommene ostdeutsche Landeshauptstadt, in der kaum ein ICE hält,
       ist dieser Tag etwas Besonderes – und ein starkes Zeichen gegen die immer
       weiter wachsende AfD.
       
       30 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /AfD-Parteitag-in-Magdeburg/!5951660
 (DIR) [2] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/afd-bundesparteitag-protest-demo-mahnwache-102.html
 (DIR) [3] http://solidarisches-magdeburg.org/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Pichler
       
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